Immer mehr Menschen liegen nachts wach: Psychisch bedingte Schlafstörungen nehmen deutlich zu. Besonders junge Erwachsene sind stark betroffen.
Gedankenkarussell oder Angstzustände: Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter psychisch bedingten Schlafstörungen.
Von Markus Brauer/KNA
Endlich Wochenende. Ausruhen, Beine hoch legen, entspannen. Vor allem schlafen. Ausgerechnet das, was man jetzt am meisten benötigt, tief und fest durchschlafen, funktioniert nicht. Man liegt wach und ist auch am Sonntagmorgen gerädert wie unter der Woche. Wie soll man da erholt und mit neuem Schaffensdrang in die neue Arbeitswoche gehen?
Immer mehr Deutsche schlafen schlecht
Gedankenkarussell oder Angstzustände: Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter psychisch bedingten Schlafstörungen:
Generation Z leidet unter Schlafproblemen
Ursachen für nicht organisch bedingtes nächtliches Wachliegen können laut der Krankenkasse Konflikte und Überforderung im Beruf und Privatleben sein, belastende Ereignisse wie der Verlust eines nahestehenden Menschen oder der Dauerkrisen-Modus in Deutschland und der Welt.
Vor allem die Generation Z leide zunehmend unter Schlafproblemen. Im Zehnjahresvergleich habe es bei den 25- bis 29-Jährigen das deutlichste Plus bei den Diagnosen von gut 113 Prozent gegeben.
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Wer über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten nachts grübelnd im Bett liegt oder nicht durchschlafen kann, hat laut Krankenkasse eine Schlafstörung entwickelt.
„Auf Dauer können Schlafstörungen und regelmäßiger Schlafentzug der Gesundheit schaden“, warnt die Ärztin und KKH-Expertin für psychiatrische Fragen, Aileen Könitz. „Dadurch erhöhen sich beispielsweise die Infektanfälligkeit sowie das Risiko für Depressionen und Angststörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“
Umgekehrt könnten Schlafstörungen auch eine Folge von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen sein.
Junge Erwachsene seien mit Zukunftsängsten durch wirtschaftliche Unsicherheit und soziale Ungleichheit konfrontiert, was zu mehr Stress und Angstzuständen führen könne, heißt es seitens der Krankenkasse. Viele Zoomer pflegten zudem eine unregelmäßige Schlafroutine. Auch die intensive Nutzung von Smartphones oder Tablets könne die Nachtruhe negativ beeinflussen.
Alkohol und zu voller Magen
Neben Grübeln, Chatten und Streamen könnten auch äußere Faktoren wie der Konsum von Alkohol die Schlafqualität negativ beeinflussen. Bereits geringe Mengen führten häufig zu Durchschlafstörungen.
Weitere Schlafräuber könnten ein zu voller oder zu leerer Magen, der Genuss von Koffein oder Nikotin sowie intensiver Sport oder körperliche Arbeit kurz vor dem Zubettgehen sein.
Positiv auf das Einschlafen wirkten sich hingegen Entspannungstechniken wie Meditation oder körperliche Aktivitäten am Tag aus.
Info: Was ist Schlaf?
Überlebenswichtig Der Mensch verschläft ein Drittel seines Lebens. Was Workaholics als pure Zeitverschwendung sehen, ist im wahrsten Sinn des Wortes überlebenswichtig. Schlafen hält das Denken und Gedächtnis fit, regeneriert jede Körperzelle und erhält Konzentrations- und Potenzfähigkeit. Wer einmal längere Zeit nicht ruhig schlafen konnte, hat nur noch einen einzigen Wunsch: schlafen, schlafen, schlafen.
Äußere Ruhe Schlaf ist ein Zustand äußerer Ruhe. Die Lebenszeichen unterscheiden sich von denen des Wachzustands. Puls, Atmung und Blutdruck sinken im Non-REM-Schlaf ab, die Gehirnaktivität verändert sich, die Augen sind geschlossen. Im REM-Schlaf, der zweiten Form des Schlafens, treten Zustände auf, die denen des Wach-Seins ähneln (etwa erhöhte Gehirnaktivität mit Träumen), Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz steigen an.