dpa/lsw Tübingen. Zwei Wochen vor Beginn der Abiturprüfungen fordert eine Deutsch-Expertin mehr Sorgfalt bei der Lektüre-Auswahl an Schulen. „Die wenigen literarischen Werke, die überhaupt als Ganzschrift gelesen werden, sollten eine durchschlagende Erfahrung sein, sonst ist das eher kontraproduktiv“, sagte die Tübinger Universitäts-Professorin Carolin Führer der Deutschen Presse-Agentur. „Der Literatur-Unterricht und die Auswahl der Werke bis Klasse 10 sollte nicht den Lehrkräften allein überlassen werden.“ Experten aus Wissenschaft, Verlagen und der Bildungsverwaltung seien stärker einzubeziehen.
Carolin Führer steht im Seminargebäude der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Foto: Friedhelm Albrecht/Universität Tübingen/dpa/Archivbild
Kritisch beurteilt die Deutsch-Didaktikerin auch den üblichen Schulkanon nationaler Autoren: „Internationale Weltliteratur, Literatur aus anderen Sprachen und Kulturen, weibliche Autorinnen und die Literatur der Gegenwart sind im Zentralabitur eher selten zu finden“, sagte Führer. „Die Auswahl von Kinder- und Jugendliteratur bleibt bis Klasse 10 häufig auf vermeintlich jugendrelevante Themen beschränkt.“
Am 4. Mai beginnen in Baden-Württemberg die schriftlichen Abiturprüfungen. Zu den Pflichtlektüren im Leistungsfach Deutsch gehören neben Goethes Drama „Faust I“ auch Hermann Hesses Roman „Der Steppenwolf“ und E.T.A. Hoffmanns Kunstmärchen „Der goldne Topf“.
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