Radstreifen wird kritisch gesehen

Die Hauptstraße im Allmersbacher Gemeindeteil Heutensbach wird voraussichtlich ab Sommer saniert. Die Kosten liegen bei rund 2,7 Millionen Euro. Die Parksituation wird sich für die Anwohner nach Fertigstellung der Straße nachhaltig verändern.

Radstreifen wird kritisch gesehen

Nach der Sanierung in Heutensbach wird ein gestrichelter Radweg die Rudersberger Straße zieren. Foto: A. Becher

Von Bernhard Romanowski

ALLMERSBACH IM TAL. „Wir sind kurz vor Abschluss der Planungen“, erklärte Ulrich Zwink vom Ingenieurbüro Frank in der jüngsten Sitzung des Allmersbacher Gemeinderats. Die Rudersberger Straße, übergehend in die Weissacher Straße im Teilort Heutensbach wird saniert. Die Strecke beträgt rund 800 Meter insgesamt. Die Kosten liegen nach derzeitigem Planungsstand bei rund 2674000 Euro.

Auf der Westseite der Straße wird ein bis zu zwei Meter breiter Gehweg für Fußgänger, Rollstuhlfahrer und Kinderwagen entstehen. Auf der anderen Seite wird der Gehweg weitaus schmäler ausfallen. Hier ist von bis zu 90 Zentimetern die Rede. Die Kosten für den Gehweg liegen bei rund 1,1 Millionen Euro. Im Ortseingang von Heutensbach ist jeweils eine Querungshilfe mit einer kleinen Fahrbahnverschwenkung geplant.

Sie soll so eine Funktion als Tempobremse für den Durchgangsverkehr bekommen. An der Umsetzung einer vernünftigen Lösung an dieser Stelle hat das Ingenieurbüro Frank länger gefeilt, wie in der Sitzung zu hören war. Am südlichen Ende der Ausbaustrecke wird ebenfalls eine solche Querungshilfe entstehen. Jede dieser Querungen für sich allein kostet rund 165000 Euro.

Die Wasserleitungen im Plangebiet in Heutensbach sind schon rund 50 Jahre alt.

Das vorgeschriebene Sicherheitsaudit wurde durchgeführt. Die Sanierung der Fahrbahndecke wird gemeinsam mit den Arbeiten der anderen Gewerke ausgeschrieben. Die Kosten dafür werden aber vom Rems-Murr-Kreis übernommen, weil es sich um eine Kreisstraße handelt. Eine Kanalbefahrung mit einer Kamera wird noch durchgeführt. Es wurden bereits jetzt zwei schadhafte Stellen im Kanalsystem entdeckt. Die beiden PVC-Rohre werden im Zuge des Ausbaus ausgetauscht. Die Kosten für den Kanalbau werden mit rund 300000 Euro beziffert.

Die Wasserleitungen im Plangebiet sind laut Bürgermeister Ralf Wörner schon 50 Jahre alt. Sie sollen vom Ortsanfang bis zum Ortsende erneuert werden. Hierfür wurden planerisch 800000 Euro veranschlagt. Eine Gasleitung, die im Zuständigkeitsbereich der Stadtwerke Backnang liegt, ist bereits vorhanden. Auch Glasfaserkabel für schnelles Internet wurden bereits verlegt. Die gesamte Baumaßnahme soll in einzelnen Abschnitten durchgeführt werden. Die Dauer der Bauarbeiten erstreckt sich voraussichtlich über 15 Monate. Wenn die Aufträge im Mai vergeben sind, könnte im Sommer mit dem Projekt begonnen werden, so Bürgermeister Ralf Wörner.

Die geplante Fahrbahnverschwenkung an den Enden der Ausbaustrecke gefällt Eberhard Bauer von der NLAH-Fraktion besonders gut. „Das hätten wir am Sporterlebnispark seinerzeit auch machen sollen, aber das ging leider nicht“, sagte er in der Sitzung.

Für Diskussion sorgte der Fahrradstreifen, der auf die Straße als gestrichelte Linie aufgemalt werden soll. „Ist das noch zeitgemäß?“, fragte Jörg Adolph von der UWV-Fraktion. Er gemahnte zudem daran, dass Autos nicht auf der gestrichelten Fläche halten dürfen. Wenn beidseits der Fahrbahn solche Streifen ausgewiesen werden, könnten dort keine Wagen parken. Das sei in der Tat verboten, räumte der Bürgermeister ein. Allerdings sei er auch bekannt für seine Haltung zu dem Thema. Er sieht die Autobesitzer selbst in der Pflicht: „Wenn ich eine bestimmte Anzahl Fahrzeuge habe, muss ich mir auch Gedanken machen, wo ich die parke.“ Allerdings seien vielleicht auch noch zusätzliche Parkflächen an der Löwen-Kreuzung und am Erlenweg denkbar. Das wird noch geprüft.

Adolph fragte, ob bei den Gehwegen Asphalt oder Pflaster zum Einsatz kommen werde. Ingenieur Zwink antwortete, dass Asphalt einige Vorzüge habe, unter anderem was die Frostbeständigkeit betrifft. Adolphs Anregung, die Querungshilfen eventuell mit hellem Pflaster zu gestalten, wird laut Wörner als Anregung aufgenommen, die Preise werden geprüft. Auf Adolphs Nachfrage stellte Zwink auch klar, dass die Eiche am Löwen nicht von der Baustelle betroffen sein werde.

Ingo Ehring (UWV) fragte, ob die Anwohner für den Winterdienst auf dem zwei Meter breiten Gehweg zuständig seien. Wörner bejahte das. Ehrings Fraktionskollege Timo Herbst bekundete indessen, dass er eine gestrichelte Linie anstelle eines ausgebauten Radwegs für fragwürdig hält. „Ich sehe den Mehrwert des Fahrradstreifens nicht.“ Wörner gab dazu seine persönliche Einschätzung ab: „Ich habe solch einen Streifen als Fahrradfahrer als angenehm empfunden. Als Radler weiß ich: Das ist meine Spur. Das gibt ein Sicherheitsgefühl.“ Für Autofahrer sei so ein gestrichelter Streifen optisch auch deutlich besser, ergänzte Ulrich Zwing. Eberhard Bauer schloss sich Bürgermeister und Ingenieur an und betonte den „psychologischen Effekt“ des Streifens. Allerdings biete die Farbe auf der Fahrbahn den Reifen der Fahrradfahrer aber wohl auch weniger Grip, also weniger Haftung, besonders auch bei Niederschlag. Dem widersprach niemand. Einstimmigkeit herrschte dann auch bei der Abstimmung.

Der Gemeinderat stimmte der Honorarvereinbarung der Gemeindeverwaltung mit dem Planungsbüro Frank zu, das nun auch die Ausschreibung der Baumaßnahme durchführen wird.