Mord an dem Polizisten Rouven Laur

Polizeigewerkschaftler wirft Islamkritikern vor, ehrlos zu sein

Für den Jahrestag des mutmaßlichen Terroranschlags auf dem Mannheimer Marktplatz hat der umstrittene Verein Pax Europa am Tatort eine Gedenkveranstaltung angemeldet. Baden-Württembergs Polizeigewerkschaften sind entsetzt.

Polizeigewerkschaftler wirft Islamkritikern  vor, ehrlos zu sein

Die Gedenkveranstaltung des umstrittenen Vereins soll auf dem Marktplatz in Mannheim stattfinden.

Von Franz Feyder

Pax Europa, der sich selbst als islamkritisch bezeichnende Verein, will am Jahrestag des mutmaßlichen Terroranschlags von Mannheim eine Gedenkveranstaltung abhalten. Eine Sprecherin der Stadt bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung, dass der Verein für den 31. Mai zwischen 13 und 15 Uhr eine Versammlung für 30 Personen auf dem Mannheimer Marktplatz angemeldet habe.

Am 31. Mai 2024 hatte wahrscheinlich der Afghane Sulaiman A. an selber Stelle vor Beginn einer Veranstaltung Pax Europas zunächst deren vorgesehenen Redner Michael Stürzenberger mit einem Messer angegriffen und ihn sowie herbeieilende Helfer damit zum Teil schwer verletzt. Kurz nach dem Beginn der Attacke stürmten 22 Polizistinnen und Polizisten des Einsatzzuges Mannheim vom Rand des Marktplatz in dessen Zentrum. Ihr Auftrag war es an diesem Tag, die PE-Veranstaltung zu schützen, weil diese oft von Passanten als provokativ wahrgenommen werden. Deshalb kam es in der Vergangenheit auch in anderen Bundesländern bei den von starken Polizeikräften gesicherten Infoständen der PE oft zu verbalen Auseinandersetzungen und mitunter zu Rangeleien.

Die sich vor einem Jahr in Mannheim auf ihren Einsatz vorbereitenden Beamten gingen zunächst von einer Schlägerei mit mehreren Beteiligten in der Mitte des Marktplatzes aus. Sie hatten von ihrem Sammelraum aus keine Sicht auf die Geschehnisse in der Platzmitte. Ihr Ziel sei es deshalb gewesen, mögliche Gruppen zu trennen und zu sortieren. Der an diesem Tag als Zugführer, als der Verantwortliche für die ganze Polizeieinheit, eingesetzte Hauptkommissar Rouven Laur erreichte das Geschehen als einer der Ersten. Er brachte einen Mann zu Boden und wollte diesen gerade fixieren, als sich Sulaiman A. aus einem Bodenkampf befreien konnte und mit seinem Messer auf den 29 Jahre alten Polizisten einstach, diesen im Kopf und am Hals so schwer verletzte, dass Laur zwei Tage später verstarb.

In seiner Befragung durch die Richter des 5. Senates des Stuttgarter Oberlandesgerichts sagte Sulaiman A. aus, es „habe jemand sterben müssen“, als er realisierte, dass sein eigentliches Ziel Michael Stürzenberger offenbar die Messerattacke überlebt habe. Er habe deshalb hinterrücks auf den am Boden knienden Rouven Laur eingestochen.

Dass Pax Europa genau am Jahrestag an selber Stelle eine eigene Veranstaltung plant und angemeldet hat, ruft massive Kritik der beiden großen Polizeigewerkschaften in Baden-Württemberg hervor. Gundram Lottmann, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sagte unserer Zeitung: „Unsere Kolleginnen und Kollegen, die diese Veranstaltung am Jahrestag des möglichen Attentats absichern müssen, verdienen gerade an diesem Tag Schutz und Rückhalt – und nicht die Belastung, ausgerechnet diese ungeheuerliche Provokation Pax Europas auch noch schützen zu müssen.“

Massive Kritik der Polizeigewerkschaften an Pax Europa

Ralf Kusterer, stellvertretender Bundesvorsitzender und Chef der baden-württembergischen Sektion der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), ergänzte, die Demokratie, der wehrhafte Rechtsstaat, vor allem aber die um ihren Kollegen trauernden Polizistinnen und Polizisten würden mit so einer Veranstaltung stark belastet: „Es widert mich an, wie das Gedenken an unseren geschätzten Kollegen hier missbraucht wird. Leider sind und waren die Aktionen von Pax Europa – aber auch der AfD – schon damals unmittelbar nach dem widerlichen Attentat nur die Spitze des Eisbergs.“ Er erwarte von beiden Akteuren keine politische Moral. „Aus dem Leid, der Trauer und dem Gedenken an einen auf schreckliche Art ermordeten Polizisten politisches Kapital ziehen zu wollen ist ehrlos und verabscheuungswürdig.“

Eine Sprecherin der Stadt Mannheim, die eine eigene Gedenkveranstaltung auf dem Mannheimer Marktplatz plant, sagte, es liefen „Gespräche dazu, welche Versammlung wann und wo stattfinden wird“.