Scheck wird diesmal virtuell übergeben

BKZ-Leser helfen: Auch im 25. Jahr der Weihnachtsspendenaktion der Backnanger Kreiszeitung ist die Spendenbereitschaft unserer Leser überwältigend. Für Schwerpunktprojekte und zahlreiche Einzelfallhilfen gibt es zunächst 100000 Euro.

Scheck wird diesmal virtuell übergeben

Premiere im Jubiläumsjahr: Erstmals übergaben Verleger Werner Stroh (links) und Redaktionsleiter Kornelius Fritz den symbolischen Spendenscheck über 100000 Euro im Rahmen einer Videokonferenz an die Vertreter der gemeinnützigen Organisationen und Institutionen. Foto: J. Fiedler

Von Florian Muhl

BACKNANG. Die Coronaregeln AHA+L+A – Abstand, Hygiene, Alltagsmaske+Lüften+Corona-Warn-App – gelten natürlich auch in der Räumen der Backnanger Kreiszeitung. So kam es im 25. Jahr der Weihnachtsspendenaktion „BKZ-Leser helfen“ zu einer Premiere: Erstmals übergaben Verleger Werner Stroh und Redaktionsleiter Kornelius Fritz den ersten symbolischen Spendenscheck im Rahmen einer Videokonferenz an die Vertreter der Schwerpunktprojekte und Einzelfallhilfen. Kurz vor Weihnachten sind bereits rund 100000 Euro auf den Spendenkonten eingegangen. Die überwältigende Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist nach wie vor ungebrochen. Jeden Tag kommen weitere Spenden dazu – die Aktion läuft noch bis Mitte Januar.

„Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Reaktionen“, eröffnete Werner Stroh, Verleger und Vorsitzender des Vereins „BKZ-Leser helfen“, die Videokonferenz mit insgesamt 18 Teilnehmern. Zwei Überschriften der aktuellen BKZ zitierend – „Helfen, wo sich sonst keiner zuständig fühlt“ und Große Spendenbereitschaft trotz Corona gegeben“ – sagte Stroh stolz: „Auf unsere Leser ist auch heuer wieder Verlass.“ Deshalb sei er zuversichtlich, dass ein ähnlich gutes Ergebnis wie im letzten Jahr erzielt werden könnte, insbesondere auch unter Berücksichtigung der Sonderspendenaktion zugunsten der Tafel, bei der im Frühjahr 9500 Euro zusammenkamen. Stroh dankte an dieser Stelle allen Spendern sehr herzlich für ihre Unterstützung.

„Wichtig ist, dass wir da helfen können, wo Hilfe gebraucht wird.“

Auch Kornelius Fritz, Redaktionsleiter der Backnanger Kreiszeitung, freute sich über die wieder hohe Spendenbereitschaft. Ob letztlich die Spendensumme vom vergangenen Jahr in Höhe von 142000 Euro auch diesmal wieder erreicht werden könne, sei noch nicht abzusehen. „Das halte ich aber auch für gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir da helfen können, wo Hilfe notwendig ist und gebraucht wird“, sagte Fritz. Zudem werde durch die Pandemie die Arbeit der Hilfsorganisationen enorm erschwert.

Der Trumpf der BKZ-Aktion sei, dass die Spenden in der Region bleiben würden, sagte Fritz. „Das Geld erreicht die Hilfsbedürftigen 1:1, ohne Abzüge“, versprach der Redaktionsleiter. Wie in jedem Jahr habe man Schwerpunktprojekte ausgewählt, diesmal sechs Stück. Im Rahmen der Videokonferenz stellten die Spendenempfänger ihre derzeitige Situation und ihre geplanten Projekte vor.

„Die beste Nachricht ist, dass bei uns in der Einrichtung zum Glück bislang noch niemand verstorben ist“, begann Wolfgang Sartorius die Situation in der Erlacher Höhe zu schildern. Allerdings habe es eine ganze Reihe von Infektionen und Quarantänen gegeben; derzeit sei eine Person infiziert, glücklicherweise mit einem sehr milden Verlauf, und zehn Personen seien in Quarantäne. Die Lockdown-Phasen seien eine große Herausforderung. „Menschen, auf der Hellen Platte 35 Personen, die in fünf, sechs Häusern leben und gemeinsam einen Speisesaal haben, müssen plötzlich in ihren Häusern in ihren Zimmern verköstigt werden“, gab der geschäftsführender Vorstand zu bedenken. Gleichzeitig seien zwei Drittel des Personals ausgefallen, wegen Krankheit oder Zugehörigkeit zur Risikogruppe. Das Spendengeld will Sartorius zur Ausstattung des neuen Funktions- und Gemeinschaftsgebäudes auf der Hellen Platte verwenden. Konkret soll eine Videokonferenzanlage finanziert werden. „Die würde uns die Arbeit sehr erleichtern“, sagt der Erlacher-Höhe-Chef.

