Riesige Mengen Rauschgift verkauft

Der Staatsanwalt fordert bis zu acht Jahre Haft für einen Seriendieb und Drogendealer aus Backnang. Der 34-Jährige möchte nicht gestehen.

Riesige Mengen Rauschgift verkauft

Beide Backnanger Beschuldigten des Prozesses am Stuttgarter Landgericht wurden am 30. März dieses Jahres festgenommen. Sang Hyun Cho/Pixabay

Von Bernd Winckler

BACKNANG/STUTTGART. Der Strafprozess wegen zahlreicher Baugerüstdiebstähle und Drogendelikte gegen zwei 34- und 36-jährige Backnanger vor dem Stuttgarter Landgericht ist gestern fortgesetzt worden. Einer der beiden Beschuldigten ist geständig, der Zweite – der 34-Jährige – nicht. Ihm droht, wie das Gericht jetzt mitgeteilt hat, eine Haftstrafe im Bereich von sieben bis acht Jahren.

Große Mengen Kokain und Marihuana verkauft

Den beiden aus Kasachstan stammenden Deutsch-Russen wirft der Staatsanwalt vor, in der Zeit von Januar 2020 bis März dieses Jahres auf verschiedenen Baustellen im Rems-Murr-Kreis teure Gerüste und Baugerüstteile gestohlen und mit hohen Gewinnen verkauft zu haben, um mit diesen Gewinnen dann danach einen lukrativen Rauschgifthandel zu finanzieren (wir berichteten). Was die Drogen betrifft, handelt es sich um große Mengen Kokain im Kilobereich und um Marihuana, die das Duo von einem Lieferant aus Spanien telefonisch bestellt und eingeführt haben soll. Insgesamt sollen die Mengen ausgereicht haben, um an die 50000 Konsumeinheiten zu vertreiben. Zuletzt sei aus Spanien am 7. Februar dieses Jahres ein Drogenpaket mit über zwei Kilogramm Inhalt in Backnang eingetroffen, bevor dann am 30. März die Handschellen klickten.

Am gestrigen zweiten Prozesstag vor der 18. Großen Strafkammer des Landgerichts setzte der Staatsanwalt gegen die beiden Männer wegen mehrfachen Bandendiebstahls und wegen 27-fachen Handeltreibens mit Rauschgift eine Strafe für den Hauptangeklagten von sieben bis acht Jahren an – jedoch nur, wenn er geständig ist hinsichtlich der Diebstähle und des Drogenhandels. Dies jedoch ist dem 34-jährigen Mann zu viel, er möchte dafür kein Geständnis abliefern, lässt er durch seinen Verteidiger mitteilen. Doch der Staatsanwalt begründet die hohe Strafforderung damit, dass durch die Hände des Mannes immerhin riesige Mengen Rauschgift gingen, für die laut dem Gesetz Freiheitsstrafen bis zu 15 Jahre möglich sind und ohne ein Geständnis das Gericht locker um die zehn Jahre Haft verhängen könnte.

Der mutmaßliche Mittäter zeigt sich geständig

Anders bei seinem mutmaßlichen Mittäter, der allerdings nur wegen Beihilfe zum Bandendiebstahl und Drogenhandel angeklagt ist und nicht aktiv an den vorgeworfenen Taten mitgemacht habe. Bei ihm wollen der Ankläger und auch das Gericht durch sein Geständnis Milde walten lassen und offerierten ihm gestern eine Freiheitsstrafen-Obergrenze von zwei Jahren, allerdings angesichts der Vorstrafenliste ohne Aussicht auf Bewährung. Der 36-Jährige ist damit einverstanden. Das Urteil gegen ihn wird somit vermutlich am 26. Oktober gesprochen werden. Hingegen geht das Verfahren gegen den 34-Jährigen mit der Beweisaufnahme weiter. Beide Beschuldigten wurden am 30. März dieses Jahres festgenommen. Sie stammen aus der russischen Provinz Kasachstan, haben deutsche Wurzeln und leben seit vielen Jahren in Backnang.

Einer war bis zur Festnahme als Maurer, der andere als Zerspaner in einem Backnanger Betrieb tätig. Die Stuttgarter Richter wollen jetzt in den nächsten Verhandlungstagen bei dem 34-Jährigen ins Zeugenprogramm einsteigen. Dabei wollen sie angesichts des Umstands, dass der Angeklagte zum Tatvorwurf keine Angaben macht, die Haftrichterin vom Amtsgericht Stuttgart in den Zeugenstand rufen, vor der der Mann einst offensichtlich Angaben gemacht habe.

Beide Angeklagten machen übrigens vor Gericht Alkohol- und Drogensucht geltend, wofür die Richter noch einen Sachverständigen zur Feststellung dieser Behauptungen vorladen werden. Insgesamt sind noch vier weitere Prozesstage angesetzt.