Schadensbegrenzung für alle Beteiligten

2021 dürfen in Aspach sieben statt fünf Großveranstaltungen stattfinden. Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff hebt hervor, dass diese Ausnahme auch den örtlichen Betrieben und Vereinen zugutekommt, die dieses Jahr hohe Ausfälle hatten.

Schadensbegrenzung für alle Beteiligten

In diesem Jahr haben die Fans der Schlagersängerin Andrea Berg auf das beliebte Heimspiel in Aspach verzichten müssen. Archivfoto: A. Becher

Von Lorena Greppo

ASPACH. Die Großveranstaltungen im Aspacher Fautenhau waren schon immer ein strittiges Thema in der Gemeinde. Das weiß auch Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff. Aber: „Außergewöhnliche Zeiten fordern manchmal außergewöhnliches Handeln“, sagt sie. Und die Coronapandemie gehört ganz gewiss zu jenen außergewöhnlichen Zeiten. Veranstaltungen jeder Art wurden abgesagt, Hotels Restaurants, Einzelhändler und Dienstleister mussten ihre Türen schließen und auch mit der schrittweisen Lockerung der Schutzmaßnahmen kehrt noch lange keine Normalität ein. Das Heimspiel der Schlagersängerin Andrea Berg – die Veranstaltung schlechthin für Aspach und die Region – findet in diesem Jahr nicht statt. Das trifft die Veranstalter, die Hoteliers, die Vereine und lokale Firmen hart (wir berichteten). Dass also im kommenden Jahr zumindest ein wenig Schadensbegrenzung betrieben werden soll, steht für Welte-Hauff außer Frage. „Es wäre ein fatales Zeichen, jetzt kleinlich zu sein“, sagt sie.

In der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderats wurde der Beschluss des Gremiums bekannt gegeben, dass im kommenden Jahr statt der eigentlich erlaubten fünf Großveranstaltungen sieben erlaubt werden. Der Antrag der AFM Consulting war in nicht öffentlicher Sitzung beraten worden. „Das Unternehmen hat Zahlen und Fakten offengelegt“, erklärt Welte-Hauff. Deshalb habe man die Bürger – auch wenn den Verantwortlichen deren gesteigertes Interesse an der Sache bewusst war – nicht daran teilnehmen lassen können. „Da wir in diesem Jahr überhaupt keine Konzerte veranstalten konnten, haben wir bei der Gemeinde die Bitte geäußert, zusätzliche Konzerte im neuen Jahr durchführen zu können“, erklärt Thomas Deters, Geschäftsführer der AFM Consulting. Er führt zudem an, dass 2021 die Arena zehn Jahre alt wird. Wie Welte-Hauff führt auch Deters den Einnahmeausfall an, der durch die Absage der Berg-Konzerte nicht nur seinem Unternehmen, sondern auch vielen Betrieben der Region entstanden ist. „Der Verdienstausfall ist immens und kann nicht kompensiert werden“, weiß er. Er hoffe dennoch, dass damit zumindest ein wenig Schadensbegrenzung betrieben werden kann – für alle Beteiligten.

Für die Ausnahmegenehmigung gibt es diverse Bedingungen

Leichtfertig wurde die Genehmigung nicht erteilt, hebt Aspachs Bürgermeisterin hervor. Die Ausnahme gilt explizit nur für das Jahr 2021 und sie ist an diverse Bedingungen geknüpft: So darf im Jahr 2021 keine Fremdvermietung des Stadions stattfinden. Zudem müssen alle Veranstaltungen schalltechnisch überwacht, aufgezeichnet und im Nachgang ausgewertet werden. Des Weiteren wurde der Wunsch der Anwohner an den Veranstalter weitergeleitet, das traditionelle Heimspiel durch eine Variante einer Licht- oder Lasershow zu ersetzen. Die Veranstalter seien der Gemeinde in diesen Punkten sehr entgegengekommen, hebt Welte-Hauff hervor. Denn eine Fremdvermietung der Arena sei grundsätzlich erlaubt. „Der Antragssteller hätte auf unsere Bitte nicht eingehen müssen.“ Thomas Deters versichert außerdem: „Wir zeichnen seit Jahren die Lärmwerte auf.“ Im Vorfeld des Antrags habe die Firma zudem ein schalltechnisches Gutachten erstellen lassen.

