Rund 20.000 Kölner müssen heute Vormittag ihre Wohnungen verlassen. Fast die gesamte Innenstadt wird wegen einer Bombenentschärfung gesperrt – das hat Auswirkungen bis nach Stuttgart.
Eine der Fundstellen am Rhein – im Hintergrund der Kölner Dom.
Von Michael Bosch
In Köln hat am Mittwochmorgen die umfangreichste Evakuierung seit dem Jahr 1945 begonnen. Ein großer Teil der Innenstadt wird gesperrt, um drei amerikanische Weltkriegsbomben zu entschärfen. Mehr als 20.000 Menschen müssen ihre Wohnungen in eine Radius von rund einem Kilometer rund um die Fundstelle im Stadtteil Deutz räumen.
Die Stadt Köln teilte auf ihrer Website mit: „Bei der Evakuierung handelt es sich um die größte Maßnahme nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Alle Beteiligten hoffen, dass die Entschärfung im Laufe des Mittwochs abgeschlossen werden kann.“ Wann die Entschärfung selbst beginnen werde, könne man noch nicht sagen, sagte eine Stadtsprecherin der Deutschen Presse-Agentur.
Bombenentschärfung: „Hängt davon ab, wie erfolgreich die Evakuierung läuft“
Der erste Check bei den Leuten werde schon mehrere Stunden dauern, und dann gebe es noch Unwägbarkeiten. Seit 8 Uhr werden nun Straßensperren errichtet. Behördenvertreter überprüfen, ob alle Wohnungen leer sind.
Wie lange sich das hinziehe, sei nicht abzusehen, bestätigte Kai Kulschewski, Dezernent für Kampfmittelbeseitigung bei der Bezirksregierung Düsseldorf, im WDR-„Morgenecho“. „Es hängt alles davon ab, wie erfolgreich die Evakuierung verlaufen wird, ob sich die Bevölkerung an die Regeln hält, ob die auch alle den Evakuierungsradius verlassen, und erst wenn dann wirklich niemand mehr in dem Radius drin ist, dann können unsere Mitarbeiter mit der Arbeit beginnen.“
Wer ist in Köln von der Evakuierung betroffen?
Die Kölner Innenstadt sei die am dichtesten besiedelte in ganz Europa, sagte Ralf Mayer, Leiter des Kölner Ordnungsamtes, im ARD-„Morgenmagazin“. In der Sperrzone liegen ein Krankenhaus, zwei Alten- und Pflegeheime, viele Museen und der Fernsehsender RTL, der seine Sendungen teils vorab aufgezeichnet hat oder aus Berlin sendet. Die Mitarbeiter arbeiten vorerst im Homeoffice teilte der Privatsender mit. Auch viele Einzelhändler in der Kölner Innenstadt können ihre Geschäfte erst einmal nicht öffnen.
Der Kölner Dom und der Hauptbahnhof liegen nicht im Evakuierungsbereich. Allerdings betrifft dies die Hohenzollernbrücke, die als die meistbefahrene Eisenbahnbrücke Deutschlands gilt und zu diesen beiden Wahrzeichen führt. Die Deutsche Bahn rechnet deshalb mit „erheblichen Einschränkungen im Nah- und Fernverkehr in Nordrhein-Westfalen“, zumal auch der Bahnhof Köln-Messe/Deutz gesperrt ist.
Bombenentschärfung in Köln: Einschränkungen bei der Deutschen Bahn
Personenzüge dürften nach 8 Uhr zunächst weiter über die Hohenzollernbrücke fahren, hielten allerdings nicht im Bahnhof Köln Messe/Deutz, teilte die Bahn mit. Mit Beginn der Entschärfung werde die Hohenzollernbrücke dann gesperrt. Ab diesem Zeitpunkt könne der Kölner Hauptbahnhof dann nicht mehr aus Richtung Deutz angefahren werden. Züge zwischen Düsseldorf und Frankfurt halten nicht in Köln. Die ICE-Sprinter-Züge zwischen Köln und Berlin sowie einzelne ICE-Züge zwischen Köln und Stuttgart fallen aus. Ab Beginn der Entschärfung werden die Züge mit einer veranschlagten Verspätung von rund zehn Minuten großräumig umgeleitet.
Einschränkungen bei der Bahn in der Übersicht:
Auch Flughafen Köln betroffen?
In Köln selbst sind etliche Stadtbahn- und Buslinien betroffen. Sie werden entweder umgeleitet oder fahren gar nicht. Auch die Schifffahrt auf dem Rhein muss vorübergehend pausieren.
Der Luftraum wird kurzzeitig für den Zeitpunkt der Entschärfung selbst gesperrt. „Eine Beeinträchtigung für den Flugbetrieb wird nicht erwartet. Die Anreise zum Flughafen mit öffentlichen Verkehrsmitteln könnte jedoch erschwert sein“, teilt der Flughafen Köln/Bonn mit. Auch das könnte Stuttgarterinnen und Stuttgarter gegebenfalls betreffen.
Mit Material von dpa.