Naturphänomen über Zhoushan

Roter Himmel in China: Das steckt dahinter

Ein plötzlich sich blutrot verfärbender Himmel hat in der chinesischen Stadt Zhoushan für Angst und Schrecken gesorgt. War es ein Omen für den drohenden Weltuntergang? Oder nur ein seltenes Naturphänomen?

Roter Himmel in China: Das steckt dahinter

Blick auf den Hafen Zhoushan in der ostchinesischen Provinz Zhejiang.

Von Markus Brauer

Ist es der Beginn der Apokalypse oder nur ein fantastisches Naturphänomen? In Zhoushan, einer Hafenstadt mit rund 1,2 Millionen Einwohnern in der südostchinesischen Provinz Zhejiang, hat ein ganz besonderes Himmelsspektakel bei vielen Chinesen für Panik gesorgt. Plötzlich färbte sich der Himmel über der Stadt und dem Meer blutrot.

Vermutungen, dass es sich um einen großen Brand handeln könnte, wurden schnell dementiert. Das rote Licht stamme aus der Nähe des Hafens und sei durch Lichtbrechung verursacht worden, wie ein Mitarbeiter des meteorologischen Büros der Stadt gegenüber der englischsprachigen chinesischen Zeitung „Global Times“ erklärte.

According to Global Times, staff at Zhoushan Meteorological Bureau explained: "When weather conditions are good, more water in the atmosphere forms aerosols which refract and scatter the light of fishing boats and create the red sky seen by the public." — Dr. M Danish Yaqoob (@danish_dygenius) May 10, 2022

 

Aerosole in der Atmosphäre

Die Ursache für das Spektakel sei das bewölkte und neblige Wetter gewesen. „Bei solchen Wetterbedingungen bildet mehr Wasser in der Atmosphäre mehr Aerosole, die das Licht von Fischerbooten brechen und streuen und so den roten Himmel erzeugen“, so der Meteorologe.

Zum Zeitpunkt des roten Himmels nieselte es, sodass das Phänomen durch die Reflexion des Lichts an den tief hängenden Wolken verursacht worden sein könnte.

Vulkanausbruch als Ursache?

Eine andere Erklärung könnte sein, dass Partikel, die der Vulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apaia im Januar ausgespuckt hat, zu der Lichtbrechung geführt haben. Der Vulkan liegt auf einer Insel im Pazifik.

Der Bluthimmel, der von vielen Anwohnern in Videos und Fotos festgehalten und in den Social-Media-Kanälen geteilt wurde, ist eines der meist diskutierten Themen auf Chinas Twitter-ähnlichem sozialen Medium Sina Weibo und verzeichnete bisher mehr als 150 Millionen Aufrufe.

Blood red sky in Zhoushan舟山, China, on the evening of May 7th, a result of Rayleigh Scattering? pic.twitter.com/iGlrtN5VTq — Tong Bingxue 仝冰雪 (@tongbingxue) May 8, 2022

 

1628 und 1770: Himmel über China färbt sich blutrot

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Himmel über China blutrot färbt: Vor rund 400 Jahren wurde ein ähnliches Phänomen beobachtet. Es soll sich am 25. Mai 1628 ereignet haben. Im selben Jahr führten Umweltkatastrophen und Krankheiten zu Bauernaufständen in Nordchina und zum Sturz der Ming-Dynastie.

Auch im Jahr 1770 soll eine blutrote Färbung des Himmels über China, Japan und Korea neun Tage lang beobachtet worden sein, wie Medien berichten.

YouTube-Video des Staatssenders

Um die Panik aufgrund der blutroten Himmelsfärbung zu dämpfen, veröffentlichte der chinesische Staatssender CGTN ein Video mit beruhigender Begleitmusik auf Youtube.

Dort erklärt man in Berufung auf chinesische Experten, dass es sich bei der blutroten Himmelsfärbung um einen natürlichen Vorgang handle.

Blutregen in Deutschland

Das Naturphänomen erinnert an den Blutregen hierzulande. Die rötliche Färbung von Regen bezeichnet, die vor allem durch Wüstensand verursacht wird. In Deutschland stammt dieser Staub meist aus der Sahara und wird vom Wind in großen Höhen über das Mittelmeer nach Europa gebracht.

Die Färbung des Regens variiert je nach Farbe des Sahara-Sandes von dunkel- und hellgrau über leicht gelblich bis stark rötlich. Tatsächlich handelt es sich eher um Schmutzregen.

Auch Pollen können Farbspiele verursachen

„Der Sand hat verschiedene Farben und schlägt sich zum Beispiel auf Autos als rot-bräunliche Schicht nieder“, erläutert der Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Deshalb habe sich im Volksmund der Begriff Blutregen entwickelt. Im Frühjahr sind es auch manchmal Pollen in der Luft, die den Regen gelb oder rötlich färben. Blutregen wurde früher als Vorzeichen drohenden Unheils gedeutet.

Laut DWD entsteht die manchmal zu beobachtende Rotfärbung in Wasserpfützen durch Algen (sogenannte Dinoflaggelaten), die sich unter bestimmten Bedingungen in Massen vermehren.