Schimmel: Jede zweite Kirche in Deutschland befallen

Restauratorin: „Viele Gemeinden heizen aus Kostengründen falsch oder immer weniger“

Von Christine Keck

Denkmalschutz - Die Luftfeuchte ist in Sakralbauten oft zu hoch, das führt zu Schäden an der Ausstattung. Im Zwiefalter Münster etwa wird im Zuge eines Millionenprojekts eine Heizung eingebaut.

Zwiefalten/Stuttgart Immer mehr Kirchen in Deutschland haben ein Problem mit Schimmelbefall. Rund die Hälfte der historischen Sakralbauten und viele Orgeln seien davon betroffen, schätzt Ina Birkenbeul von der Hildesheimer Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst. Gesundheitsgefährdend sei das aber zumeist nicht.

Am schlimmsten seien die ständigen Temperaturschwankungen. Viele Gemeinden heizten aus Kostengründen falsch oder immer weniger, kritisiert die Restauratorin. Kirchen kühlten aus und würden zeitweise für Gottesdienste oder Konzerte stark erwärmt. Das führe zu Schäden an der Ausstattung. Auch die immer wärmeren und feuchteren Außenbedingungen setzten den Kirchen zu. Aus konservatorischer Sicht sei es ideal, konstant bei moderater Temperatur zu heizen, sagte Birkenbeul unserer Zeitung.

Ein gravierendes Beispiel für Feuchteschäden ist das katholische Münster in Zwiefalten (Kreis Reutlingen). Die barocken Deckenfresken weisen Risse auf, regelmäßig läuft Kondenswasser an den Fenstern herab. Eine Temperierung der Barockkirche soll Abhilfe schaffen. Das Münster, das sich im Besitz des Landes befindet, wurde zehn Monate zur Baustelle. Im April soll der 1,62 Millionen Euro teure Umbau fertig sein. Dann wird eine Fußbodenheizung die Innentemperatur um bis zu sieben Grad anheben.

Das richtige Raumklima für Kirchen zu bestimmen ist schwierig. Wenn zu viel geheizt werde, drohten Salzausblühungen, werde zu wenig geheizt, steige oft die relative Luftfeuchte, und als Folge trete Schimmel auf, so Dörthe Jakobs vom Landesamt für Denkmalpflege. Sie empfiehlt, das Raumklima zu stabilisieren, um Folgeschäden zu vermeiden. „Wenn Sie das nicht machen, ­haben Sie in immer kürzeren Intervallen Schimmel- und Verschmutzungsprobleme.“