Der ehemalige US-Präsident Joe Biden ist an Prostatakrebs erkrankt. Die Diagnose rückt ein Thema in den Fokus, das viele Männer lieber verdrängen: Ab wann sollte man zur Früherkennung? Und welche Untersuchungen bezahlt die Krankenkasse?
Ab wann sollten Männer zur Früherkennung bzw. Vorsorge für Prostatakrebs gehen?
Von Katrin Jokic
Mit der Mitteilung, dass Joe Biden an Prostatakrebs erkrankt ist, rückt eine der häufigsten Krebsarten bei Männern wieder ins öffentliche Bewusstsein. Gerade weil die Erkrankung oft lange keine Symptome verursacht, kommt der Früherkennung eine besondere Bedeutung zu.
Doch viele Männer scheuen den Gang zum Arzt – sei es aus Unwissenheit oder wegen vermeintlich unangenehmer Untersuchungen. Dabei kann früh entdeckter Prostatakrebs meist gut behandelt werden.
Ab wann sollten Männer zur Prostatakrebs-Früherkennung gehen?
Männer sollten ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig an der Prostatakrebs-Früherkennung teilnehmen – so empfiehlt es die Deutsche Krebsgesellschaft. Bei einer familiären Vorbelastung, etwa wenn Vater oder Bruder bereits an Prostatakrebs erkrankt sind, wird ein früherer Beginn ab 40 Jahren angeraten.
Auch unabhängig vom Alter ist ärztlicher Rat gefragt, wenn bestimmte Warnsignale auftreten: Dazu gehören häufiger oder erschwerter Harndrang, ein schwacher Harnstrahl, Schmerzen beim Wasserlassen oder im unteren Rücken, Blut im Urin oder Sperma sowie Erektionsstörungen. Diese Beschwerden müssen nicht zwingend auf Prostatakrebs hinweisen – können aber ein Hinweis auf eine Erkrankung sein und sollten deshalb ärztlich abgeklärt werden. Je früher Prostatakrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Vorsorge oder Früherkennung? Ein wichtiger Unterschied
Häufig werden die Begriffe „Vorsorge“ und „Früherkennung“ synonym verwendet – im medizinischen Sinne bedeuten sie jedoch Unterschiedliches.
Vorsorgeuntersuchungen zielen darauf ab, Erkrankungen gar nicht erst entstehen zu lassen – etwa durch das Entfernen von Krebsvorstufen. Solche Vorstufen gibt es beim Prostatakrebs jedoch nicht.
Früherkennung hingegen bedeutet, einen bereits bestehenden Tumor möglichst frühzeitig zu entdecken – also bevor er Beschwerden verursacht oder gestreut hat. Beim Prostatakrebs ist genau das entscheidend für eine gute Prognose.
Welche Möglichkeiten zur Früherkennung gibt es?
Die medizinischen Fachgesellschaften empfehlen Männern ab 45 Jahren, sich über die Prostatakrebs-Früherkennung informieren zu lassen und mit ihrem Arzt gemeinsam zu entscheiden, ob und welche Maßnahmen sinnvoll sind. Bei familiärer Vorbelastung kann ein früherer Start – ab 40 Jahren – angeraten sein.
Diese klassische Tastuntersuchung ist Bestandteil der gesetzlichen Krebsfrüherkennung. Dabei tastet der Arzt die Prostata über den Enddarm mit dem Finger ab. Sie dauert nur wenige Minuten und ist in der Regel nicht schmerzhaft, wird jedoch manchmal als unangenehm empfunden.
Kritik: Studien zeigen, dass die DRU nicht zuverlässig ist. Ihre Aussagekraft ist begrenzt, insbesondere bei jüngeren Männern. Studien ergaben, dass einerseits viele Tumore so nicht erkannt wurden, und andererseits nur ein Bruchteil der auffälligen Befunde tatsächlich Krebs war.
Der PSA-Test misst das prostataspezifische Antigen im Blut. Ein erhöhter Wert kann ein Hinweis auf Prostatakrebs sein – muss es aber nicht. Entzündungen, gutartige Vergrößerungen oder sportliche Aktivität können ebenfalls zu erhöhten Werten führen.
Vorteile:
Nachteile:
Bei auffälligen PSA-Werten folgen meist weitere Schritte: Ein MRT kann verdächtige Areale in der Prostata sichtbar machen, anschließend kann eine Gewebeprobe (Biopsie) zur Absicherung entnommen werden. Diese Verfahren ermöglichen eine gezieltere Diagnose, sind jedoch mit Aufwand und Risiken verbunden.
Was zahlt die Krankenkasse?
Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt ab dem 45. Lebensjahr einmal jährlich eine rektale Tastuntersuchung im Rahmen der Krebsfrüherkennung. Diese beinhaltet auch ein Gespräch über Beschwerden sowie die Untersuchung von Leistenlymphknoten und äußeren Geschlechtsorganen.
Nicht übernommen wird der PSA-Test – zumindest dann nicht, wenn er zur Früherkennung und nicht zur Abklärung konkreter Beschwerden erfolgt. Er zählt zur sogenannten individuellen Gesundheitsleistung (IGeL) und muss selbst bezahlt werden. Die Kosten liegen je nach Arztpraxis meist zwischen 20 und 50 Euro.
Privatversicherte sollten sich vorab bei ihrer Versicherung informieren, ob eine Kostenübernahme möglich ist.
Fazit: Früherkennung ja – individuell zugeschnitten
Die Diagnose von Joe Biden zeigt, dass Prostatakrebs jeden treffen kann – auch wenn er meist langsam wächst. Die Früherkennung kann Leben retten, ist jedoch kein Selbstläufer: Die von den Krankenkassen bezahlte Tastuntersuchung ist nicht immer zuverlässig, beim PSA-Test sind Nutzen und Risiken sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Ein offenes Gespräch mit dem Arzt hilft, eine informierte Entscheidung zu treffen.
Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine ärztliche Beratung. Bei Fragen zur Prostatakrebsfrüherkennung wenden Sie sich bitte an Ihre Hausarztpraxis oder einen Urologen.