Rückblick auf einen großen Stuttgarter

Ausstellung zum 90. Geburtstag von Manfred Rommel zeigt auch Konflikte des früheren OB, die seinem Ruf nichts anhaben konnten

Von Torsten Schöll

Ausstellung - In 13 Stationen seines Lebens tritt dem Besucher im Stadtpalais Ex-OB Manfred Rommel fast ausnahmslos als Politiker, Intellektueller und Privatmensch entgegen, über den die Nachwelt mit Hochachtung urteilt.

Stuttgart Die Zeit meint es gut mit Manfred Rommel. Je mehr sie vergeht, umso größer wird die Anerkennung, die die Nachwelt dem 2013 verstorbenen Stuttgarter Oberbürgermeister zollt. Das war beileibe nicht immer so: DieSonderausstellung„Manfred Rommel“ im Stadtpalais, die jetzt begonnen hat, belegt an vielen Beispielen, welche Konflikte dieser Mann in seiner Amtszeit zwischen 1974 und 1996 ausgetragen, welche Gräben er aufgeworfen hat – von der Peymann-Affäre bis zum Polizistenmord auf der Gaisburger Brücke, als er zum Entsetzen vieler betonte, der Täter „hätte auch ein Schwabe sein können“.

Seiner Popularität tat das alles keinen Abbruch. Im Gegenteil: In den 13 thematischen Stationen seines Lebens, in die sich die Ausstellung gliedert, tritt dem Besucher fast ausnahmslos ein Politiker, Intellektueller und Privatmensch entgegen, über den die retrospektive Deutung mit Hochachtung urteilt. Und insofern ist die Sonderausstellung im Museum für Stuttgart anlässlich des 90. Geburtstages von Manfred Rommel am 24. Dezember natürlich nicht nur eine Rückschau auf sein Leben. Es ist – ganz willentlich – auch Teil der Huldigung, die Rommel dieser Tage in Stuttgart erfährt.

So beginnt die Ausstellung, die über 90 Exponate, 30 Videosequenzen und 18 Hörstationen beinhaltet, denn auch mit jenem Rommel, der den meisten Bürgern am vertrautesten ist: dem Rommel als Literat. „Wir zeigen hier 40 seiner Exzerpthefte, in denen er sich handschriftlich Notizen gemacht hat“, erklärt Ausstellungskurator Frank Lang bei einem Presserundgang durch die Schau. Sprüche, Witze und seine politische Weltsicht flossen danach nicht nur in seine Reden und Vorträge ein, sondern auch in sein umfangreiches schriftstellerisches Schaffen.

Seine liberale und tolerante Weltsicht, so zeigt sich an einer Station, in der Vater Erwin Rommel ins Zentrum der Betrachtung rückt, schliff sich vor allem in der Auseinandersetzung mit dem Vater und dessen Rolle im Nazi-Regime. „Das hat dazu geführt, dass er sich sein Leben lang mit den Themen Diktatur und Demokratie auseinandergesetzt hat“, erklärt Lang.

Durch Gespräche, die der Kurator mit Rommels WitweLiselotte Rommelund der Tochter Catherina geführt hat, gewährt die Ausstellung auch Einblicke ins Privatleben des OB, dessen Familienleben stets unter Zeitmangel litt. „Urlaube wurden von Rommel im Eiltempo durchgezogen“, erzählt der Kurator. Eine weitere Station befasst sich mit dem offensiven Umgang Rommels mit seiner Parkinson-Krankheit.

Die Wahlen zum Oberbürgermeisteramt 1974, 1982 und 1990 sind Spiegel seiner rasant anwachsenden Popularität. An einer Stellwand mit zahlreichen historischen Wahlplakaten erinnert die Ausstellung daran, dass Rommel 1974 gegen den SPD-Politiker Peter Conradi noch in den zweiten Wahlgang gehen musste, den er relativ knapp mit 58,9 Prozent gewann. 1982 hatte der politische Gegner Ulrich Maurer (SPD) dann schon keine Chance mehr. Maurer erreichte nur noch 24,7 Prozent der Stimmen. 1990 verzichteten die Sozialdemokraten schließlich ganz auf einen Gegenkandidaten, „und Rezzo Schlauch von den Grünen trat nur an, so sagte es Schlauch selbst, damit es überhaupt eine Wahl gab“, berichtet Lang.

Zur Beliebtheit Rommels passt denn auch, dass die Ausstellungsmacher gleich neben den Wahlplakaten eine (noch) weiße Wand aufgestellt haben, auf der die Besucher Zettel mit ihren persönlichen Erinnerungen an Manfred Rommel heften können. Dabei dürfte dann auch die berühmte halbe Brezel (ohne Butter!) eine Rolle spielen, die Rommel einst als Sparmaßnahme bei Rathausempfängen eingeführt hat und von der Amtsinhaber Fritz Kuhn prompt in der Ausstellung wissen lässt, dass es sie selbstverständlich noch immer im Rathaus gebe.