Richtige Ansprechpartner in jeder Lage

Ratsuchende Paare oder Familien, Kinder, Jugendliche oder Erwachsene finden in Backnang zahlreiche niederschwellige Angebote, um sich in schwierigen Lebenssituationen Hilfe zu holen. Die Anfragen bei der Paarberatung haben sich in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt.

Richtige Ansprechpartner in jeder Lage

Die Berater Anna Blees, Tanja Komarek, Barbara Monauni und Andreas Schwarzkopf (von links) helfen auf vielfältige Weise.Foto: A. Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Backnang. Nicht immer läuft das (Familien-)Leben so ab, wie man es sich vorgestellt hat. In Backnang bieten verschiedene Anlaufstellen Hilfe an, passend zugeschnitten auf unterschiedlichste Herausforderungen und Lebenssituationen, seien die Ratsuchenden Einzelne, Paare oder Familien, Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. „Wir unterstützen Menschen in Konflikt- und Krisensituationen“, erklärt Barbara Monauni vom Kreisdiakonieverband Rems-Murr.

Da ist zum einen die Männerberatung. Sie werde sehr gut angenommen, sagt Diplom-Sozialpädagoge Andreas Schwarzkopf. Das Themenspektrum ist dabei sehr breit – egal ob Job, Krankheit oder Selbstfindung. Seine Kollegin Anna Blees ergänzt: „Im Leben gibt es vielerlei soziale Beziehungen.“ Und fühle man sich in irgendeiner dieser Beziehungen nicht wohl, beginne man, diese zu hinterfragen. Neben der Einzelberatung ist die Paarberatung ihr Schwerpunkt, in den vergangenen zwei Jahren hätten sich dort die Anfragen verdoppelt. „Paare wurden mehr auf sich selbst zurückgeworfen“, hat die Sozialpädagogin während der Pandemie festgestellt. Etwa 90 Prozent der Menschen kämen aus eigenem Antrieb.

Erschöpfung durch Mehrfachbelastung in Beruf und Familie, daraus resultierend körperliche und seelische Beschwerden – Tanja Komarek hat in der Kur- und Gesundheitsberatung vieles erlebt. „Die Kur soll dabei helfen, Strategien zu entwickeln, wie der Alltag besser zu managen ist“, sagt sie. Mittlerweile sei bei den Mutter-Vater-Kind-Kuren wieder eine gewisse Normalität vorhanden, nachdem sich eine Zeit lang aufgrund coronabedingt geschlossener Kurheime ein „Kurstau“ gebildet hatte. „Das Schöne an unserer Arbeit ist, dass man an einem Entwicklungsprozess teilnimmt“, erklärt Blees die Freude an ihrer Arbeit. Barbara Monauni ergänzt: „In eine Beratungsstelle zu gehen heißt nicht, dass man versagt hat.“ In den vergangenen Jahren hat sich hier ein Wandel vollzogen, denn man hat angefangen, zu akzeptieren, dass professionelle Hilfe in schwierigen Lebenssituationen kein Scheitern, sondern einen Gewinn bedeutet.

Allerdings sei es nicht die Aufgabe, den Menschen ein Patentrezept auf den Weg zu geben: „Die Lösung liegt im Menschen, der mir gegenübersitzt.“ Um Konfliktlösungen jeglicher Art innerhalb eines Familienverbundes geht es beim Kreisjugendamt. „Wir beschäftigen uns mit Kindern und ihren Familien, die Entwicklungsauffälligkeiten oder Verhaltensproblemen zeigen“, erklärt Beratungsstellenleiterin Susanne Grießhaber-Stepan. Ein besonderer Schwerpunkt bildet dabei der Kinderkrisendienst. Er entstand in Zusammenhang mit der Thematik Prävention gegen häusliche Gewalt. Verhaltens- oder Entwicklungsauffälligkeiten sind die häufigsten Gründe, die Beratungsstelle aufzusuchen. Meistens melden sich Eltern von sich aus, oft kommen Betroffene auch auf Ermunterung von Schulen, Kitas, Kinderärzten oder Sozialarbeitern.

In etwa einem Drittel der Fälle geht es um Fragen und Probleme rund um das Thema Trennung und Scheidung, weiß Grießhaber-Stepan. Wie verhalten sich die Eltern in einem solchen Fall zueinander, und wie wirkt es sich auf die Kinder aus? Speziell für Kinder gibt es hierzu auch Gruppenangebote. Mit Eltern wird im sogenannten Elternkonsens gearbeitet. Dies ist ein Verfahrensablauf, bei dem die beteiligten Professionen zusammenwirken, um die Eltern in die Verantwortung zu nehmen und zu stärken. „Wir versuchen, den Eltern klarzumachen, dass sie die Bedürfnisse des Kindes sehen sollten“, sagt sie und betont: „Die Trennung ist nicht die Hauptbelastung, sondern der Konflikt. Der schadet den Kindern.“ Auch Jugendliche nehmen das Beratungsangebot häufig in Anspruch, beispielsweise in Lebenskrisen, bei Konflikten in der Familie. „Wir nehmen die Bedürfnisse der Ratsuchenden ernst“, so die Leiterin der Beratungsstelle. Für alle Ratsuchenden da sein, insbesondere für Familien und Jugendliche, das ist auch das Anliegen des Vereins Kinder- und Jugendhilfe. Die Beratungsmöglichkeiten sind vielfältig und weitgefasst. „Wir wollen den Menschen die Hilflosigkeit nehmen“, sagt Karin Kirsch, pädagogische Leitung und Gesamtleitung des Vereins. Sehr gut angenommen werde beispielsweise der Elternkurs „Starke Eltern – starke Kinder“, der Familien mitunter jahrelang begleite. Oder auch „Alltag mit Kind“, der Müttern mit Kindern unter drei Jahren die Gelegenheit bietet, sich gegenseitig auszutauschen, Impulse für den Austausch zu finden, einfach mal miteinander ins Gespräch und aus der Isolation herauszukommen. „Man darf Unterstützung annehmen“, ergänzt Sozialpädagogin Nicole Schütz-Flach.

Besonders wichtig ist beiden die Schwangerenberatung. Nicht nur während, auch noch bis zu drei Jahre danach gibt die Beratung Hilfestellung. Zum allergrößten Teil geht es hierbei um Informationen zu unterstützenden Hilfen.

Der Zulauf zu den Angeboten ist sehr groß, Karin Kirsch führt das darauf zurück, dass der Verein bereits seit einem halben Jahrhundert auf die Bedürfnisse gerade im Backnanger Raum fokussiert ist und das Spektrum stetig aktualisiert und den Bedürfnissen anpasst. „Es geht uns um die Menschen hier“, so Leiterin Kirsch.

Kontakt zu den Beratungsstellen in Backnang

Kreisdiakonieverband

Paar-, Familien-, Lebens- und Sozialberatung, Obere Bahnhofstraße 16, 07191/9589-0,
info-bk@kdv-rmk.de

Kreisjugendamt Beratung für Familien und Jugendliche, Am Obstmarkt 7 , 07191 /8954039, familienberatung-backnang@rems-murr-kreis.de

Verein Kinder- und Jugendhilfe

Famfutur, Theodor-Körner-Straße 1 in Backnang, 07191/3419-0, info@kinderundjugendhilfe-bk.de