Polizeipsychologe erklärt Denkmuster von Amokläufern

dpa/lsw Heidelberg. Amokläufer haben nach Ansicht des Polizeipsychologen Adolf Gallwitz bei tödlichen Angriffen wie dem in Heidelberg ein gemeinsames Denkmuster. „Er hat eine grandiose Art des Untergehens gesucht“, sagte Gallwitz dem Radiosender „SWR Aktuell“ am Dienstag. „Ein Suizid war ihm letztlich einfach zu banal.“ Die Täter seien keine Einzelgänger und „auch nicht immer nur Leute, die schwer psychisch krank sind“, sagte Gallwitz. „Es sind teilweise Leute, die Mitglieder von Vereinen sind, aber sie fühlen sich nicht verstanden.“

Ein Mensch werde zum Amokläufer, „weil er die vorhandenen oder die subjektiv wahrgenommenen Kränkungen von der Kindheit übers Jugendalter zum jungen Erwachsenenalter als besonders schlimm erlebt“, sagte der Polizeipsychologe. „Und weil er keine Strategien entwickelt, um sich gegen diese subjektiv erlebten Kränkungen wehren zu können.“ So gerieten die Betroffenen in eine „Sackgasse“, in der sie sich immer mehr mit Gewalt als Kompensation beschäftigten. Dabei gebe es auch „direkte und indirekte Ankündigungen“, sagte Gallwitz. „Es sind Hilferufe, es ist manchmal ein bisschen kryptisch.“

In einem Hörsaal der Universität Heidelberg hatte ein 18 Jahre alter Student am Montag Polizeiangaben zufolge mehrmals auf andere Studierende geschossen. Eine 23-jährige Studentin starb an den Folgen eines Kopfschusses, drei weitere Menschen wurden verletzt. Nach der Tat tötete sich der 18-Jährige vor dem Gebäude demnach selbst. Der mutmaßliche Täter hatte nach Angaben der Polizei kurz vor der Tat seinem Vater eine Whatsapp-Nachricht geschickt. Der Student habe geschrieben, „dass Leute jetzt bestraft werden“ müssten.

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