Rombold-Kamin ist geschrumpft

50 Meter hoher Schornstein in Unterweissach auf 30 Meter reduziert – Rest für eine Sanierung zu marode

Die Sanierung des Rombold-Kamins hat ein anderes Ende genommen als erwartet: Bei einer Höhe von 30 Metern mussten Marco Kögel und sein Team von der Firma „Kögel Schornsteine“ die Reparaturarbeiten einstellen. Der Rest ist so marode, dass eine Erhaltung aus statischen Gründen nicht verantwortbar wäre. Im Gemeinderat keimt nun Frust auf: Nur „ein halblebiges Ding“ bleibe von dem einst stolzen Schornstein übrig.

Rombold-Kamin ist geschrumpft

Misst nur noch 30 Meter: Sanierter Rombold-Kamin in Unterweissach. Foto: A. Becher

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL. 50 Meter hoch war das Weissacher Wahrzeichen einmal, mit dem die Einwohner so viel verbinden. Jetzt sind es gerade noch 30 Meter. Und dass es mit dem Gewölbe, das als Abdeckung noch aufgesetzt wird, 31 Meter werden, macht den Kohl auch nicht mehr fett. Für Ratsmitglied Carl Höfer (CDU/FW) ist der gekappte Kamin jedenfalls nur noch „ein halblebiges Ding“, wie er in der jüngsten Sitzung sagte. Gleichzeitig fragte er nach, wieso man die beträchtlichen Schäden im oberen Teil des Ziegelkolosses nicht früher festgestellt habe.

Dazu hätte man, entgegnete Bürgermeister Ian Schölzel, mit großem Aufwand erst ein Gerüst aufstellen müssen, das bis ganz noch oben reicht. 15000 bis 18000 Euro hätte das gekostet, gab er zu bedenken. „Ich bin davon ausgegangen, dass das untersucht ist“, kritisierte dagegen Höfer – möglicherweise hätte er anders geurteilt, was die Frage der Erhaltung angeht, wenn klar gewesen wäre, dass praktisch nur der halbe Kamin stehen bleiben würde.

Mörtel porös, Ziegel kaputt

und Statik problematisch

Dass das Bauwerk so stark eingekürzt werden musste, findet auch der Rathauschef bedauerlich: „Ich bin aber froh darum, dass immerhin 30 Meter gehalten werden konnten.“ Damit bleibe zumindest ein Teil des Wahrzeichens stehen: „Der Kamin, die Öfen und die Kalthalle werden prägende Elemente des Rombold-Areals sein.“ Um 1900 sei der Schornstein errichtet worden, zwei Weltkriege habe er überdauert und viele Erschütterungen überstanden, auch jetzt bei den laufenden Bauarbeiten.

Die Kosten für die Sanierung waren auf rund 88000 Euro veranschlagt. Schölzel rekapitulierte den Ablauf bei den Arbeiten, bei denen sich die Fachkräfte der Backnanger Firma von unten nach oben vorarbeiteten. Dass das oberste Ende von vielleicht fünf Metern nicht zu halten sein würde, damit habe man ja gerechnet. Aber dann habe sich schon ab 15 Metern Höhe gezeigt, wie porös der Mörtel war. Ab 27 Metern seien dann auch die Ziegel selbst zum Problem geworden. Immerhin konnte das Gemäuer noch bis auf eine Höhe von 30 Metern gesichert werden. Dann aber sei der Firma nichts anderes mehr übrig geblieben, als die Sanierung einzustellen.

Hans-Dieter Kögel bestätigt, dass die Schäden schon weit fortgeschritten gewesen seien. Das Problem: Wenn ein Kamin nicht ständig in Gebrauch ist, sondern – wie in Unterweissach – über viele Jahre hinweg ungenutzt steht und den Witterungseinflüssen ausgesetzt ist, saugen sich die Mörtelfugen regelrecht voll mit Feuchtigkeit. Das Material kann dann nicht mehr austrocknen, der Mörtel beginnt sich zu zersetzen. Wo dieser Prozess noch nicht zu weit fortgeschritten ist, können die feuchten Stellen zwischen den Backsteinen von außen her ausgekratzt und neu verfugt werden. Das geht aber nicht, wenn der Mörtel komplett vollgesogen ist – die Nässe würde von der Rückseite her wieder vordringen. „Das Material verliert seine Konsistenz und hält nicht mehr zusammen“, erklärt der Fachmann. Dann bestehe die Gefahr, dass Stücke herausbrechen. Um neuen Schäden vorzubeugen, soll eine dauerhafte Abdeckung Schutz vor eindringendem Regen bieten. Zugleich wird, so Kögel, auch für eine Hinterlüftung gesorgt, damit der Schornstein trocken bleibt.

Prinzipiell sei es zwar möglich, sagte der Bürgermeister im Gemeinderat weiter, den Kamin nach oben hin neu aufzumauern. Doch dem stehen statische Probleme entgegen, und es wäre auch, wie Hans-Dieter Kögel bestätigt, ein teures Unterfangen. Daher wies Schölzel diesen Gedanken ab. Auch die Idee, den Schornstein mit einem Storchennest zu krönen, hält der Verwaltungschef für wenig überzeugend. Schließlich liegt direkt unterm Kamin der Platz, wo auch der künftige Biergarten angesiedelt sein soll. Und ob die Vögel oben und das Publikum unten Freundschaft schließen können, das soll nicht unbedingt ausprobiert werden.

Rombold-Kamin ist geschrumpft