Pilotversuch zu Microsoft beendet: Entscheidung absehbar

dpa/lsw Stuttgart. Der Streit um eine Microsoft-Lernsoftware schwelt weiter: Viele Verbände haben sich gegen ihren Einsatz an den Südwestschulen ausgesprochen. Aber es gibt auch lobende Worte für das Produkt. Viel hängt von der Stellungnahme des Datenschutzbeauftragten ab.

Die Entscheidung zum Einsatz der umstrittenen Lernsoftware des US-Konzerns Microsoft an den baden-württembergischen Schulen rückt näher. Nach dem Ende eines Pilotprojektes des Kultusministeriums und des begleitenden Landesdatenschutzbeauftragten werden in der kommenden Woche die Beteiligten das Ergebnis erörtern. „Es wird eine klare Empfehlung geben“, sagte Stefan Brink, der oberste Datenschützer des Landes, am Freitag. Kritiker lehnen das Microsoft-Produkt vor allem wegen aus ihrer Sicht unzureichenden Datenschutzes ab. 24 Verbände hatten am Freitag ein gemeinsames Positionspapier gegen die Plattform MS 365 veröffentlicht.

Das Ministerium betonte, dass es sich an der Stellungnahme des Landesdatenschutzbeauftragten orientiere, um den Schulen Rechtssicherheit im Datenschutz zu geben. Wegen dessen Bedeutung habe man sich bei der Klärung aller datenschutzrechtlichen Fragen bewusst die notwendige Zeit genommen. Andererseits werde Microsoft Office 365 bereits von vielen Schulträgern und Schulen sowie weiten Teilen der öffentlichen Verwaltung genutzt. Zahlreiche Lehrkräfte und Schulleitungen wünschten sich MS Office Produkte auch wegen derer intuitiven Anwendbarkeit. „Ein Einbezug in die digitale Bildungsplattform wäre deshalb effizient und nah an der Alltagspraxis vieler Schulen“, hieß es aus dem Ministerium. Eine abschließende Entscheidung zum weiteren Vorgehen müsse jedoch die neue Landesregierung treffen.

Das dreimonatige Pilotprojekt hatte mit 30 beruflichen Schulen begonnen, einige Gymnasien waren hinzugekommen. Untersucht wurde der Einsatz der Plattform in der Kommunikation der Lehrer und für die Schulverwaltung. An MS 365 scheiden sich nach Brinks Beobachtung die Geister: Den einen reichten die vom Land bereitgestellten Moodle und weitere Open-Source Produkte nicht aus. Andere kritisieren die herkömmliche Software als instabil. Beruflichen Schulen sei es wichtig, dass die Schüler professionelle Produkte nutzten, denen sie später in ihrem Arbeitsleben begegnen.

Brink plädiert dafür, die bestehenden Angebote zu verbessern, damit die Schulen zwischen diesen und einem etwaigen Angebot des US-Konzerns wählen können. Er hatte zu Beginn des Modellversuchs betont, es müsse sichergestellt werden, dass Hintergrunddaten nicht in die USA abflössen.

Die zwei Dutzend Bildungsverbände hatten das Kultusministerium vor der Einführung der Bildungsplattform MS 365 gewarnt. Die Software des US-Konzerns Microsoft stelle eine Gefahr für den Datenschutz, den Schulfrieden und die Rechtssicherheit dar, kritisieren Schüler, Eltern und Lehrerverbände dem gemeinsamen Positionspapier.

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