„Uns als Veranstalter ist es sehr wichtig, dass wir nichts tun, was wir nicht dürfen. Wir gehen mit der Thematik sehr behutsam um.“ Dass das Abschlussfeuerwerk des Andrea-Berg-Heimspiels für manche Anwohner ein Problem darstellt, sei ihm bisher nicht bekannt gewesen. Nun wurde er jedoch darauf aufmerksam gemacht, so Deters, und erwägt Alternativen. Da die Tickets für das Heimspiel in diesem Jahr ihre Gültigkeit behalten, könne man das Feuerwerk allerdings nicht einfach so streichen. Damit wäre die Leistung des Veranstalters gegenüber dem Besucher gemindert. Für die vorgeschlagenen Lasershows müsse er sich auch erst einmal über rechtliche Vorgaben informieren. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Aspach habe er als sehr gut empfunden, hebt Deters hervor.

Für die Bürgermeisterin wie auch die Mehrheit im Gemeinderat ist dieser Kompromiss vertretbar. „Sieben Veranstaltungen, das empfinde ich als human“, sagt Welte-Hauff.

Nicht jede Großveranstaltung hat die Ausmaße des Berg-Heimspiels

Gerd Raichle, Fraktionssprecher der Freien Wählervereinigung, verweist darauf, wie viel für die Gewerbetreibenden und Vereine in Aspach von diesen Veranstaltungen abhängt. „Mit dieser Entscheidung signalisieren wir: Wir wollen euch helfen!“ Auch Peter Hanisch, Fraktionssprecher von CDU und Bürgerlicher Liste, hebt hervor, dass durch solche Veranstaltungen viele Arbeitsplätze in Aspach gesichert werden. Widerstand regt sich allein im Lager der SPD. Deren Sprecher Wolfgang Schopf erkennt zwar ebenfalls die Ausnahmesituation durch die Coronakrise. Er habe es aber als überraschend empfunden, dass die Thematik mit den Veranstaltungen im Fautenhau erneut aufs Tableau kam. „Warum sucht man nicht eine grundsätzliche Lösung?“, fragt er. Drei Wochenenden hintereinander Konzerte – das sei für die Anwohner eine Belastung.

Der zeitliche Plan für die Veranstaltungen 2021 steht nämlich bereits. Andrea Berg wird am Wochenende des 16. bis 18. Juli in Aspach auf der Bühne stehen. Die weiteren Events finden an den Wochenende davor und danach statt. Das hat praktische Gründe, wie Thomas Deters erläutert: „Wenn wir die Bühne nur einmal aufbauen und dann für die drei Wochen stehen lassen, bedeutet das weniger Lärm und weniger Aufwand für alle Beteiligten.“ Das schone auch die Anwohner. Er hebt zudem hervor, dass nicht alles, was als Großveranstaltung bezeichnet wird, die gleichen Ausmaße hat wie das Berg-Heimspiel. Am 10. Juli steht beispielsweise die Bee Gees Tribute Show „Night Fever“ auf dem Programm. Am 23. Juli trete Giovanni Zarrella mit Band auf. Die übrigen Konzerte könne er noch nicht bekannt geben, man sei noch mit Künstlern im Gespräch. Ja, womöglich werde die Bevölkerung an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden vermehrt belastet, räumt Sabine Welte-Hauff ein. „Aber in diesem Jahr war dahingehend gar nichts, insofern halte ich es für geboten, den Veranstaltern ein Stück weit die Hand zu reichen.“