Rückhaltebecken Oppenweiler nimmt weitere Hürde

Wasserverband Murrtal vergibt Planung für 1,3 Millionen Euro – Becken fasst 850000 Kubikmeter und kostet 20 Millionen Euro

Rückhaltebecken Oppenweiler nimmt weitere Hürde

„Das große Becken kommt nun, jetztbrauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen.“Bernhard BühlerBürgermeister Oppenweiler

Von Matthias Nothstein

OPPENWEILER/BACKNANG.Der wichtigste und zugleich größte Einzelposten beim Hochwasserschutz im Murrtal – das Hochwasserrückhaltebecken Oppenweiler – hat eine weitere Hürde genommen. In der jüngsten Sitzung des Wasserverbands Murrtal (WVM) wurden die Ingenieurleistungen für den Bau des rund 20 Millionen Euro teuren Beckens vergeben. Alle drei Gewerke gingen an das Stuttgarter Ingenieurbüro Winkler und Partner.

Der Bau von solch komplexen Hochwasserrückhaltebecken wie etwa das vorliegende in Oppenweiler ist nicht nur extrem kostspielig, der Bau benötigt auch ungemein großen zeitlichen Vorlauf. Alleine die Entwurfsplanung und der Planfeststellungsbeschluss zogen sich über fast zehn Jahre hin. Vor einem Jahr war es dann soweit. Der Wasserverband Murrtal und das Land Baden-Württemberg hatten sich auf die gemeinsame Planung, die Vergabe, den Bau und die Unterhaltung des Beckens geeinigt. Schließlich wird dem Bauwerk, das etwa 850000 Kubikmeter Stauvolumen haben wird, eine überörtliche Wirkung zugeschrieben.

Unmittelbar nach der Einigung von Verband und Land folgte die europaweite Ausschreibung der umfangreichen Ingenieurleistungen. Vier Firmen hatten sich um den Auftrag bemüht, letztendlich setzte sich das Stuttgarter Ingenieurbüro Winkler und Partner bei allen drei Losen durch und erhielt die Planungsaufträge mit einem Gesamtvolumen von 1,3 Millionen Euro. Die Aufträge umfassen drei Lose: die Objektplanung, die Tragwerksplanung und die technische Ausführung.

Die Experten des Ingenieurbüros Winkler müssen nun bis 31. August 2019 auf der Basis der Genehmigungsplanung detailliertere Pläne erarbeiten, anhand derer die Ausschreibung der Arbeiten erfolgen kann. Rüdiger Koch vom Ingenieurbüro Winkler geht davon aus, dass mit einem Teil der Arbeiten im Herbst nächsten Jahres begonnen werden kann. Dabei handelt es sich dann jedoch erst um Vorabarbeiten, etwa um das Verlegen des Rad- und Wirtschaftsweges. Der Bau des Beckens zieht sich seiner Ansicht nach über mindestens fünf Jahre hin, „und das ist ein ambitioniertes Ziel“. Auf der anderen Seite verweist Oppenweilers Bürgermeister Bernhard Bühler auf ein Planungsziel, wonach das Hochwasserrückhaltebecken bis spätestens Ende 2022 fertiggestellt sein soll.

Das größte Rückhaltebecken des Murrtals wird einmal 850000 Kubikmeter Wasser zurückhalten können. Zur Einordnung. Sollte es zu einem Hochwasser kommen, wie es nur einmal in 100 Jahren passiert, so würden den Berechnungen zufolge auf Höhe der Rüflensmühle 187 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in der Murr fließen. Dies würde schwere Überschwemmungen verursachen. Addiert man noch den Klimafaktor dazu, also die Zunahme des Hochwassers aufgrund der Erderwärmung, so kommen die Wissenschaftler gar auf 215 Kubikmeter pro Sekunde. Dank der Technik innerhalb des Beckens wäre es dann möglich, den Durchlass an dem Hochwasserdamm auf 121 Kubikmeter zu drosseln. Das würde einem solchen Murrpegel entsprechen, wie er alle 20 Jahre einmal vorkommt. Die Folgen im Unterlauf wären einigermaßen beherrschbar. Zumindest dann, wenn bis dahin auch die übrigen Hochwasserschutzmaßnahmen im Unterlauf umgesetzt sind.

