Pumptrack ist bereit für große Sprünge

Der große Spielplatz hinter dem Kirchberger Wohngebiet Rappenberg steht kurz vor der Fertigstellung. Eingeweiht wird die Anlage wohl in der zweiten Julihälfte. Die Gemeinde investiert etwa eine Million Euro für das Vergnügen der Kinder und Jugendlichen.

Pumptrack ist bereit für große Sprünge

Für die Freizeitanlage „Spiel&Bike am Rappenberg“ am Rande der jüngsten Erweiterung des gleichnamigen Wohnbaugebiets hat die Gemeinde richtig viel Geld in die Hand genommen. Foto: W. Kuhnle

Von Matthias Nothstein

KIRCHBERG AN DER MURR. Eine Freizeitanlage der Extraklasse ist in den vergangenen Wochen am Rande des Kirchberger Wohnbaugebiets Rappenberg entstanden. Die Anlage setzt sich aus drei Teilen zusammen, einem Kinderspielplatz mit vielen bunten, abwechslungsreichen und interessanten Geräten sowie einem sogenannten Pumptrack und einer Dirtline für sportliche Radfahrer. Insgesamt hat sich die Gemeinde die eine schöne Stande Geld kosten lassen, Bürgermeister Frank Hornek spricht von einem Betrag zwischen 750000 und einer Million Euro und erinnerte die Gemeinderäte daran, dass sie sinngemäß erklärt hatten: „Für unsere Jugend ist uns nichts zu viel und nichts zu teuer.“ Ein Grund für die große Spannbreite bei der Angabe der Kosten ist laut Hornek unter anderem, dass auf dem Gelände viel Erdaushub aus dem Baugebiet eingearbeitet wurde. So konnten dort Deponiekosten eingespart werden. Das Material stand als kostenlose Modelliermasse zur Verfügung.

In den vergangenen Wochen herrschte oft Hochbetrieb auf der Baustelle. In der ersten Hälfte des Mais wurden bereits sämtliche Spielgeräte für den Spielplatz aufgestellt und vom örtlichen Bauhof die gesamten gärtnerischen Begleitarbeiten erledigt. So wurden auf dem etwa ein Hektar großen Areal 1000 Kubikmeter Holzhackschnitzel, 70 Tonnen Sand und viele Tonnen bessere Boden eingearbeitet.

Die Frage, was das Highlight der Anlage ist, liegt vermutlich im Auge der Betrachter. Eine Attraktion ist aber auf jeden Fall die Pumptrack-Anlage, die in diesen Tagen von den Arbeitern der Augsburger Firma Pumptrack.de von Konrad Willar vollendet wird. Die 15 Mitarbeiter haben Anfang Juni mit der Modellierung des Geländes begonnen und von Mittwoch bis Freitag vergangener Woche den Asphalt aufgebracht. Die Rede ist hierbei von 120 Tonnen, die die jungen Männer in Schubkarren an Ort und Stelle gekippt, modelliert, verdichtet und geglättet haben. In der jüngsten Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend zeigte sich Bürgermeister Frank Hornek von der Leistung der Schaffer nachhaltig beeindruckt. Mit Hinblick auf die schweißtreibende Handarbeit und die vielen Schubkarren sagte er: „Solche Bilder kannte ich bisher nur aus dem chinesischen Staatsfernsehen.“

Als die wesentlichen Arbeiten am Donnerstagabend erledigt waren, testete Tamás Tarr die Strecke gleich. Der Bauleiter für die Asphaltarbeiten, der auch schon an Pumptrack-Europa- und Weltmeisterschaften teilgenommen hat, ließ erkennen, dass sich Kinder und Jugendliche und sportliche Erwachsene auf diesem Teil des Spielplatzes mit Sicherheit wohlfühlen werden. „Das macht auch mir noch Spaß“, erklärte das Sport-Ass, und schob gleich nach: „Aber auch Anfänger und kleine Kinder können Routen wählen, die für sie machbar sind und sich langsam steigern.“

Direkt im Anschluss an dem Pumptrack wird es noch eine geschotterte Dirtline geben, die über interessante Sprünge verfügt. Aber auch jene Nutzer, die sich diese akrobatischen Einlagen noch nicht zutrauen, kommen auf ihre Kosten, sie können im Gelände ausweichen. Und so erklärte Bürgermeister Hornek im Gemeinderat: „Wir geben eine gewisse Spur vor, aber die Jungs und Mädels werden ihre eigenen Wege finden und fahren.“

Damit es keine Konflikte mit den Anwohnern gibt, haben die Gemeinderäte nun die Nutzungsbedingungen für die Freizeitanlage „Spiel&Bike am Rappenberg“ einstimmig festgelegt. Danach darf der Spielplatz von 8 bis 20 Uhr, spätestens jedoch bis zum Einbruch der Dunkelheit genutzt werden. Der Pumptrack und die Dirtline, die etwas weiter entfernt von der Bebauung liegen und die sich zudem an etwas ältere Kinder und Jugendliche richten, dürfen gar bis 21 Uhr befahren werden, vorausgesetzt, es ist so lange hell. Hornek prognostizierte, man werde die Nutzer vermutlich schon das eine oder andere Mal an die Zeiten erinnern müssen. Deshalb sei es angeraten, diese Zeiten offiziell zu beschließen und vor Ort auszuhängen.

