Erst treffen sich die Ministerpräsidenten, dann folgt ein Gespräch mit Merz. Wichtigste Frage: Wer kommt für Kosten auf, die Gesetze des Bundes verursachen? Die Länder sagen: Wer bestellt, zahlt.
Die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Sachsen, Alexander Schweitzer (SPD) und Michael Kretschmer (CDU), werden die Ergebnisse der Beratungen vorstellen. (Archivbild)
Von dpa
Berlin - Kompromisse oder verhärtete Fronten? Bei Bund-Länder-Gesprächen heute im Kanzleramt geht es vor allem um die Verteilung von Milliarden. Zuerst treffen sich die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder hinter verschlossenen Türen in Berlin. Im Anschluss ist ein Gespräch mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) geplant. Was soll geklärt werden?
Die Bundesländer drängen auf eine Finanzierungszusage des Bundes bei neuen Gesetzesvorhaben. Bei neuen Steuer- und Leistungsgesetzen müsse das Konnexitätsprinzip gelten, lautet eine Kernforderung: Wer bestelle, müsse auch bezahlen. Wenn der Bund Aufgaben in Kommunen und Ländern auslöse, müsse er auch für die Finanzierung geradestehen.
Kommunen ächzen unter großer Finanzlast
Gerade die Kommunen ächzen unter einer großen Finanzlast und den steigenden Sozialkosten. Finanzminister Lars Klingbeil ist deshalb bereit, die Städte und Gemeinden finanziell stärker zu unterstützen. "Wir sehen, wie groß der Druck ist. Wir wollen deswegen auch weitere Schritte gehen", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn künftige Leistungsgesetze des Bundes Auswirkungen auf die kommunalen Haushalte haben, dann werden wir die Kommunen stärker unterstützen."
Die Länder bestehen jedoch darauf, dass auch sie Geld vom Bund bekommen, wenn ihre Kassen betroffen sind. Viele staatliche Leistungen würden den Bürgerinnen und Bürgern zwar von den Kommunen gewährt, die allermeisten Vorhaben würden jedoch in kombinierter Verantwortung von Ländern und Kommunen umgesetzt, mahnte jüngst der rheinland-pfälzische Regierungschef Alexander Schweitzer (SPD). Es sei daher auf keinen Fall akzeptabel, dass die Kommunen entlastet werden und die Länder nicht.
Keine Spielräume?
Beide Seiten signalisieren zwar Kompromissbereitschaft. Klingbeil sah nach der Steuerschätzung Ende Oktober allerdings keinen Spielraum dafür, dass der Bund Einnahmeausfälle der Länder ausgleichen könnte.
Vielmehr betont er: "Die Länder haben den Auftrag aus unserer Verfassung, für eine angemessene Finanzausstattung ihrer Kommunen zu sorgen." So erwarte er, dass das an die Länder fließende Geld aus dem Sondertopf für die Infrastruktur vor allem den Kommunen zugutekomme. Es solle in Kitas, Schulen, Sportplätze und Krankenhäuser fließen – und für Bürgerinnen und Bürger unmittelbar spürbar sein.
Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann mahnte eine Einigung an: Die Lage in Städten, Gemeinden und Landkreisen sei dramatisch. Das kommunale Defizit steige bereits in diesem Jahr auf 30 Milliarden Euro. "Wir erwarten jetzt klare und verbindliche Entscheidungen zur fairen Verteilung der Kosten zwischen Bund, Ländern und Kommunen sowie konkrete Lösungen der Bundesregierung, um die kommunale Finanzkrise zu überwinden."
Verschlankung des Staates
Stark machen wollen sich die Länder bei den Gesprächen mit dem Bundeskanzler auch für eine deutliche Verschlankung des Staates: Das Backoffice des Sozialstaates sollte deutlich kleiner und schneller werden. Schweitzer kündigte als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) rund 100 Maßnahmen zur Verschlankung des Staates an.
Obwohl sich die Länder bei den großen Linien einig zu sein scheinen, geht es bei dem Treffen in Berlin (ab 10.00 Uhr) um eine Ausgestaltung ihrer Forderungen. Um 14.00 Uhr wollen der MPK-Vorsitzende Schweitzer und sein sächsischer Amtskollege Michael Kretschmer (CDU) als Co-Vorsitzender die Ergebnisse der Beratungen präsentieren.
Gemeinsames Statement geplant
Im Anschluss (15.00 Uhr) ist ein Treffen der Regierungschefinnen und Regierungschefs mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Kanzleramt geplant. Nach den Beratungen wollen Bund und Länder gemeinsam ihre Vereinbarungen verkünden.
Die Ministerpräsidenten haben klare Forderungen an den Bund. (Archivbild)