Porsche tritt wegen Elektroautos aufdie Kostenbremse

Der Sportwagenbauer spart, um weiter hochprofitabel zu bleiben

Von Harry Pretzlaff

Bei Porsche beginnt mit dem Taycan in diesem Jahr das Elektrozeitalter. Der Stromer ist schon vor dem Start stark gefragt, obwohl noch niemand das endgültige Design des Autos kennt.

Stuttgart Nach einer Fahrt von Rekordgewinn zu Rekordgewinn gerät die Ertragslage beim Sportwagenbauer Porsche mit der Einführung von Elektroautos unter Druck – weil enorme Investitionen gestemmt werden müssen und die Produktionskosten deutlich höher sind. Dennoch will die VW-Tochter einer der profitabelsten Autohersteller der Welt bleiben.

„Wir müssen jetzt konsequent gegensteuern – sonst könnte unsere Ertragsstärke unter Druck geraten. Und genau das tun wir“, sagte Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke bei der Vorlage der Bilanz.

Im Spätherbst des vergangenen Jahres ist laut Meschke ein Programm gestartet worden, mit dem die Kosten in den kommenden Jahren gesenkt und zusätzliche Erlöse erreicht werden sollen. Bis 2025 soll damit das Ergebnis im Laufe der Jahre um zusammengerechnet sechs Milliarden Euro verbessert werden. Ab 2025 sollen es dann nachhaltig zwei Milliarden Euro pro Jahr sein.

„Damit wollen wir sicherstellen, dass unsere operative Umsatzrendite auch in Zukunft den Zielwert von 15 Prozent erreicht“, sagte der Finanzchef. Damit wäre Porsche weiter die mit Abstand renditestärkste Tochter und einer der wichtigsten Gewinnbringer des VW-Konzerns.

Bis 2022 will Porsche insgesamt sechs Milliarden Euro in die Entwicklung von Elek­troautos und den Aufbau von Ladestationen investieren. Für den Taycan, das erste batterieelektrische Auto der Marke, wird derzeit der Stammsitz in Zuffenhausen umgebaut. Zudem wird die Belegschaft dafür um 1500 Mitarbeiter aufgestockt, nachdem die Zahl der Beschäftigten bereits seit 2012 auf mehr als 32 300 Mitarbeiter fast verdoppelt wurde. Die Weltpremiere des Taycan findet im September statt. Weltweit haben bereits mehr als 20 000 Kaufinteressenten 2500 Euro gezahlt, um in eine Reservierungsliste eingetragen zu werden – obwohl das endgültige Design des Wagens noch geheim ist. Wegen dieses Ansturms soll die Produktionskapazität erweitert werden.

Porsche-Chef Oliver Blume wollte Gerüchte nicht bestätigen, wonach die Kapazität auf 40 000 Autos im Jahr erhöht wird. Es stehe noch nicht genau fest, mit welchen Maßnahmen die zusätzlichen E-Autos hergestellt werden – ob etwa mit einer Änderung der Schichtmodelle oder zusätzlichen Schichten am Wochenende.

Als zweites E-Auto soll Ende nächsten Jahres der Taycan Cross Turismo auf den Markt kommen, eine Mischung aus Sport- und Geländewagen. Vor einigen Wochen wurde zudem beschlossen, dass auch die nächste Generation des Geländewagens Macan einen Elektroantrieb erhalten soll. Dafür wird das Werk in Leipzig in den kommenden Jahren für 600 Millionen Euro ausgebaut. Bis 2025 soll schon mehr als jeder zweite Porsche einen reinen Elektroantrieb oder einen Plug-in-Hybridantrieb haben, also eine Kombination aus Verbrenner und Elektroantrieb, dessen Batterie an der Steckdose aufgeladen werden kann.

Die Kosten eines Hybrid- oder Elektroautos sind derzeit nach Angaben von Finanzchef Meschke im Schnitt um 10 000 Euro höher als bei einem Modell mit Verbrennungsmotor. „Diese Kosten können und wollen wir nicht eins zu eins an die Kunden weitergeben“, sagte Meschke. Porsche-Chef Blume sagte, der Taycan werde leicht unterhalb des Panamera „einjustiert“. Das könnten für die Basisvariante dann etwa 90 000 Euro sein. Je nach Ausstattung dürfte allerdings viel Luft nach oben sein. Auf der Suche nach Möglichkeiten zur Kostensenkung werden laut Blume sämtliche Budgets auf den Prüfstand gestellt. Insgesamt seien 1200 Maßnahmen zusammengestellt worden. So würden beispielsweise bei den Modellen wenig gefragte Ausstattungsvarianten gestrichen, Materialkosten gesenkt und die Reisebudgets für Mitarbeiter aus der Verwaltung halbiert.

Im achten Rekordjahr hintereinander kletterte der Umsatz im vergangenen Jahr um rund zehn Prozent auf 25,8 Milliarden Euro, der operative Gewinn legte um vier Prozent auf 4,3 Milliarden Euro zu – und dies obwohl es alles andere als rund lief bei Porsche. Der Sportwagenhersteller hatte erhebliche Probleme mit der Umstellung auf den neuen Abgas-Prüfstandard WLTP. Weil die Genehmigungen nicht rechtzeitig vorlagen, gab es Lieferschwierigkeiten bei etlichen Modellen. Die Probleme setzen sich laut Blume auch noch in der ersten Hälfte des laufenden Jahres fort. Zudem muss die zweite Stufe der Umstellung auf WLTP bewältigt werden, die erneut umfangreiche Zertifizierungen erforderlich macht. Der Porsche-Chef zeigte sich zuversichtlich, dass bis zum Stichtag 1. September alle Genehmigungen vorliegen werden. Der Absatz soll in diesem Jahr weiter zulegen, der Umsatz leicht gesteigert werden. Die Umsatzrendite soll mindestens bei 15 Prozent liegen. Im Vorjahr ging sie von 17,6 auf 16,6 Prozent zurück.