Sanierung der Kanäle in Kirchberg an der Murr

Die optische Inspektion von Kanälen in Teilbereichen von Kirchberg an der Murr zeigt vor allem in dem kleinen Ortsteil massive Schäden. Der Gemeinderat spricht sich einstimmig für eine Erneuerung beziehungsweise Reparatur in zwei Bauabschnitten aus.

Sanierung der Kanäle in Kirchberg an der Murr

Die Landesstraße1124, die durch den Kirchberger Ortsteil Frühmeßhof führt, soll im nächsten Jahr saniert werden. Zuvor steht allerdings eine Sanierung maroder Kanäle an. Archivfoto: Alexander Becher

Von Ingrid Knack

Kirchberg an der Murr. Regelmäßig müssen die Kanäle in den Kommunen auf mögliche Schadstellen, sprich auf Dichtheit, Standsicherheit und Betriebssicherheit, untersucht werden. Dies wird abschnittsweise mit Kamerabefahrungen realisiert. Öffentliche Kanalnetze zählen übrigens zu den Anlagenwerten der Gemeinde. Nun waren in Kirchberg an der Murr der Bereich südlich der Pfarrgartenstraße und östlich der Bergstraße sowie der Frühmeßhof an der Reihe. Das Thema stand jetzt im Gemeinderat auf der Tagesordnung.

Bürgermeister Frank Hornek erklärte zu Beginn des Tagesordnungspunkts, dass im vergangenen Jahr beschlossen worden war, in diesen Teilbereichen der Kommune eine Kanalinspektion in Auftrag zu geben. „Man war mit der TV-Kamera drin, das Ingenieurbüro Frank hat es ausgewertet.“ Nun gehe es darum, wie angesichts der Ergebnisse weiter verfahren werden solle.

Zwei Schächte sind nicht mehr zu renovieren

Bei den Untersuchungen im Bereich 4, einem Gebiet, das bereits zum Teil einen neueren Kanalbestand aufweist, hat sich nach den Worten von Diplom-Ingenieurin Susanne Wenzel und Ilir Prushi, zertifizierter Kanalsanierungsberater, vom Ingenieurbüro Frank in Backnang ergeben, dass wegen massiver Schäden zwei Schächte in der Schillerstraße nicht mehr zu reparieren oder zu renovieren sind. Die Schächte sollen aus diesem Grund komplett in offener Bauweise erneuert werden. Das heißt, sie werden mit einem Bagger freigelegt und durch neue Schachtbauwerke ersetzt. Ansonsten sehe es in diesem Bereich ganz gut aus. „Wir haben hier viele gute Kanäle“, versicherte Prushi.

Alle weiteren Schäden in den Schadensklassen 0 und 1, das sind die Schadensklassen mit den größten Schäden, können in geschlossener Bauweise, also in einem grabenlosen Verfahren, saniert werden. Dabei werden Schächte von innen saniert, Leitungen repariert sowie über längere Passagen Leitungen mit Schlauchlinern renoviert.

Bei der Schlauchlinermethode wird ein mit Harz getränkter Gewebeschlauch in den alten Abwasserkanal eingezogen, der das Rohr komplett auskleidet und später die neue Innenwand des Abwasserkanals bildet. Das Harz härtet aus, so können alle Beschädigungen wirksam abgedichtet werden. Durch die Schlauchlinersanierung erhalten die Leitungen auch wieder eine verbesserte Statik. Die Sanierungskosten in Bezug auf die Schadensklassen 0 oder 1 belaufen sich für den Bereich 4 im Hauptort Kirchberg auf schätzungsweise 319.000 Euro.

Untersuchung der gesamten Kanalisation im Frühmeßhof

Im Hinblick auf die voraussichtlich ab Frühjahr 2023 anstehende Sanierung der Landesstraße1124, die durch den Frühmeßhof verläuft, wurde auch die gesamte Ortskanalisation in dem Kirchberger Ortsteil untersucht. Dort mussten doppelte Leitungsstrecken unter die Lupe genommen werden, da im Frühmeßhof eine Trennkanalisation verlegt ist. Hornek: „ Wir haben den gesamten Weg des Schmutzwasserkanals bis zur Kläranlage vom Frühmeßhof und des Oberflächenwasserkanals bis zum kleinen Vorfluter untersucht, das allein gibt schon mal richtig Meter.“

Im Gegensatz zu dem Bereich im Hauptort sieht es im Frühmeßhof gar nicht gut aus. Vor der Abstimmung sagte Bürgermeister Hornek: „In der Frage, ob wir was tun, da verdichtet es sich, dass der Ermessensspielraum nicht wirklich arg groß ist. Von dem her geht es eher um das Wie und Wann.“ Die Kanalsanierung im Bereich der Landesstraße im Frühmeßhof (inklusive des Abschnitts bis zum nächsten Schacht aus der Landesstraße heraus in Richtung Kläranlage) habe höchste Priorität. Hornek: „Denn wenn das Land Baden-Württemberg nächstes Jahr einen neuen Straßenbelag draufmacht, wäre es ganz blöd, wenn am Jahresende der Kanal in sich zusammenstürzen würde. Das wäre dann kontraproduktiv und sehr teuer. Also sollten wir da zeitig handeln.“

Grünes Licht wollte er von dem Gremium für die Entscheidung, was darüber hinaus im ersten Abschnitt in Angriff genommen werden soll. Der Gemeinderat sollte dagegen festlegen, wie hoch die Kosten für diesen Abschnitt sein dürfen.

Die Arbeiten dauern vermutlich fünf Tage

Im Frühmeßhof sind sämtliche Sanierungen in geschlossener Bauweise möglich. Die Arbeiten für den Einbau der Schlauchliner werden voraussichtlich fünf Tage dauern, erklärte Ilir Prushi auf eine Frage von Carola Maier von der Liste Gesundes Gemeinwesen Kirchberg hin. Die Sanierungskosten in Zusammenhang mit den Schadstufen 0 und 1 belaufen sich dort auf rund 248.000 Euro.

Der Gemeinderat nahm den Bericht zur Kenntnis und beschloss einstimmig, weitere Schritte in die Wege zu leiten. Aufgrund der Gesamtkosten von 567.000 Euro soll die Sanierung in zwei Jahresabschnitten vorgenommen werden, dafür hatte sich unter anderem Christoph Berroth (UBK) ausgesprochen. Es handle sich zwar um einen großen Batzen Geld, aber bei drei Abschnitten dauere das Projekt zu lange, meinte er.

Im ersten Abschnitt 2023 sollen die Leitungsstrecken im Frühmeßhof in der Landesstraße sowie die anschließende Haltung enthalten sein. Bis zu einem Betrag von zirka 300.000 Euro soll im Jahr 2023 noch eine Teilsanierung der Kanäle im Hauptort selbst erfolgen. In der Frage, wo am dringendsten saniert werden solle, ist dann wieder der fachliche Rat der Vertreter des Ingenieurbüros Frank gefragt.