Schlafmäusen auf der Spur

Artenschutz vor der Haustür Nagetiere aus der Familie der Bilche, also etwa Gartenschläfer, erleiden einen massiven Rückgang im Bestand. Der BUND Backnanger Bucht setzt sich für die Tiere ein und sucht hierfür Unterstützer.

Schlafmäusen auf der Spur

Im Sommer sind die Gartenschläfer aktiv, von Oktober bis April halten sie Winterschlaf. Foto: Adobe Stock/Martin Grimm

Von Lorena Greppo

Backnang. Unter dem Begriff Bilche können sich vermutlich nur wenige Menschen hierzulande etwas vorstellen. Dabei war diese Familie der Nagetiere in ganz Europa verbreitet. Bekanntester Vertreter der auch Schlafmäuse genannten Tiere ist der Siebenschläfer, ebenfalls noch relativ geläufig ist die Haselmaus, weit weniger bekannt dürfte hingegen der Gartenschläfer sein. Das ist wiederum wenig verwunderlich, denn vor allem letzterer ist in Baden-Württemberg immer seltener zu beobachten. „Der Bestand ist um etwa 50 Prozent eingebrochen“, führt Dirk Jerusalem, Mitglied im Vorstand des BUND Backnanger Bucht, aus. Man spreche inzwischen nicht mehr von einer flächendeckenden, sondern von einer Inselverbreitung.

Die genauen Gründe hierfür sind nicht erforscht, allerdings gibt es naheliegende Vermutungen: Da Insekten auf dem Speiseplan der Bilche stehen, ist deren Rückgang für die Schlafmäuse eine Erschwernis. Außerdem finden sich in Gärten, aber auch auf Feldern oder an Waldrändern immer weniger Hecken und Sträucher, so Jerusalem. Der Lebensraum schwindet also. „Siebenschläfer haben wir in der Region“, erklärt der BUND-Vorstand. An verschiedenen Stellen im Stadtgebiet seien Vorkommen bekannt. Von der Haselmaus wisse man immerhin, dass es sie vor einigen Jahren in der Region gegeben hat. Unter anderem eine Untersuchung im Vorfeld des Rückhaltebeckenbaus in Oppenweiler hat deren Vorkommen bestätigt. „Ob wir hier Gartenschläfer haben, ist aber ungewiss.“ Im Raum der Backnanger Bucht seien (zumindest bisher) keine Vorkommen dieser nachtaktiven Schlafmaus mit der markanten Gesichtszeichnung registriert. Eine Sichtung wurde in Unterweissach gemeldet, diese sei aber nicht bestätigt.

Sichtungen sollen die Grundlage für Fördermaßnahmen sein

Mit dem „Projekt Gartenschläfer“, angeknüpft an das bundesweite Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“, will der BUND nun Hinweise über diesen Vertreter der Bilche sammeln, um diese Art vor Ort besser schützen zu können. Hierfür werden noch ehrenamtliche Projektkoordinatorinnen und -koordinatoren gesucht. Sie sollen die Gartenschläfersichtungen sammeln und auswerten. Aus den Ergebnissen werden dann Fördermaßnahmen wie etwa das Aufhängen von Nistkobeln abgeleitet (siehe Foto). Auch zu anderen Bilchen sind Hinweise willkommen. „Die verschiedenen Bilche sind sehr gut durch ihre Rufe zu unterscheiden“, sagt Dirk Jerusalem.

So habe er auch erkennen können, dass es in seiner Nachbarschaft Siebenschläfer geben muss. Als Überwinterungsmöglichkeit für sie hat der Naturschützer fünf Holznistkästen aufgehängt. Hierfür gibt er Tipps, denn Nistkästen für Bilche seien auch im Internet nicht so leicht zu finden. Im Zweifelsfall gingen auch Vogelnistkästen, diese sollten aber gesäubert werden, wenn die Vögel ihre Brut beendet haben. „Wenn möglich sollte das Einschlupfloch auf der zum Stamm hin gewandten Seite sein“, erklärt der Backnanger. Sonst hätten die Bilche nämlich Konkurrenz von Vögeln. Da der Siebenschläfer deutlich größer ist als etwa die Haselmaus, müsse auch auf passende Größen bei den Eingangslöchern geachtet werden. Die Holzkästen hat Jerusalem mit Heu und natürlicher Wolle gefüllt – „ein gutes Winternest“, sagt er – und auf einer Höhe von etwa anderthalb Metern gut geschützt und relativ versteckt angebracht. „Bilche sind gute Kletterer“, erklärt er. Wer jetzt erst Nistkästen anbringt, ist vermutlich schon zu spät dran, denn die Bilche halten ab Oktober einen langen Winterschlaf (siehe Infotext). Das mache aber nichts, denn dann würden sie im nächsten Jahr gefunden werden.

Perfekte Rahmenbedingungen im naturnahen Garten

Den größten Gefallen tue man Bilchen aber, wenn man gute Rahmenbedingungen für sie schafft. „Der Gartenschläfer ist eine Vorzeigeart. Wenn man ihn fördert, tut man auch viel drumherum für andere Arten“, erklärt Dirk Jerusalem. Naturnahe Gärten mit Hecken und Beerensträuchern bieten nicht nur Bilchen, sondern auch Vögeln Nahrung und Verstecke. Und alles was Insekten fördert, hilft den Schlafmäusen indirekt, denn dann erweitert sich ihre Nahrungspalette noch weiter. „Naturnahe Gärten sind für Bilche im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen“, sagt Dirk Jerusalem.

Allesfresser mit langem Schlaf

Aussehen Gartenschläfer (wissenschaftlicher Name: Eliomys quercinus) sind Nagetiere aus der Familie der Bilche (Schlafmäuse). Sie sind etwa 12 bis 17 Zentimeter lang, haben rotbraun-grau gefärbtes Fell, einen behaarten Schwanz und eine auffällige schwarze Kopfzeichnung („Zorro-Maske“).

Lebensweise Der ausgedehnte Winterschlaf der Gartenschläfer dauert von Oktober bis April mit Überwinterung in Baumhöhlen und Felsspalten, aber auch in Mauern, Gebäuden und Höhlen. Gartenschläfer sind fast ausschließlich nachtaktiv. Sie verbringen den Tag in kugelförmigen Nestern, die sie in Baum- und Felshöhlen, Nistkästen, aber auch im Gebüsch anlegen.

Nahrung Der Gartenschläfer ist ein Allesfresser. Ihm schmecken Insekten, Spinnen, Würmer, Schnecken und Eier, aber auch Früchte, Samen und Knospen.

Informationen Weitere Infos zu den Bilchen und ihren Unterscheidungsmerkmalen finden sich unter:https://t1p.de/3d86l