Während die Gemeinde bei der Erschließung der aktuellen Erweiterung des Baugebiets Rappenberg großes Glück mit der Witterung hatte, verhielt es sich bei den Spielplatzarbeiten gerade umgekehrt. Der Regen im Mai erschwerte die Erdarbeiten ungemein. Als dann endlich die Pflanzarbeiten erledigt waren, setzte Hitze ein und nötigte den Bauhof zu Überstunden beim Gießen. Zuletzt wiederum störte der Regen die Fertigstellung. Trotzdem rückt jetzt die Fertigstellung der Gesamtanlage näher. Zwar gibt es noch kein festes Datum für die Eröffnung, aber Hornek schwebt die zweite Julihälfte vor. Er glaubt zumindest nicht, dass er das bald fertiggestellte Spielparadies bis nach den Sommerferien der Jugend vorenthalten kann, ungeachtet der Frage, ob es coronabedingt sinnvoll wäre oder nicht. Ob nun nur geladene Gäste zum Festakt kommen oder alle Interessierten – noch ist nichts entschieden. Hornek: „Eine Eröffnung, wie wir sie sonst für ein Projekt dieser Größenordnung machen würden, wäre wohl kaum coronakonform zu veranstalten angesichts der zu erwartenden Personenzahl.“

Pumptrack ist bereit für große Sprünge

Mit Schubkarren haben die Arbeiter der Augsburger Firma Pumptrack.de mehr als 120 Tonnen Asphalt an die richtigen Stellen gefahren, das Material danach modelliert und verdichtet.

Pumptrack ist bereit für große Sprünge

Der Asphalt war noch heiß, als Tamás Tarr gleich einen heißen Reifen auf die Strecke legte und die Anlage testete. Fotos: privat

Pumptrack ist bereit für große Sprünge

„Für unsere Jugend

ist uns nichts

zu viel und

nichts zu teuer.“

Bürgermeister Frank Hornek

zitiert Kirchberger Gemeinderäte

Der Spielplatz lässt keine Kinderwünsche offen

Die Anlage besteht aus 1000 Tonnen Schotter für den Aufbau und über 120 Tonnen Asphalt. Die Dicke des Belags beträgt ungefähr acht Zentimeter und wird von Hand modelliert. Die Gesamtarbeitszeit beträgt bei günstiger Witterung drei Wochen. Das Team der Augsburger Firma hat laut Tamás Tarr schon über 60 Anlagen dieser Art in Deutschland, Österreich, Belgien und Ungarn gebaut. Früher dauerten die Arbeiten deutlich länger, so Tarr, „aber wir haben inzwischen viel Erfahrung gesammelt“. Allein in diesem Jahr werden 30 Anlagen realisiert, „wir haben immer mehr Anfragen“, so Tarr.

Der Reutlinger Benedikt Last leitete den Bau der Kirchberger Anlage. Der 27-Jährige fährt seit 2006 Mountainbike und hat 2015 die Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft im 4cross-Pumptrack gewonnen. Zudem ist er unter anderem zweifacher deutscher Meister im MTB 4cross (2013 und 2014).

Der Spielplatz lässt ebenfalls keine (Kinder-) Wünsche offen. Als Königsgerät bezeichnet Bürgermeister Frank Hornek eine Seilpyramide mit 8,80 Metern Höhe. Und bei einer Großschaukel ruht der Querbalken in einer Höhe von über vier Metern. Ferner lassen zwei Trampoline die Kinderherzen höherschlagen, eine Hangrutsche, eine Kletterkombi, Sand- und Wasserspiele, ein Dreh-Wipp-Gerät, ein Freerider (Schaukel im Stehen), eine 35 Meter lange Seilbahn, zwei Wackeltiere und eine klassische Wippe. Auch gibt es eine Vorrichtung, an der Nutzer ihre eigene Slackline anbringen können.

Die Gemeinde trägt die Kosten nahezu komplett alleine. Nur für die etwa 200000 Euro teure Pumptrack gibt es einen Zuschuss in Höhe von 61000 Euro von der Region Stuttgart, da es sich dabei um eine besondere Attraktion handelt. Die Kosten für die Dirtline sind mit 20000 Euro eher bescheiden.