Praktische Hilfe von nebenan

Die Nachbarschaftshilfe der katholischen Kirchengemeinde unterstützt ältere Mitbürger im Haushalt und bei Besorgungen. Claudia Peyer koordiniert den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer in Weissach und Allmersbach im Tal.

Praktische Hilfe von nebenan

Besuch bei einer Klientin (von links): Claudia Peyer, Rosemarie Juskowiak, Marie Luise Sudermann und Petra Rauch. Foto: A. Becher

Von Annette Hohnerlein

WEISSACH IM TAL. Seit 35 Jahren ist die Nachbarschaftshilfe der katholischen Kirche zur Stelle, wenn in Weissach im Tal oder Allmersbach im Tal Unterstützung gebraucht wird. Sei es, dass ein älterer Mensch eine Begleitung zum Einkaufen oder zum Arzt benötigt, sei es, dass eine stundenweise Betreuung gesucht wird. Die Hilfe kann vorübergehend sein, zum Beispiel bei kurzer Krankheit, oder auch regelmäßig, wenn etwa ein Senior den Haushalt nicht mehr alleine bewältigt.

Claudia Peyer koordiniert die Einsätze des neunköpfigen Helferteams, das aus acht Frauen und ihrem Ehemann besteht. Rund 15 Senioren nehmen im Moment die Dienste der Helfer in Anspruch. Und die sind vielfältig: Begleitung bei Arzt- oder Behördenbesuchen, beim Einkaufen oder beim Spazierengehen, Hilfe im Haushalt, zum Beispiel beim Kochen, oder auch Betreuung von Pflegebedürftigen oder Demenzkranken, um einen Angehörigen oder eine 24-Stunden-Pflegekraft für eine Weile abzulösen.

Die Nachbarschaftshilfe sucht
nach weiteren Ehrenamtlichen.

In diesem Zusammenhang betont Claudia Peyer: „Putzen ist nicht im Sinn der Nachbarschaftshilfe, sie ist eher auf Betreuung fokussiert. Die Helferin ist keine billige Putzfrau, die die Kasse finanziert.“ Die Leistungen der Nachbarschaftshilfe können nämlich bis zu 125 Euro im Monat über den Entlastungsbetrag der Pflegekassen bezahlt werden. Voraussetzung ist die Einstufung in einen Pflegegrad. Pflegende Aufgaben dürfen die Helfer jedoch nicht übernehmen. Die Nachbarschaftshilfe für Weissach und Allmersbach bietet auch sogenannte aktivierende Hausbesuche an. Dabei machen die Helfer mit den Senioren Bewegungsübungen, spielen oder musizieren mit ihnen. Oder sie stehen einfach für ein Gespräch zur Verfügung. Peyer erzählt von einem Highlight, das eine Helferin und eine Klientin erlebten, als sie feststellten, dass beide eine Zeit lang in den USA gelebt hatten. Daraufhin unterhielten sie sich auf Englisch.

Claudia Peyer ist seit 2011 in der Nachbarschaftshilfe aktiv, 2014 übernahm sie die Einsatzleitung und Geschäftsführung der bis dahin getrennten Nachbarschaftshilfen Weissach und Allmersbach und vereinigte sie. Sich ehrenamtlich zu engagieren ist der 62-jährigen Diplom-Ernährungswissenschaftlerin ein Herzensanliegen. Als ihre drei Kinder noch in die Schule gingen, war sie als Elternbeirätin aktiv, heute ist sie im Asylkreis Allmersbach im Tal und als Vorsitzende des Kirchengemeinderats der katholischen Kirchengemeinde Dreifaltigkeit in Weissach im Tal tätig. Als „hauptberuflich ehrenamtlich“ bezeichnet sie ihr umfangreiches Engagement. Ihre Arbeit für die Nachbarschaftshilfe wurde Anfang 2020 in eine geringfügige Beschäftigung umgewandelt.

Und was bewegt die Nachbarschaftshelfer, sich für ihre Mitbürger einzusetzen? „Als meine Kinder selbstständig waren, habe ich mich gefragt: Was könnte ich tun?“, erzählt Rosemarie Juskowiak. „Über eine Bekannte im Karnevalsverein bin ich dann zur Nachbarschaftshilfe gekommen.“ Das war vor über 25 Jahren. Viele hilfsbedürftige Menschen hat die Unterweissacherin seither unterstützt, im Haushalt, beim Einkaufen – „oder einfach nur da sein, miteinander reden, Spiele machen. Damit sie nicht ganz so alleine sind.“ In der Regel waren das ältere Leute, aber Juskowiak berichtet auch von einer hochschwangeren Frau, die sie entlastet hat, indem sie sich um ihren dreijährigen Sohn kümmerte.

Eine Klientin, die die Dienste der Nachbarschaftshilfe gerne nutzt, ist Marie-Luise Sudermann, die im Alexander-Stift in Allmersbach wohnt. Die gelernte Kunsterzieherin hat in verschiedenen Schulen im Umkreis von Backnang unterrichtet. Sie war selbst ehrenamtlich tätig als Leiterin der Seniorengruppe der evangelischen Kirche in Sachsenweiler. Selbst mit ihren 96 Jahren ist sie noch engagiert, sie schreibt regelmäßig Beiträge für den Backnanger Seniorenkurier. Ihre Helferin Petra Rauch wird von der humorvollen älteren Dame augenzwinkernd als „meine Kammerzofe“ oder „mein besseres Ich“ bezeichnet.

Rauch arbeitete früher als Arzthelferin in Allmersbach und ist seit April letzten Jahres die Helferin der aktiven Seniorin. Regelmäßig begleitet sie diese bei verschiedenen Besorgungen, bei Besuchen in ihrer ehemaligen Schule, im Backnanger Seniorenbüro oder zum Kaffeeklatsch mit Freundinnen. „Wir haben uns gesucht und gefunden, wir harmonieren gut miteinander“, betont sie.

Die Nachbarschaftshilfe für Allmersbach und Weissach sucht derzeit Verstärkung für ihr Team. Dabei spielt es keine Rolle, welcher Konfession die Helfer angehören. Sie entscheiden selbst, bei welcher Art von Einsatz und in welchem Umfang sie eingesetzt werden. Für ihre Tätigkeit erhalten sie eine Aufwandsentschädigung und werden durch Teamsitzungen, Einzelgespräche und Fortbildungen in ihrer Arbeit unterstützt.

Wer das Helferteam verstärken oder Kontakt zur Nachbarschaftshilfe aufnehmen möchte, kann sich an Claudia Peyer wenden. Telefonnummer 07191/59395 oder per E-Mail an die Adresse Claudia.Peyer@t-online.de.