Rasen mähen wie ein Heinzelmännchen

Beim TSV Althütte ist seit April ein Mähroboter in Betrieb – Gesteuert wird er per GPS und außerdem mit dem Handy überwacht

Der neueste Zugang beim TSV Althütte hört auf den Namen Bigmow und ist ein Mähroboter. Seit Mitte April dreht das brave Arbeitstier Nacht für Nacht seine Runden auf dem Rasensportplatz des Vereins, immer per Handy eng verbunden mit seinem Herrn und Gebieter, dem zweiten Vereinsvorsitzenden Steffen Klauss.

Rasen mähen wie ein Heinzelmännchen

Einmal wöchentlich muss Steffen Klauss die Unterseite des Mähroboters mit Druckluft reinigen. Durch das Gerät spart er dennoch viel Zeit ein. Fotos: A. Becher

Von Annette Hohnerlein

ALTHÜTTE. Ein solcher Mitarbeiter ist der Traum jedes Vereins. Unermüdlich verrichtet er seinen Dienst, dreht Stunde um Stunde seine Runden auf dem Rasen, der sich so saftig grün und akkurat gestutzt präsentiert, dass er einem englischen Park zur Ehre gereichen würde. Egal, ob es regnet oder stürmt, ob es kalt oder heiß ist, ob im Verein ein rundes Jubiläum oder ein glänzender Sieg gefeiert wird: Bigmow lässt sich nicht von seinen Pflichten abhalten und gleitet mit leisem Surren über die 7500 Quadratmeter große Grünfläche. Still und leise wie ein Heinzelmännchen tut er jede Nacht seine Arbeit und hinterlässt den Spielern am nächsten Morgen einen perfekt getrimmten Rasen.

Allerdings wird er auch verwöhnt von seinen Vereinskameraden. Der Vorsitzende Wilfried Weida ließ in seiner Firma eine Garage aus Metall für ihn anfertigen, verziert mit dem Vereinslogo. Diese befindet sich auf einer neu gepflasterten Fläche neben der Bewirtungshütte zwischen dem Natur- und dem Kunstrasenplatz. Um 23.10 Uhr, wenn sein Dienst beginnt, schiebt sich das dunkelgrüne Gefährt beinahe lautlos aus seiner Garage, fährt leicht ruckelnd zu seinem Einsatzort nebenan und beschnuppert erst mal sein Revier. Steffen Klauss nennt diesen Vorgang prosaisch „Er initialisiert sein Feld“. Danach beginnt die eigentliche Arbeit, die jedoch alle zwei Stunden unterbrochen wird: Der Akku verlangt sein Recht und muss 90 Minuten lang aufgeladen werden.

Bigmow fährt den Rasen nicht etwa ordentlich Bahn für Bahn ab. Nein, er hat seinen eigenen Kopf und macht chaotisch anmutende Schleifen und Kurven. Klauss kann den Weg seines Schützlings genau auf dem Handy verfolgen. Aber er vertraut ihm. Denn das kluge Kerlchen merkt sich, wo es schon überall war, und sorgt dafür, dass spätestens nach zwei Durchgängen jeder Quadratzentimeter des Rasens bearbeitet ist.

Mit Beginn des Jahres hat der TSV Althütte gegen eine Pauschale von 10000 Euro jährlich die Pflege der Sportanlage von der Gemeinde übernommen. Im Zuge dieser Regelung wurde der Mähroboter für 18500 Euro angeschafft; ein Betrag, den zunächst die Gemeinde finanzierte. Nach Abzug eines Zuschusses durch den Württembergischen Landessportbund in Höhe von 4000 Euro verbleiben 14500 Euro, die der Verein der Gemeinde zurückzahlt, indem sieben Jahre lang von dem Jahreszuschuss gut 2000 Euro einbehalten werden.

Steffen Klauss ist mit der Neuerwerbung hochzufrieden. Die Zeitersparnis ist enorm. Wenn er, wie früher die Bauhofmitarbeiter, den Rasen alle paar Tage mit dem Aufsitzmäher pflegen müsste, wäre er pro Mähvorgang rund fünf Stunden beschäftigt. Statt dessen ist das jetzt ungefähr die Zeit, die er im Monat für Bigmow investieren muss. Einmal wöchentlich muss er die Unterseite des Geräts mit Druckluft reinigen, alle drei bis vier Wochen sind neue Messer fällig.

Über den Provider Vodafone ist der Mähroboter mit dem Internet verbunden und erhält darüber seine Updates. Die Steuerung auf dem Gelände und auch der Schutz gegen Diebstahl erfolgt per GPS. Wenn Bigmow mehr als 1000 Meter von seinem Schlafplatz entfernt wird, stellt er seine Tätigkeit komplett ein. Im Übrigen dürfte es nicht ganz einfach sein, ihn zu entführen.

Bigmow ist gut gegen Diebstahl gesichert

„Er hat fast 100 Kilogramm Gewicht. Da müsste man schon zu zweit sein“, stellt Klauss fest. Darüber hinaus wird das Gelände rund um die Uhr mit einer Kamera überwacht und ist zusätzlich durch eine Alarmanlage gesichert. Wenn im Laufe dieses Jahres das Sportgelände umzäunt wird, werden Schilder mit der Aufschrift „Achtung, autonomes Mähen“ angebracht, auf denen auch auf die Diebstahlsicherung hingewiesen wird.

Auch im Hinblick auf die Betriebssicherheit muss man keine Bedenken haben. Wenn einer der Sensoren ein Hindernis registriert, verlangsamt sich das Gerät und stoppt beim ersten Kontakt mit dem Hindernis sofort.

Zweimal gab es schon eine außerplanmäßige Pause, weil ein größeres Plastikteil beziehungsweise ein Werbebanner auf dem Rasen lagen. Auch eine Reparatur stand vor Kurzem an: Eine Platine war defekt, wahrscheinlich durch einen Blitzschlag, vermutet Klauss. Im Herbst, wenn die Temperatur unter drei Grad fällt, stellt Bigmow seinen Betrieb ein: Schnee bekommt ihm nicht. Dann kommt er zum Lieferanten, der Firma Muehleisen in Donzdorf, ins Winterlager und zur Wartung.

Und dann kommt auch für Steffen Klauss die ruhigere Zeit des Jahres. In der Saison investiert er zwischen 25 und 30 Stunden pro Monat in die Pflege der beiden Rasenplätze und der umgebenden Grünanlage. Ein Einsatz, der anerkannt wird. Von einem älteren Mitglied, das vor 30 Jahren als Spieler aktiv war, bekam Klauss kürzlich das Kompliment: „Der Rasen sieht top aus.“