Radio Burgel schließt heute für immer

Endgültiges Aus für das Traditionsgeschäft nach 95 Jahren – Alle Hoffnungen haben sich in den vergangenen Monaten zerschlagen

Heute ist endgültig Schluss. Nach 95 Jahren schließt das Traditionsgeschäft Radio Burgel in der Backnanger Marktstraße. Eigentlich sollte der Ausverkauf noch etwas länger dauern, „aber die Ware ist so weit weg“, begründet Geschäftsführer Jörg Burgel die Entscheidung, schon am heutigen Donnerstag die Tür für immer abzuschließen.

Radio Burgel schließt heute für immer

Noch ist unklar, was mit der Immobilie in der Backnanger Marktstraße geschieht. Vorerst kommt ein weiterer Leerstand in Backnang dazu. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Kurz noch hatte im Sommer die Hoffnung gekeimt, es könnte doch noch ein Happy End geben für eines der letzten größeren Traditionsgeschäfte in der Backnanger Innenstadt. Doch auch diese Hoffnung zerschlug sich. Und so stand kurz darauf fest: Das Geschäft Radio Burgel muss endgültig schließen. Die Werkstattfiliale in der Sulzbacher Straße, in der vor allem Geräte repariert worden sind, hatte bereits in der vergangenen Woche den endgültigen Schlussstrich gezogen.

Geschäftsführer Jörg Burgel dankt vor allem seinen Mitarbeitern, die bis zum Schluss dabei waren und ihm die Stange gehalten haben. Viele davon sind über viele Jahre in dem Betrieb, manche sogar seit Jahrzehnten. Selbst nach der Schließung werden einige noch bis 30. November angestellt sein, mit ihnen wird der Geschäftsmann die Räumung des Gebäudes vornehmen.

Alle Mitarbeiter haben eine neue Stelle gefunden oder in Aussicht

Trotz der misslichen Lage freut sich Burgel immerhin über den Umstand, dass alle bisherigen Mitarbeiter eine neue Stelle gefunden beziehungsweise zumindest sehr gute Angebote haben, „alle sind irgendwo untergekommen“. Was mit den beiden Gebäuden in der Marktstraße und in der Sulzbacher Straße geschieht, vermag Burgel derzeit noch nicht zu sagen. Ob sie weitervermietet werden, steht ebenso noch in den Sternen wie andere Nutzungsmöglichkeiten. Der 67-jährige Seniorchef ist zumindest ab Donnerstag Rentner, auch wenn er zu bedenken gibt, dass er mit der Abwicklung der gesamten Insolvenz noch viele Monate zu tun haben wird.

Auch für die Tatsache, dass selbst altgediente Mitarbeiter ihre Kündigung nicht aus seinen Händen erhalten hätten, hat Burgel eine Erklärung. Die Übergabe der Schreiben sei die Aufgabe des Insolvenzverwalters gewesen, er hätte dies überhaupt nicht übernehmen dürfen. Jörg Burgel betont vielmehr, dass er sich sehr für seine Angestellten eingesetzt habe. So hätten zum Beispiel alle ihr Insolvenzgeld über drei Monate erhalten, „dies ist keine Selbstverständlichkeit“. Zudem habe er sich dafür eingesetzt, dass alle Mitarbeiter ihren verdienten Urlaub nehmen konnten, trotz der schwierigen Situation. Dass am Ende auch er ungeachtet der Umstände seinen Urlaub angetreten hat, bezeichnet Burgel angesichts dessen als selbstverständlich. Schließlich sei die Belastung der zurückliegenden Monate immens gewesen, „nach 95 Jahren das Geschäft zu schließen, macht mir auch keinen Spaß“.