Rege Diskussion zum geplanten Windpark Aspach und Oppenweiler

In der Gemeindehalle Oppenweiler wollten die EnBW und deren Partner Uhl Windkraft über den geplanten Windpark zwischen Aspach, Oppenweiler und Spiegelberg informieren und sich kritischen Fragen stellen. Auch die Bürgerinitiative gegen den Windpark war vor Ort.

Rege Diskussion zum geplanten Windpark Aspach und Oppenweiler

Allgemeine Infos gab es auf den Infotafeln in der Gemeindehalle, detaillierte Fragen wurden von den Mitarbeitern der Projektpartner persönlich beantwortet. Auch gab es die Möglichkeit, mit einem Shuttle zum geplanten Standort in den Wald zu fahren. Foto: Alexander Becher

Von Kristin Doberer

Oppenweiler. Das Thema Windkraft bewegt die Menschen. Besonders, wenn in einem Wald Windräder aufgestellt werden sollen. Wie groß der Gesprächsbedarf ist, zeigte sich am Mittwochabend bei einer Informationsveranstaltung in der Gemeindehalle Oppenweiler. Dorthin hatte die EnBW, die gemeinsam mit ihrem Partner Uhl Windkraft einen neuen Windpark plant, die Bürgerinnen und Bürger der umliegenden Gemeinden eingeladen. An mehreren Ständen wurden die verschiedenen Aspekte des geplanten Projekts erklärt. Es gab Infos zum baulichen Ablauf und auch zum Rückbau, zum Stromgewinn und der Beteiligung der Gemeinde, zum Abstand zu den Ortschaften und den Auswirkungen für Bewohner und Natur sowie zu vielem mehr. An jedem Stand standen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beteiligten Projektpartner bereit, um in Einzel- oder Gruppengesprächen die verschiedensten Fragen direkt zu beantworten.

Breite Palette an Fragen und Anschuldigungen

Und gefragt wurde so einiges: „Es war die komplette Bandbreite geboten: von Anschuldigungen, die uns Verbrechen an der Menschheit vorwarfen, bis zu Fragen zu einer möglichen Beteiligung an den Windrädern“, erzählt Andreas Heizmann von der EnBW, der einer der Projektleiter für den Windpark Aspach-Oppenweiler ist. Außerdem gab es einen Shuttlebus, der interessierte Besucherinnen und Besucher zu einem der geplanten Standorte in den Wald fuhr, um sich die Ausmaße vor Ort ansehen zu können. Das Ziel der Projektpartner war es, mit der Veranstaltung Transparenz in den Prozess zu bringen.

Naturschutzverbände haben sich bei dem Projekt nicht positioniert

Das Interesse der späteren Anwohner reichte von allgemeinen Fragen zum Windvorkommen an der geplanten Stelle bis zu Details in den Auswirkungen auf einzelne Tierarten wie zum Beispiel den Rotmilan, den Tierschützer in dem betroffenen Gebiet vermuten. Besonders dass pro Windrad etwa 0,5 Hektar Wald zusätzlich für Zufahrtswege gerodet werden muss, erhitzte teilweise die Gemüter.

Die Thematik der Rodung für die Windräder wird oft auch an Revierförster Paul Bek herangetragen. Er stehe dem Projekt neutral gegenüber. „Klar ist jeder verlorene Quadratmeter Wald schlecht, aber er wird ja nicht ersatzlos plattgemacht. Es gibt Ausgleichsmaßnahmen, die hoffentlich den Wald begünstigen werden“, sagt Bek. Er sei bereits mit den Projektpartnern EnBW und Uhl Windkraft im Gespräch, damit diese Maßnahmen dem Wald und den Tierarten zugute kommen. Dabei habe er schon Flächen aufgezeigt, die sich gut für einen Ausgleich anbieten könnten. „Ich finde es gut, wenn man das kritisch hinterfragt, aber man muss das auch im Kontext und im Verhältnis sehen“, sagt Bek. So werde der Wald auch durch den Klimawandel zerstört, das sei gerade nach dem trockenen Sommer wieder stark zu spüren gewesen.

