Reitergrab und Hinweis auf römische Siedlung entdeckt

dpa/lby München. Es ist eines der wenigen nicht geplünderten Gräber aus dem frühen Mittelalter. Dem toten Reiterkrieger wurden Waffen, Goldschmuck und Geschirr mitgegeben. Die Funde führen bis nach Ägypten und nach Rom.

Reitergrab und Hinweis auf römische Siedlung entdeckt

Ein Mitarbeiter hält eine Schale aus Bronze in den Händen. Foto: Sven Hoppe/dpa

Archäologen haben bei Ausgrabungen in Schwaben neben einem seltenen Reitergrab mit kostbaren Beigaben auch Hinweise auf eine bislang unbekannte römische Siedlung gefunden. Wie die Experten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege am Montag in München bei der Vorstellung der Funde berichteten, wurden in dem in Nordendorf (Landkreis Augsburg) entdeckten, schätzungsweise 1300 bis 1500 Jahre alten Grab eines Reiterkriegers Waffen, ein Schild und ein Pferdegeschirr entdeckt. In einem weiteren Grab sei zudem römisches Baumaterial entdeckt worden.

Der erwachsene Mann mit den teuren Beigaben im Grab wurde neben einem Pferd beigesetzt. Das Besondere an der Reiterbestattung ist, dass das Grab nicht von Grabräubern geplündert wurde, wie dies sonst oft im Frühmittelalter geschah. „Interessant sind auch drei unverzierte Goldblattkreuze im Grab“, sagte Bayerns Generalkonservator Mathias Pfeil. „Neben dem reinen materiellen Wert sind sie ein Zeichen der fortschreitenden Christianisierung“, erläuterte der Chef des Landesamtes.

Zu den weiteren außergewöhnlichen Funden zählt sogenanntes koptisches Geschirr, eine bronzene Kanne und eine Griffschale lagen ebenfalls in dem Grab. „Nördlich der Alpen sind solche Fundstücke bisher selten“, betonten die Fachleute. „Sie lassen auf eine wohlhabende Bevölkerungsgruppe schließen, die auch Fernkontakte unterhielt.“

Das mediterrane Geschirr wurde möglicherweise in Ägypten hergestellt. Ähnliche Entdeckungen aus der Zeit des 5. bis 7. Jahrhunderts nach Christus sind bereits aus anderen Gegenden in Schwaben bekannt. In Wehringen (ebenfalls Kreis Augsburg), Rain am Lech im Landkreis Donau-Ries und in einem Gräberfeld in Giengen an der Brenz im Kreis Heidenheim in Baden-Württemberg kamen bei Grabungen vergleichbares Geschirr zum Vorschein.

In einem weiteren Grab in Nordendorf entdeckten die Wissenschaftler Hinweise auf eine römische Siedlung in der Gegend. Dieses Grab war zwar geplündert worden, aber es war mit dem Schutt römischer Gebäude verfüllt. Die Archäologen glauben, dass es deswegen in der Nähe eine römische Bebauung gegeben haben muss. Solch eine Besiedlung sei aber dort bislang nicht bekannt. Die Römer hatten vor zwei Jahrtausenden das heutige Schwaben mit den Städten Augsburg und Kempten zu einem ihrer wichtigsten Zentren nördlich der Alpen gemacht.

In Nordendorf machen Archäologen seit eineinhalb Jahrhunderten immer wieder herausragende Entdeckungen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Gelände dort im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Bahnlinie untersucht. „Bereits damals kamen zum Teil überdurchschnittlich reich ausgestattete Gräber zu Tage.“