Protest gegen Contitech-Schließung

Betriebsrat und Gewerkschaft setzen auf Alternativen – Oppenweiler soll im Konzern das Klimakompetenzzentrum werden

Bei einer Protestkundgebung haben gestern rund 200 Teilnehmer gegen die geplante Schließung des Conti-Standorts Oppenweiler demonstriert. Der Betriebsrat von Contitech Kühner und die IG Metall fordern, dass in Oppenweiler das Klimakompetenzzentrum von Continental für die Elektromobilität entsteht.

Protest gegen Contitech-Schließung

Contitech-Beschäftigte und Unterstützer demonstrierten gestern in Oppenweiler gegen die geplante Standortschließung. Foto: A. Becher

Von Armin Fechter

OPPENWEILER. Der Wandel in der Automobilindustrie trifft die Zulieferer in besonderem Maße. In der Branche drohen an etlichen Orten Werksschließungen, so bei Mahle in Öhringen. In Oppenweiler geht es um das Schicksal von 340 Beschäftigten. Ende Juni hatte die Unternehmensleitung erklärt, sie werde ihre Aktivitäten dort einstellen. Begründet wird dies mit anhaltenden Verlusten und einer mangelnden Zukunftsperspektive.

Dem widersprechen Betriebsrat und Gewerkschaft entschieden. Es habe zwar in den vergangenen Jahren Probleme gegeben, räumte der Betriebsratsvorsitzende Jörg Schwarz in seiner Rede ein. Dem stehe aber gegenüber, dass man die Produktion von Kältemittelleitungen für den Betrieb mit CO2 zur Serienreife entwickelt habe. Zudem habe man Aufträge, die derzeit abgearbeitet werden, zwei weitere sollen nächstes Jahr anlaufen. Statt Geld in Abfindungen zu stecken, solle die Geschäftsleitung lieber in die Zukunft des Unternehmens investieren, appellierte Schwarz. Und weil, wie er sagte, noch immer nicht alle Informationen auf dem Tisch liegen, fügte er an: „Werfen Sie uns nicht immer Prügel zwischen die Beine.“ Der Standort Oppenweiler verfüge über Menschen, die Wissen und Erfahrung haben, unterstrich Schwarz, kompetente Kollegen leisteten gerade in Mexiko und Rumänien Unterstützung: „Wenn wir in Oppenweiler nicht mehr sind, was dann?“ Der Betriebsrat und die IG Metall hätten daher mit dem Stuttgarter Imu-Institut, einer arbeitsorientierten Forschungs- und Beratungseinrichtung, externen Sachverstand eingeschaltet. Gemeinsam wolle man Alternativen zur Schließung des Standorts entwickeln. „Wir müssen es versuchen“, stellte er fest – und wenn es damit nicht klappen sollte, werde man für gute Lösungen streiten.

Christian Friedrich, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Waiblingen, warf dem Continental-Konzern vor, seine soziale Verantwortung nicht ernst zu nehmen. Die Schließung sei eine Sauerei, ganze Familien würden damit bedroht. Dabei hätten die Beschäftigten schon seit elf Jahren Verzicht geleistet und damit ihren Beitrag geliefert, damit in modernere Anlagen und neuere Technologien investiert werden konnte. Friedrich: „Der Standort hat eine Zukunftsperspektive.“ Die angekündigte Schließung sei kein Ruhmesblatt für den Konzern, dafür müsse man sich schämen, konstatierte der Konzernbetriebsratsvorsitzende Hasan Allak und setzte hinzu. „Hier ist Lust auf Zukunft.“ Er appellierte ans Management, seine Entscheidung zu überdenken und ergebnisoffen über „Oppenweiler 2040“ zu sprechen.

Als skandalös bezeichnete Matthias Fuchs, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Waiblingen, die Vorgehensweise der Unternehmensleitung. Es zeuge von Respektlosigkeit und Unfairness, wie mit den Menschen gespielt werde. Da seien offenbar die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt worden. Es sei unternehmerischer Schwachsinn, die in Oppenweiler vorhandene Kompetenz und Motivation in die Arbeitslosigkeit zu schicken.

Die rund 200 Kundgebungsteilnehmer machten ihrem Unmut über die angekündigte Schließung mit Trillerpfeifen Luft und beklatschten die Reden. Unter ihnen waren nicht nur Contitech-Beschäftigte, sondern auch Delegationen aus anderen Standorten bis hin nach Hannover und Gifhorn bei Wolfsburg und Metaller aus Erding, Ingolstadt und anderen Orten. Zudem waren aus mehreren Betrieben im Kreis, so von Bosch Murrhardt, Bosch Packaging Waiblingen und Stihl, Unterstützer gekommen.