Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ist laut Schätzung des RKI gestiegen. Welche Gruppen besonders betroffen sind - und wie Therapien helfen.
HIV-Diagnosen werden oft erst Jahre nach der Infektion gestellt. (Symbolbild)
Von dpa
Berlin - Geschätzt rund 2.300 Menschen in Deutschland haben sich im vergangenen Jahr neu mit HIV infiziert. Der Wert liege um etwa 200 Neuinfektionen höher als 2023, erklärte das Robert Koch-Institut (RKI) in einer neuen Schätzung. Eine Ansteckung mit dem HI-Virus kann unbehandelt die Immunschwäche-Krankheit Aids hervorrufen.
Das RKI schätzt die Zahlen jedes Jahr. Betrachtet werden Neuinfektionen in Deutschland und von Menschen deutscher Herkunft, die sich im Ausland angesteckt haben.
Mehr Neuinfektionen nach Drogengebrauch
Die Anzahl der geschätzten HIV-Neuinfektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben, lag im Jahr 2024 bei etwa 1.300 und damit um etwa 100 höher als 2023, meldet das RKI. Nach der Schätzung haben sich im Jahr 2024 etwa 400 Menschen durch das Spritzen von Drogen mit Nadeln neu mit HIV infiziert (60 mehr als 2023). In dieser Gruppe steigen die geschätzten Neuinfektionszahlen dem RKI zufolge seit 2010 langsam aber kontinuierlich an. Etwa 590 Menschen steckten sich laut der RKI-Schätzung im vergangenen Jahr außerdem bei heterosexuellen Kontakten an (45 mehr als 2023).
Da HIV in der Regel nicht mehr zum Tod führt, stieg bis Ende 2024 die Zahl der Menschen, die mit einer HIV-Infektion in Deutschland leben, laut RKI auf 97.700. Davon seien etwa 8.200 HIV-Infektionen noch nicht diagnostiziert, so die Schätzung.
98 Prozent der HIV-Infizierten erhalten eine Therapie
Fast alle Menschen mit bekannter HIV-Infektion erhalten mittlerweile eine sogenannte antiretrovirale Therapie: Für das Jahr 2024 wird der Anteil auf 98 Prozent geschätzt. Von diesen Therapien verliefen etwa 96 Prozent erfolgreich - HIV ist dann sexuell nicht mehr übertragbar.
Der Anstieg der HIV-Neuinfektionen zeige, dass es weiterer Anstrengungen bedarf, vor allem um die zielgruppenspezifischen Testangebote und den Zugang zu Therapie und Prophylaxe in der Fläche zu verbessern, so das RKI.
HIV-Diagnosen werden oft erst Jahre nach der Infektion gestellt. Datengrundlage der Routineübersicht sind Labormeldungen. Das RKI weist darauf hin, dass sie nur begrenzte Informationen zur aktuellen Ausbreitung von HIV in Deutschland liefern. Die Anzahl der HIV-Neuinfektionen und die Gesamtzahl der Menschen, die mit HIV in Deutschland leben, können demnach nur mit Hilfe von Modellrechnungen abgeschätzt werden.