Hätten die Einrichtungen der Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg die erste Welle mit nur wenigen Infektionsfällen und harmlosen Verläufen relativ gut überstanden, „hat’s uns jetzt in der zweiten Welle ein wenig mehr getroffen“, bekannte Sabine Laible, stellvertretende Geschäftsführerin vom Alten- und Pflegeheim Staigacker. „Wir haben relativ viele infizierte Personen und auch einen hohen Personalausfall.“ Alles sei mit einem großen Aufwand verbunden, weil die Bewohner sich alle in ihren Zimmern aufhalten würden und dort auch die Pflege und Versorgung stattfände. „Unsere Spende würden wir gerne für Luftreinigungsgeräte ausgeben“, kündigte Laible an. Mit den Geräten sei ein Luftaustausch sicher auch ohne Wärmeverlust machbar. Zu Weihnachten dürften Verwandte ihre Angehörigen besuchen, allerdings seien alle Gäste gebeten worden, an Heiligabend nicht zu kommen, damit die Bewohner die Möglichkeit hätten, in der Gemeinschaft innerhalb des Wohnbereichs Weihnachten feiern zu können, aber die anderen Tage seien offen für Besucher, mit Anmeldung und FFP2-Maske. Schnelltests seien vorhanden. „Unsere Bewohner werden immer wieder getestet und auch die Mitarbeiter“, sagte Laible.

Ein schwieriges Jahr, wie Vorsitzender Klaus-Dieter Fackler sagte, geht für den DRK-Ortsverein Backnang zu Ende. Es habe fast keine Bereitschaftsdienste gegeben und Erste-Hilfe-Kurse seien ausgefallen beziehungsweise mussten mit reduzierter Teilnehmerzahl durchgeführt werden. Folglich brachen die Einnahmen weg. Trotz Unterstützung seitens des Landes und der Bürgerstiftung Backnang habe man die Defizite nicht ausgleichen können. Die Spende der BKZ-Leser will der Ortsverein für sein Gebäude in der Öhringer Straße verwenden. Dort soll durch den Einbau eines Treppenlifts ein barrierefreier Zugang vom Eingangsbereich zum Veranstaltungsraum im Untergeschoss geschaffen werden. Damit sei gehbehinderten Besuchern schon sehr geholfen. Allerdings könnten Rollstuhlfahrer diese Möglichkeit nicht nutzen. „Die große Lösung, die wir natürlich bevorzugen würden, wäre ein Kabinenlift“, sagte Fackler. Aber der würde um die 30000 Euro kosten.

Über viele Jahre schon begleitet die Weihnachtsspendenaktion der BKZ die Hospizstiftung Rems-Murr. Geschäftsführender Vorstand Heinz Franke freute sich, wieder dabei sein zu dürfen. Man habe die Kräfte am neuen Hospizgebäude, das im vergangenen Jahr eingeweiht worden war, gebündelt und im ambulanten und stationären Bereich auch ausgeweitet, und dann sei gerade in der Aufbauphase Corona dazwischengekommen. „Aber der Betrieb musste weitergehen“, sagte der Vorstand. Die oberste Prämisse „Leben bis zuletzt“ sei auch dadurch sichergestellt worden, dass nahe Angehörige bis zum Schluss zum sterbenden Menschen kommen konnten. „Niemand darf, niemand soll alleine sterben“, so Franke. Die personelle Struktur sei umgestellt worden und zusätzliche Investitionen seien notwendig gewesen. „Ohne flankierende Unterstützung würde es ganz arg schwierig werden“, sagte Franke, der die Spende der BKZ-Leser als „ganz wichtige Stellschraube“ bezeichnete.

Die Pandemie hat auch die Lebenshilfe vor eine große Herausforderung gestellt. „Wir mussten im harten Lockdown alle unsere Angebote absagen“, sagte Ursula Urbanski. „Das ist natürlich für die Menschen mit Behinderungen sehr, sehr schwer, weil sie von den wichtigen, notwendigen sozialen Kontakten abgeschnitten sind“, so die Geschäftsführerin weiter. Besonders schwierig sei auch die Situation im Wilhelm-Traub-Haus in Backnang gewesen, beispielsweise die Abstandsregeln zu befolgen. Auch die großen Veranstaltungen, mit Ausnahme des Januars und Februars, habe man absagen müssen. Das heißt, es fehlten die Einnahmen auf der einen Seite, man habe aber auf der anderen Seite zusätzliche Kosten wegen eines erhöhten coronabedingten Aufwands. Vor diesem Hintergrund sei die Freude über die Spende der BKZ-Leser besonders groß.

