Polizeigewerkschaft rechnet wegen Corona mit Politik ab

dpa/lsw Stuttgart. Viele Menschen in Baden-Württemberg verstehen die Corona-Regeln aus Sicht der Polizeigewerkschaft DPolG nicht oder ignorieren sie bewusst. Landeschef Ralf Kusterer machte dafür am Freitag vor allem die Politik und ihre Kommunikation verantwortlich.

„Das Sozialministerium schafft es auch nach Monaten nicht, eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Man muss den Bürgerinnen und Bürgern endlich mit einfacher Sprache verdeutlichen, was gilt und was nicht“, hieß es in einer Mitteilung. Selbst das grün-geführte Verkehrsministerium habe es nicht geschafft, den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. „Wir können doch nicht weiter zulassen, dass in Bussen, die für 50 Personen zugelassen sind, gefühlt 100 Schülerinnen und Schüler dicht gedrängt zur Schule transportiert werden“, schimpfte Kusterer. „Wenn wir so weiter machen, ist dieser „Mini-Lockdown“ für die Katz'.“

Polizeikollegen meldeten nach Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Verordnung eine steigende Zahl an Verstößen. Es sei nicht zu erkennen, dass irgendwo eine Verbesserung eintrete. „Vielmehr steigt der Gesprächsbedarf, um Menschen auf die Einhaltung hinzuweisen“, so Kusterer. „Auch steigt nach unseren Erkenntnissen der notwendige Anzeigenbedarf, weil Menschen uneinsichtig sind.“

Aus seiner Sicht hätten einige Ministerien, Städte und Kommunen nicht den Ernst der Lage erkannt. Sozialminister Manne Lucha (Grüne) empfahl er, sich ein Beispiel an Bayern zu nehmen, wo mit einfachen Grafiken übersichtlich die Corona-Regelungen aufgearbeitet würden.