Premiumwege sollen Wanderer locken

Murrhardt will Riesberg- und Waldschluchtenrouten zertifizieren lassen – Einige Stadträte haben Bedenken wegen zunehmender Besucherströme

Zertifizierte Premiumwanderwege sind aktuell das Thema auf dem deutschen Wandertourismusmarkt. Darum werden auch im Schwäbischen Wald im Rahmen der Qualitätsinitiative Wandern des Kreises vier Routen mit guter Infrastruktur und verschiedenen Attraktionen zu Premiumwanderwegen weiterentwickelt. Je zwei davon liegen auf den Gemarkungen der Städte Murrhardt und Welzheim.

Premiumwege sollen Wanderer locken

Die Hörschbachschlucht ist schon heute ein beliebtes Ausflugsziel, mit dem neuen Premiumwanderweg könnte der Zulauf noch größer werden.Archivfoto: R. Ackermann

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Murrhardt beteilige sich mit den Wegstrecken im Bereich der Hörschbachschlucht und des Riesbergs, erklärte Bürgermeister Armin Mößner kürzlich im Gemeinderat. Beide Städte planen, diese Wege gemeinsam vor allem auf Familien auszurichten und als „Feenspuren“ mit Bezug zur Schwäbischen Waldfee zu vermarkten. Ziel ist es, den Bekanntheitsgrad, die Besucherzahlen und die Wertschöpfung im Tourismusbereich zu erhöhen. Der Landkreis hatte dazu eine Machbarkeitsstudie beim Deutschen Wanderinstitut in Auftrag gegeben und die Naturparkführer Walter Hieber und Manfred Krautter mit der Feinplanung beauftragt.

Der 6,3 Kilometer lange Premiumspazierweg „Riesberg“ beginnt am Parkplatz Riesberg, markiert mit einem Portal aus Holzstelen. Ein Pavillon am Parkplatz sowie Infotafeln weisen auf die Streckenführung und Besonderheiten hin. Der Weg führt zum Aussichtsturm, durchs Felsenmeer, an den Römersee, zum Waldlehrpfad und über einen Hangweg zum Modellflugplatz auf der Ebene bei Köchersberg. Der Premiumwanderweg „Waldschluchten“ verläuft vom Portal am Feuersee über den Waltersberger Hang und die Prälatenbank in die Hörschbachschlucht. Von dort führt der Weg weiter zur Hörschhofer Sägmühle und quert den Hoblersberg. Dort soll eine Verbindung zum Premiumspazierweg „Riesberg“ geschaffen werden. Über die Franzenklinge und den Spielplatz beim Feuersee geht’s zurück zur Stadt.

Für die touristische Ausstattung werden die entlang der beiden Wegstrecken vorhandenen Ruhebänke und Rastplätze überprüft, falls erforderlich erneuert und ergänzt. In Kooperation mit der freiwilligen Feuerwehr werden Rettungspunkte in Hörschbachschlucht und Franzenklinge installiert, auch ist angedacht, einen zusätzlichen Parkplatz zwischen Siebenknie- und Trailhofstraße anzulegen.

34 Kriterien müssen

erfüllt werden

Für die Zertifizierung als Premiumwanderwege nach Vorgaben des Deutschen Wanderinstituts gebe es noch einiges zu tun, stellte der Bürgermeister klar. Dazu gelte es, 34 Kriterien für jeden Wegekilometer zu erfüllen: Bewertet werden Merkmale wie Streckenformat, Landschaft und Natur, kulturelle Sehenswürdigkeiten, Wanderleitsystem, Struktur und Umfeld, um eine hohe Qualität zu erzielen. Weiter sind die Portale, Infopavillons und Tafeln zu gestalten, neue Rastmöglichkeiten, Sitzbänke sowie Entspannungsliegen aufzustellen. Bei einem Schülermalwettbewerb sollen kreative Ideen gesammelt werden, um individuelle „Feenbänkle“ zu gestalten.

Die Umsetzung des Projekts kostet geschätzt 53000 Euro, doch stellt die Stadt einen Antrag auf 60-prozentige Förderung durch den Naturpark. Die erforderlichen Bau- und Erhaltungsmaßnahmen sollen durch die Waldarbeiter und Mitarbeiter des Zweckverbands Bauhof erfolgen. Vielleicht gelinge die Umsetzung des Projekts schon im nächsten Jahr, zeigte sich Mößner optimistisch.

Aus dem Gemeinderat kamen positive, aber auch kritische Reaktionen. „Diese beiden Wege sind eine gute Wahl, landschaftlich sehr interessant und abwechslungsreich für Kinder und Erwachsene“, fand Susanne Barreuther (CDU-FWV). Mit Blick auf das große Parkplatzproblem bei der Hörschbachschlucht begrüßte sie, dass dort eventuell ein zusätzlicher Parkplatz geschaffen werden soll. Markus Blank (Unabhängige Liste) hält es hingegen für problematisch, die „schon total überlaufene Hörschbachschlucht“ durch dieses Projekt zusätzlich zu bewerben. Auch Edgar Schäf (SPD) räumte ein: „Ich tue mich bei der Hörschbachschlucht schwer.“ Er forderte, den Besucherstrom zu kanalisieren. Hartmann Widmaier (Murrhardter Demokraten/Alternative Liste) erklärte, man habe zwei schöne Wege als Aushängeschild ausgesucht. Wichtig sei aber, die Besucher darüber zu informieren, dass die Hörschbachschlucht und die steile, nach Regenfällen oft matschige Franzenklinge nur für geübte Wanderer und mit gutem Schuhwerk begehbar sind. „Darauf sollte in der Bewerbung hingewiesen werden“, forderte der Stadtrat.

„Die Hörschbachschlucht ist kein einfaches Terrain, man muss die Gäste über das Wegesystem dazu bringen, nicht durch den Bach zu gehen und direkte Zugänge zu den Wasserfällen schaffen“, gab Rathauschef Mößner zu. Über das Konzept mit drei Zugängen und klarer Wegeführung wolle man auch ungeübte Wanderer gewinnen, zugleich aber darauf hinweisen, dass die Besucher auf den ausgeschilderten Wegen bleiben. Der Waldschluchtenweg starte bewusst in der Innenstadt, damit die Gäste die touristischen Einrichtungen und Einzelhandelsgeschäfte nutzen können und so eine höhere Wertschöpfung generiert werde. Die Zertifizierung zu Premiumwanderwegen biete „eine große Chance für den Tourismus“, betonte Mößner. Es seien aber sehr hohe Anforderungen zu erfüllen, ergänzte Erster Beigeordneter Rainer Braulik: „Darum ist nur diese Variante möglich“, .

Letztlich gab der Gemeinderat grünes Licht, die Pläne weiterzuverfolgen. Sobald das endgültige Konzept für die Ausstattung steht, wird es dem Gremium zur Entscheidung vorgelegt.