In der Verbandsversammlung im Rathaus Oppenweiler informierten die Vertreter der Kommunen auch über den Planungsstand und die Baumaßnahmen in den jeweiligen Verbandsgemeinden.

Direkt an das Becken schließt sich das Ortsgebiet von Oppenweiler an. Dort sind die innerörtlichen Hochwasserschutzmaßnahmen bereits komplett fertig. Bürgermeister Bernhard Bühler sagte: „Oppenweiler geht voran, alle Anlagen sind schon in Betrieb.“ Was nun in der Sturmfedergemeinde noch fehlt ist der Hochwasserschutz in den Seitengewässern. Mit Blick auf die Vergabe der Ingenieurleistungen freute sich Bühler: „Das große Becken kommt nun, dann brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen.“

Der innerörtliche Hochwasserschutz schreitet auch in Backnang zügig voran. Stadtbauamtsleiter Hans Bruss listete auf, dass die Aspacher Brücke bereits ersetzt wurde. Nun steht die Anpassung der Straßen im direkten Umfeld an. Auch sei der Hochwasserschutz im Bereich Kaltes Wasser bereits abgeschlossen. Bei den Abschnitten oberhalb und unterhalb der Stadtmitte – also in den Bereichen Obere Walke und Fabrikstraße – ist laut Bruss die Ausführungsplanung in Arbeit.

Zum Wasserverband gehören auch zwei Kommunen oberhalb des großen Beckens – Sulzbach und Murrhardt. In Sulzbach wurden bereits zehn Millionen Euro in Mauern und Dämme investiert. Zudem soll die Leistungsfähigkeit der Fischbachdole verbessert werden. Zwei von vier Bauabschnitten sind bereits erledigt. Im Seitenbachtal soll ebenfalls ein Becken mit etwa 200000 Kubikmeter Volumen gebaut werden. Kosten: sechs bis sieben Millionen Euro. Bürgermeister Dieter Zahn erklärte, die Gemeinde habe inzwischen die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren beisammen. Er geht davon aus, dass er dieses Jahr noch die Dokumente beim Landratsamt einreichen kann. Zu einem möglichen Baubeginn äußert er sich jedoch nicht. Für den Bereich Haselbachtal wurde sogar eine Diplomarbeit gefertigt. Dort werden zwei bis drei Millionen Euro investiert. Von insgesamt sechs Pumpwerken sind zwei (Ittenberger- und Gartenstraße) bereits gebaut. Kosten: etwa zwei Millionen Euro. Mauern und Dämme in Bartenbach und Schleißweiler werden weitere drei bis vier Millionen Euro verschlingen. Insgesamt investiert die Gemeinde 30 Millionen Euro in den Hochwasserschutz.

Die beiden Rückhaltebecken Mahd und Gaab liegen auf Gemarkung Murrhardt. Der Schwerpunkt der Planung ruht laut Bürgermeister Armin Mößner auf dem Becken Gaab, es ist größer und wirkungsvoller. Alle Grundstücksfragen wurden bereits geklärt. Zudem ist der Antrag gestellt, das Projekt in das Flurbereinigungsprogramm aufzunehmen. Das Planfeststellungsverfahren wird Mößner zufolge demnächst anlaufen und etwa ein bis eineinhalb Jahre dauern. Der Bürgermeister hofft, dass die ersten Ausschreibungen in zwei Jahren erfolgen können. Auch im Oberstromgebiet arbeitet Mößner an Verbesserungen, etwa im Klingental oder beim Otterbach. Es geht darum, Brücken durchlässiger zu machen oder einzelne Gebäude zu schützen.

Bei den innerörtlichen Schutzmaßnahmen äußerte Mößner Kritik am Verfahren. „Wir durften damit noch nicht beginnen, andere Kommunen aber schon. Den Grund für diese Unterscheidung verstehe ich nicht.“ Gebaut werden sollen unter anderem drei Hochwasserentlastungspumpwerke in der Wiesenstraße, im Bereich Einmündung Hörschbach und im Bereich Kläranlage.

Rückhaltebecken Oppenweiler nimmt weitere Hürde

Dieter Zahn

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Stefan Setzer