Auch Landtagsabgeordneter Ralf Nentwich war vor Ort. Er ist froh, dass es im Rems-Murr-Kreis in Sachen Windkraft nach langem Stillstand voranzugehen scheint. „Wir müssen beim Ausbau der Erneuerbaren aber noch deutlich schneller werden“, so Nentwich. Der Genehmigungsantrag nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz kann voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2022 eingereicht werden. In Betrieb gehen sollen die Anlagen 2025. Nentwich hofft, dass nicht nur Fragen beantwortet werden konnten, sondern dass auch das Interesse an der Windkraft an sich geweckt wurde – besonders an einer Beteiligung der Bürger an den geplanten Anlagen. „Ich würde mir wünschen, dass sich zum Beispiel Bürgerenergiegenossenschaften bilden.“

Naturschutzverbände sprechen sich grundsätzlich für Windkraft aus

Auch Nabu und BUND waren mit einem Stand in der Halle vertreten, an dem Luca Bonifer vom landesweiten Dialogforum Energiewende und Naturschutz Rede und Antwort zur Position der Naturschutzbände stand. Zumindest in Baden-Württemberg sprechen sich die Verbände grundsätzlich für erneuerbare Energien wie Windkraft aus, „solange sie naturverträglich ist und es ausreichend Ausgleichsmaßnahmen gibt“. In dem konkreten Projekt habe der Landesverband des Dialogforums der Naturschutzverbände noch keine Stellung bezogen. Dafür fehlen zum einen noch die Gutachten zu konkretem Artenvorkommen in dem Bereich sowie ein Austausch mit den Ortsgruppen von Nabu und BUND. Klar sei aber: „Windkraft im Wald ist auch bei uns umstritten, aber wir wollen nicht grundsätzlich Verhinderer sein.“ Es gebe aktuell zwei große Krisen, um die sich die Verbände Sorgen machen: die Klimakrise und die schwindende Biodiversität. „Für die Lösung beider müssen wir zwingend wegkommen von den fossilen Energien“, so die Sprecherin des Dialogforums.

Bürgerinitiative will Windpark verhindern

Auch kritische Fragen gab es von der Bürgerinitiative „Walderhalt statt Windindustrie“, die sich vor einigen Wochen gegründet und bei der Infoveranstaltung vor der Halle auf ihre Bedenken aufmerksam gemacht hat. „Wir halten für fragwürdig, wie viel Wald dafür gerodet wird, obwohl es eine Illusion ist, dass wir unseren Stromverbrauch allein mit erneuerbaren Energien decken können“, begründet ein Sprecher der Initiative einen von mehreren Vorbehalten.

Zumindest in einem sind sich zumindest alle einig, die Windkraftgegner ebenso wie die am Projekt Beteiligten: Die Art der Infoveranstaltung war wichtig und nötig. „Es ist nicht nur konfrontativ, sondern kommunikativ“, meint Landtagsabgeordneter Ralf Nentwich. Und auch wenn die Bürgerinitiative sich lieber ein Format gewünscht hätte, in dem sie ihre Fragen vor einer großen Runde und nicht in Einzelgesprächen vorbringen könne – „das fänden wir demokratischer“ – waren auch sie froh, dass es für die Bürger die Möglichkeit gab, ihre Fragen loszuwerden. Dass es durch die Veranstaltung zu einem Konsens kommt, bleibt fragwürdig, trotzdem sind auch die Veranstalter zufrieden. „Insgesamt war alles sehr ruhig und es gab großes Interesse“, sagt Andreas Heizmann.

Der geplante Windpark Aspach-Oppenweiler

Standort In den Gemeinden Aspach und Oppenweiler will die EnBW zusammen mit ihrem Projektpartner Uhl Windkraft einen Windpark mit bis zu acht Anlagen bauen. Das aktuelle Planungsgebiet für den Windpark besteht aus zwei Teilen, die sich nordwestlich von Oppenweiler sowie nordöstlich der Gemeinde Aspach befinden. Die Abstände zu den nächstgelegenen zusammenhängenden Wohnbebauungen betragen zirka einen Kilometer.

Laufzeit Die geplanten Anlagen sollen im Jahr 2025 in Betrieb gehen und nach 25 Jahren Laufzeit wieder rückgebaut werden. Die Windräder werden einen Rotordurchmesser von 172 Metern und eine Nabenhöhe von 175 Metern habe.

Platz Pro Windrad wird eine dauerhafte Fläche von etwas mehr als 0,5 Hektar benötigt. Hinzu kommen die Zufahrt zu den Anlagenstandorten und temporär benötigte Flächen.

Ausgleichsflächen Temporär benötigte Rodungsflächen werden wieder vollständig rekultiviert. Für die benötigten Flächen sollen außerdem woanders Ausgleichsflächen geschaffen werden.

Weitere Infos Die EnBW informiert über das Projekt unter www.enbw.com/erneuerbare-energien/windenergie/windpark-oppenweiler. Infos zur Bürgerinitiative gibt es hier: www.walderhalt-statt-windindustrie.de