Erstmals bei der Weihnachtsspendenaktion mit dabei und letztes Schwerpunktprojekt ist der Verein Zukunftswerkstatt Rückenwind. Betreut werden von den ehrenamtlichen Helfern vorwiegend Menschen mit psychischer Erkrankung, die einen Fluchthintergrund haben, aber auch Menschen, die eine Behinderung haben, wie Hannah Nothstein sagte. „Für diese Menschen ist es umso schwieriger zu verstehen, warum man die ganzen Schutzmaßnahmen machen muss“, so die Projektleiterin. „Wir tun unser Bestes, diese Menschen zu begleiten. Manchmal geht’s jetzt auch nur telefonisch“, bekannte Nothstein. Sehr herausfordernd sei gewesen, die zahlreichen infizierten Personen zu betreuen. Das Spendengeld werde man zur Finanzierung eines eigenen Autos verwenden. Dieses werde dringend für Fahrten benötigt, beispielsweise in die Kinder- und Jugendpsychiatrie Weinsberg, aber auch für Menschen, die eine starke Beeinträchtigung haben oder gar nicht in der Lage sind, mit dem Bus zu fahren.

„Eine weitere wichtige Stütze der BKZ-Weihnachtsspendenaktion sind jedes Jahr auch die Fördertöpfe, die wir vergeben, um Einzelfallhilfen zu ermöglichen“, sagte Redaktionsleiter Kornelius Fritz. Als Glücksgriff, um im Einzelfall unbürokratisch helfen zu können, bezeichnete Regine Wüllenweber, Leiterin des Amts für Familie, Jugend und Bildung der Stadtverwaltung Backnang, die Spende. Im Bereich des sozialen Diensts würden immer wieder Einzelpersonen begleitet werden, die auch noch zu Hause wohnen und sehr unter dem Herunterfahren der Sozialkontakte leiden würden. So habe man diesen Personen einen Adventskalender mit Süßigkeiten und Geschichten zukommen lassen, um ihnen Mut zu machen. „Wir unterstützen Menschen bei Dingen, die sonst nicht möglich wären“, sagte Regine Pfeifer vom Kreisjugendamt. Die Fachbereichsleiterin dachte dabei an einen Kurs für berufliche Bildung, eine kieferorthopädische Behandlung oder Möbel fürs Kinderzimmer. Im kommenden Jahr werde es wohl vorwiegend darum gehen, mobile Endgeräte für Jugendliche und Familien zu finanzieren.

Thomas Nehr von der Diakonie ambulant, Gesundheitsdienste Oberes Murrtal, bezeichnete die Spende als Form der Solidarität, die gerade in dieser Zeit besonders wichtig ist, so wie neben der Pflege die therapeutischen Leistungen. Wie bei anderen Sozialstationen auch sei bei der Evangelischen Diakoniestation die Frage der Schutzkleidung ein großes Thema gewesen, sagte Vanessa Binder. „Weil nicht genügend da war, mussten einige Hausbesuche abgesagt werden.“ Die Spende werde man für Einzelfälle sowie auch für den Fuhrpark verwenden, bei dem 2021 die Umstellung auf W-Mobilität anstehe. Wie Martina Zoll ankündigte, wird die Diakoniestation Weissacher Tal mit der Spende den Kauf von Luftreinigungsgeräten für die Tagespflege finanzieren. Zum Glück habe es bislang noch keine Coronaausbrüche gegeben. Die Grundversorgung sei gesichert. Geschäftsführerin Natascha Bobleter von der Diakoniestation Mittleres Murrtal nannte zwei Beispiele für die Einzelfallhilfen: „Wir werden von Ärzten angerufen: Gucken Sie mal da vorbei, da gibt’s einen Sorgenpatienten.“ Und es gebe viele Einzelpersonen, die sich einsam fühlten und sich über ein einfaches Telefonat freuen würden. Ein Teil des Geldes komme auch der Gruppe pflegender Angehöriger zugute, die im kommenden Jahr starten soll.

Barbara Monauni vom Kreisdiakonieverband Backnang wies auf bestimmte Personenkreise hin, die unter der jetzigen Situation doppelt leiden würden; beispielsweise die Trauergruppe in Backnang, die sehr gut lief, dann aber eingestellt werden musste. Das Spendengeld werde auch für Einzelfallhilfen verwendet werden. Zu guter Letzt wies Vorsitzender Heinz Franke auf die schwierige Situation beim Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang hin. Zum einen habe man die Beratungs- und Betreuungsdienste zurückfahren müssen. Zum anderen fallen die Einnahmen aus dem Sozialen Warenhaus (Sowas) weg, weil dieses geschlossen ist. Dank der Spende der BKZ-Leser können die Angebote wie die Tafel weiter aufrechterhalten werden.

Die Spendenaktion „BKZ-Leser helfen“ läuft bis Mitte Januar 2021. Jeder Spender wird namentlich in der BKZ genannt, samt Wohnort. Wer das nicht möchte, sollte dies auf dem Überweisungsträger vermerken.

Scheck wird diesmal virtuell übergeben