Prozess um Gruppenvergewaltigung: Fortsetzung im September

dpa/lsw Freiburg. Was genau geschah bei der Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen in Freiburg? Das Gericht rekonstruiert die Tatnacht. Doch das ist mühsam. Der Vorsitzende Richter rechnet damit, dass der Prozess noch Monate dauern wird.

Prozess um Gruppenvergewaltigung: Fortsetzung im September

Ein Angeklagter kommt in den Gerichtssaal des Landgerichts mit Fußfesseln. Foto: Patrick Seeger

Nach der Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen vor einer Disco in Freiburg ist der Prozess gegen elf Angeklagte in die Sommerpause gegangen. In einem Monat soll es einen Kurztermin mit der Verlesung von Akten geben, sagte der Vorsitzende Richter Stefan Bürgelin am Freitag. Dieser werde lediglich rund eine Stunde dauern. Regulär fortgesetzt wird der Prozess dann am 23. September. Das Verfahren hatte Ende Juni vor dem Landgericht Freiburg begonnen.

Am Freitag hörte das Gericht als Zeugen einen Besucher der Diskothek. Er sagte, er habe in der Tatnacht von einer Vergewaltigung nichts mitbekommen. In der Disco sei zwar erzählt worden, dass draußen eine Frau Sex habe. Er sei aber in der Disco geblieben. „Wenn da elf Männer stehen oder noch mehr, würde selbst der vernünftigste Mensch nicht eingreifen“, so der 16-Jährige. Dies wäre zu gefährlich. Zudem habe es sich laut den Erzählungen um einvernehmlichen Sex gehandelt.

Ein zweiter Zeuge, den das Gericht am Freitag hören wollte, erschien nicht. Er war vor wenigen Tagen untergetaucht, sagte Staatsanwalt Rainer Schmid. Er werde von der Polizei gesucht, bislang ohne Erfolg.

Angeklagt in dem Prozess sind elf Männer von 18 bis 30 Jahren, die meisten von ihnen sind Flüchtlinge. Ihnen wird vorgeworfen, Mitte Oktober vergangenen Jahres die 18-Jährige nachts in Freiburg nach einem Discobesuch in einem Gebüsch vor der Diskothek vergewaltigt zu haben. Sie bestreiten dies - oder schweigen zu den Vorwürfen.

Wie lange der Strafprozess dauern werde, lasse sich nicht absehen, sagte Richter Bürgelin. Bislang seien knapp 50 Zeugen und fünf Sachverständige geladen. Es könnten jedoch noch mehr werden. Die vergleichsweise große Zahl von Prozessbeteiligten und Zeugen machen eine genaue Planung schwierig. Bislang sind nach Angaben eines Gerichtssprechers Verhandlungstage bis Ende Dezember terminiert. Einen Termin für mögliche Urteile gebe es noch nicht (Az. 6 KLs 181 Js 1138/19 AK 2/19 und 6 KLs 181 Js 35640/18 AK 3/19). Der Prozess findet unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt.

In der vergangenen Woche hatte bei einem turbulent verlaufenen Prozesstag einer der elf Verteidiger einen Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter gestellt. Dieser Antrag sei außerhalb des Prozesses wieder zurückgenommen worden, sagte Bürgelin am Freitag. Das Verfahren könne daher unverändert fortgesetzt werden. Zur Frage, wieso sie ihren Antrag zurückgezogen hat, wollte sich die Verteidigerin Kerstin Oetjen öffentlich nicht äußern.