Hertha-Ärger: „Müssen Dinge jetzt in Kauf nehmen“

Von Von Jens Mende, dpa

dpa Freiburg/Berlin. Nach dem Kraftakt in den ersten Spielen unter Bruna Labbadia fehlen Hertha im Saison-Endspurt Konzentration und Konsequenz. Das Engagement stimmt zwar, der Trainer wird für die kommende Spielzeit aber seine Schlüsse ziehen. Jetzt geht es um den letzten Eindruck.

Hertha-Ärger: „Müssen Dinge jetzt in Kauf nehmen“

Freiburgs Vincenzo Grifo macht das Tor zum 1:0 gegen Berlins Torwart Rune Jarstein. Foto: Tom Weller/dpa pool/dpa

Nach der dritten Niederlage nacheinander und einer gehörigen Portion Frust ringt Hertha BSC um einen Saisonabschluss, der für die nächste Spielzeit Mut machen kann. „Wir haben alles reingeworfen. Ich bin schon ein bisschen traurig, wir haben viel investiert“, sagte Kapitän Vedad Ibisevic nach einem frustrierenden 1:2 beim SC Freiburg und ergänzte: „Wir hatten eigentlich alles im Griff, dann passieren individuelle Fehler. Das ist Teil des Fußball-Lebens. Die Jungs haben das nicht mit Absicht gemacht. Schade um die Arbeit.“

Die Auswirkung: Vor den noch anstehenden letzten Geisterspielen gegen die Champions-League-Anwärter Bayer Leverkusen am Samstag und Borussia Mönchengladbach eine Woche später bleibt der Berliner Fußball-Bundesligist mit 38 Punkten im grauen Mittelfeld stecken. Der erhoffte Tabellen- und Qualitätssprung ist nach der Ablösung von Chefcoach Pal Dardai im vergangenen Sommer noch nicht gelungen. „Leider ist die Situation etwas ungewöhnlich, wir spielen um gar nichts“, sagte dann auch Ibisevic: „Trotzdem wollen wir es so gut wie möglich abschließen.“ Es geht um den letzten guten Eindruck.

Der erfahrene Stürmer verwies aber nochmals auf die brisante Situation nach reichlich Chaos im Verein und vor der Verpflichtung von Trainer Bruno Labbadia mitten in der Corona-Krise: „Vor der Pause war es schon eng für uns und sah nicht so gut aus. Nach der Pause haben wir uns wieder gefunden und es macht Spaß.“ Nach dem Kraftakt beim Wiederbeginn unter Labbadia mit drei Siegen und einem Remis scheinen Spannung und Konzentration nun nicht mehr auszureichen, zumal die Personaldecke nach vielen Verletzungen sehr dünn ist.

Mittelfeldmann Vladimir Darida betonte in Freiburg fast trotzig: „Die Luft ist bei uns nicht raus.“ Der Fehler des tschechischen Nationalspielers sorgte dafür, dass ein durchaus engagierter Auftritt der Berliner im Breisgau nicht mit einem Punktgewinn belohnt wurde. „Das tut mir leid. Ich habe den Ball von Rune (Torwart Jarstein) gekriegt, dann war es ein schlechter erster Kontakt und ich verliere den Ball“, schilderte Darida die spielentscheidende Szene. Freiburgs Nils Petersen nutzte das zum 2:1-Siegtreffer.

„Falsche Entscheidungen gehören im Fußball dazu. Fußball ist ein Fehlerspiel. Wir haben die Fehler in Phasen gemacht, in denen wir voll am Drücker waren“, sagte Labbadia. Das zeige, „dass wir voll in der Entwicklung stecken“. Und Ibisevic fasste zusammen: „Eigentlich haben wir eine gute zweite Halbzeit abgeliefert. Solche kleinen Sachen entscheiden. Unglücklich.“

Labbadia verwies auf die speziellen Bedingungen in der Zeit der Corona-Pandemie, die nur ein Notprogramm bei den Veränderungen im Team möglich gemacht haben. „Das sind Dinge, die wir jetzt in Kauf nehmen müssen, weil wir in der Entwicklung stecken“, sagte der Trainer. Für die kommende Saison wird er die Schlüsse ziehen.