Klare Worte vor Mitarbeitern

Porsche sucht Investor für Beratungstochter MHP

Bei einer virtuellen Mitarbeiterversammlung gibt Porsche-Finanzvorstand Jochen Breckner bei MHP Einblicke in die Überlegungen der Konzernmutter.

Porsche sucht Investor für Beratungstochter MHP

Porsche-Finanzvorstand Jochen Breckner hat bei MHP berichtet, dass nach einem Investor für die Beratungsfirma gesucht wird.

Von Matthias Schmidt

Hinweise und Mutmaßungen kursierten schon länger, nun zeichnet sich ein klares Bild ab: Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche sucht offenkundig einen Käufer für seine Tochterfirma MHP, die auch durch großflächiges Sportsponsoring bekannte IT- und Managementberatung aus Ludwigsburg. Ein Auftritt von Porsche-Finanzvorstand Jochen Breckner bei einer virtuellen Mitarbeiterveranstaltung von MHP, über die als erstes das „Handelsblatt“ berichtete, brachte am Freitag die Gewissheit.

4700 Mitarbeiter waren zum Onlinemeeting mit dem Titel „Summer Update & Open Exchange“ geladen. Dabei schilderte Breckner auf Englisch, dass Porsche sich auf die Suche nach einem strategischen Investor für MHP gemacht hat. Ziel sei, die Innovationskraft der Firma zu stärken und Investitionen in Zukunftsfelder zu ermöglichen, die Porsche wohl nicht selbst tragen kann oder will.

Porsche will sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren

Wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren war, betonte Breckner, dass noch keine Entscheidung gefallen sei und Porsche strategischer Partner bei MHP bleiben wolle. Offenbar kann man sich aber vorstellen, die Mehrheit und damit die Führung abzugeben. „Porsche konzentriert sich in diesen herausfordernden Zeiten noch stärker auf sein Kerngeschäft“, wird Breckner im „Handelsblatt“ zitiert. Zudem entsprächen die erforderlichen Investitionen und Wachstumsinitiativen von MHP nicht mehr vollumfänglich der strategischen Ausrichtung von Porsche. Die Zeitung hatte schon vor einigen Wochen berichtet, dass eine Investmentbank den Markt sondiere und ein möglicher Erlös von einer Milliarde Euro im Raum steht.

Ein (Teil-)Verkauf von MHP wäre eine Kehrtwende innerhalb relativ kurzer Zeit. Porsche hatte erst 2024 die vollständige Übernahme von MHP vollzogen und dabei schrittweise die letzten 18,2 Prozent von MHP-Mitgründer Ralf Hofmann übernommen. Treibende Kraft war dabei Breckners Vorgänger als Finanzvorstand, der damalige Porsche-Vize Lutz Meschke. „Man habe mit MHP viel vor, sagte Meschke damals. Das Unternehmen solle „weiter stark wachsen, auch in zusätzlichen Technologiebereichen wie zum Beispiel Software as a Service“. Kerngeschäft von MHP ist die IT-Beratung in der Autoindustrie.

Porsche äußerst sich nur verhalten

Offiziell hält sich die börsennotierte Porsche AG bedeckt. Man bitte um Verständnis, dass man sich zu vertraulichen Vorgängen nicht äußern könne und dürfe. Porsche überprüfe aber „kontinuierlich sein Beteiligungs-Portfolio und evaluiert potenzielle Änderungen in der Kapitalallokation“.

Der MHP-Vorstandschef Federico Magno sagte auf Anfrage, man sehe sich „hervorragend aufgestellt, um jetzt die Transformation zu beschleunigen und unsere ,Strategie 2030 Turbo’ entschlossen und partnerschaftlich umzusetzen“. Sein Statement klingt fast wie eine Werbebotschaft an potenzielle Investoren: „Wir sind das Beratungsunternehmen mit der höchsten Expertise im Automobilbereich. Und: Wir bieten unsere tiefgreifende Expertise erfolgreich und über den Automotive-Sektor hinaus auch in anderen Branchen an. Darüber hinaus zeigen unsere Partnerschaften mit globalen Technologie-Playern eindrucksvoll, wie relevant und attraktiv MHP im internationalen Ökosystem ist.“

Die enge, vertrauensvolle Partnerschaft mit Porsche bleibe ein zentraler Pfeiler des MHP-Erfolgs, so Magno. Die Frage, wie stark der bisherige enge Partner Porsche MHP auch künftig noch verbunden sein wird, ist derzeit allerdings offen.