Reparaturhilfe für unterwegs

Insgesamt 36 Radservicestationen werden derzeit im Rems-Murr-Kreis aufgestellt. An ihnen können Radfahrer kleinere Reparaturen vornehmen. Das Projekt wurde vom ADFC angeregt und wird vom Landkreis bezuschusst.

Reparaturhilfe für unterwegs

An einem speziellen Aufsatz können Reparaturwillige ihre Räder einhängen, eine Luftpumpe für unterschiedliche Ventile steht außerdem zur Verfügung. „Wir hoffen, dass wir mit der Ausstattung das meiste abgedeckt haben“, sagt Jürgen Ehrmann vom ADFC. Fotos: A. Becher

Von Lorena Greppo

BACKNANG/ALLMERSBACH IM TAL. Früher, da hatten die meisten Fahrräder noch kleine Reparatursets an den Sattel montiert. Heute sieht man diese längst nicht mehr so oft. Was aber kann man als Radfahrer tun, wenn plötzlich mitten auf der Radtour etwa der Reifen platt ist? Diesem Problem widmet sich der ADFC Rems-Murr mit seinem neuesten Projekt. An 36 Stationen im Kreisgebiet werden Radler künftig mit dem nötigsten Werkzeug versorgt, sodass sie kleinere Reparaturen selbst vornehmen können. „In Rechberghausen im Kreis Göppingen habe ich so eine Säule gesehen“, erzählt Jürgen Ehrmann, Vorsitzender des ADFC Backnang und Backnanger Bucht. Im Rahmen des kreisweiten Förderprogramms Agenda 2030 hat der Kreisverband unter anderem für die Errichtung ähnlicher Säulen einen Antrag gestellt. Zum Auftakt der Aktion Stadtradeln in Backnang hatte Ehrmann sogar eine Säule organisiert, um sie den Verantwortlichen vorzuführen. Diese seien sogleich an Bord gewesen, erinnert er sich.

Der Förderantrag bekam dann auch eine Zusage, wodurch 24 Stationen zu jeweils 70 Prozent vom Landkreis finanziert werden. Bei etwa 1000 Euro Kosten pro Servicestation sind das 16800 Euro aus dem Fördertopf. Der ADFC als Antragssteller erbringt seinen Anteil in Form von ehrenamtlicher Arbeit – unter anderem bei der Akquise, Vorbereitung und Organisation des ganzen Projekts. Als erstes, erzählt Ehrmann, habe er alle Kommunen im nördlichen Rems-Murr-Kreis abgeklappert und versucht, von der Idee zu überzeugen. Bei manchen habe er offene Türen eingerannt, andere sahen keine Notwendigkeit für die Stationen.

Das Feedback war insgesamt aber so positiv, dass statt der angepeilten 24 Stationen inzwischen 36 bestellt wurden – obwohl dann zwölf davon nicht mehr bezuschusst werden. „Auf einen Schlag ist der Rems-Murr-Kreis damit ganz vorne, was die Ausstattung angeht“, sagt Ehrmann erfreut. In den Nachbarkreisen gebe es nur vereinzelt solche Servicestationen, etwa in Marbach am Neckar oder eben Rechberghausen. Als kleines Schmankerl hat sich der ADFC überlegt, die Säulen zusätzlich zu den Logos des Vereins und des Landkreises noch mit dem Wappen der jeweiligen Kommune zu verzieren. „Das ist doch eine schöne Sache“, findet der Backnanger ADFC-Vorsitzende. Die Standorte der Säulen wurden zudem so gewählt, dass sie an gut besuchten Knotenpunkten liegen. „Sie sollen in der Nähe eines Radwegs sein, im öffentlichen Raum, sodass sie gut sichtbar sind“, erklärt Ehrmann. Bei der Ausarbeitung dessen habe der ADFC mit Rat und Tat geholfen.

Bald gibt es eine interaktive Online-Karte mit allen Stationen.

Auch die Bestellung der Stationen beim Hersteller in Polen lief über den ADFC. Man habe die 36 Säulen nach Winnenden liefern lassen, dort konnten die Bauhofmitarbeiter der einzelnen Kommunen sie abholen. Der Hersteller habe verschiedene Modelle angeboten. „Wir haben eine gute, aber keine opulente Variante gewählt“, sagt Ehrmann. Schraubendreher, Winkelschlüsselsatz, Torx-Schlüssel, Maulschlüssel und Rollgabelschlüssel sind in allen Stationen ebenso vorhaben wie Reifenheber und Luftpumpe. Zudem verfügen alle Säulen über eine Aufhängevorrichtung für die Fahrräder. Die Werkzeuge sind mit Stahlseilen an der Station befestigt. „So kann man sie zwar rausnehmen, sie sind aber gleichzeitig diebstahlgeschützt.“ Da die Kommunen Eigentümer der einzelnen Stationen sind, sind sie für die Instandhaltung zuständig, über einen QR-Code an der Säule kann man als Nutzer auch Hinweise geben, wenn eine Wartung nötig ist. „Die Dichtungen für die Pumpen müssen zum Beispiel regelmäßig ausgetauscht werden“, weiß Ehrmann.

Mit dem Einfädeln des Projekts hat es sich aber noch lange nicht für den ADFC. Der Verein erstellt eine interaktive Online-Karte mit allen Radservicestationen im Kreis, organisiert sogenannte Wegepaten, die immer wieder einen prüfenden Blick auf den Zustand der einzelnen Stationen werfen und bewirbt sie regelmäßig mit gezielten Aktionen. In diesem Jahr sei beispielsweise eine 81 Kilometer lange Radtour entlang der Servicesäulen angedacht, erzählt Ehrmann. Diese sei vor allem für die Gemeinderäte der Kommunen, besonders der Stadt Backnang gedacht. Der ursprüngliche Termin musste aufgrund der Coronakrise abgesagt werden, womöglich starte man aber im September einen neuen Anlauf.

Unterdessen werden und wurden die Radservicesäulen schon vielerorts von der Bevölkerung entdeckt und erkundet. „Ein paar meiner Kollegen haben gemeldet, dass manch einer fleißig herumgewerkelt hat“, erzählt Ehrmann. Um sie weiter bekannt zu machen, sollen sie künftig auch in Tourismusprospekte und Radwegepläne aufgenommen werden.

Reparaturhilfe für unterwegs

Maulschlüssel, Schraubendreher, Reifenheber – die Radservicestationen sind mit den wichtigsten Reparaturwerkzeugen ausgestattet.

Zwölf Stationen im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung

Im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung sind derzeit zwölf Radservicestationen in der Umsetzung beziehungsweise bereits aufgestellt. Diese befinden sich in Allmersbach im Tal in der Ortsmitte und am Sporterlebnispark, in Althütte am Rathausvorplatz, in Backnang an der Bleichwiese, am Bahnhof und am Sportgelände in Maubach, in Burgstetten am Bahnhof in Burgstall, in Murrhardt am neuen Murrzugang in der Postgasse, in Spiegelberg in der Ortsmitte, in Sulzbach an der Murr am Bahnhof sowie in Weissach im Tal am Bildungszentrum und in der Ortsmitte.

Mehr Informationen zum Projekt sowie bald auch eine Online-Karte der Stationen gibt es unter www.adfc-bw.de/rems-murr.