Anklage gegen Darknet-Händler

dpa Frankfurt/Main. Drogen, gefälschte Dokumente, gestohlene Daten - im Darknet können solche illegalen Waren gekauft werden. Drei Männer aus Deutschland sollen eine der weltweit größten Handelsplattformen betrieben haben. Gegen sie ist jetzt Anklage erhoben worden.

Anklage gegen Darknet-Händler

Die Tastatur von einem Laptop leuchtet blau. Foto: Silas Stein/dpa/Symbolbild

Über die Plattform „Wallstreet Market“ sind hunderttausendfach Drogen und andere verbotene Produkte verkauft worden. Jetzt hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anklage gegen die mutmaßlichen Betreiber des zweitgrößten Online-Marktplatzes für illegale Waren im Darknet erhoben. Den drei Männern wird vorgeworfen, die Plattform zwischen März 2016 und April 2019 aufgebaut und betrieben zu haben, wie die Behörde am Montag mitteilte. Dabei handle es sich um die bis dato weltweit zweitgrößte kriminelle Handelsplattform, über die insbesondere Drogen, ausgespähte Daten, gefälschte Dokumente und Schadsoftware vertrieben wurden.

Die drei Deutschen sollen an den Verkäufen der illegalen Güter Provisionen verdient haben. Bei den Verdächtigen handelt es sich um einen 33-Jährigen aus Bad Vilbel (Hessen), einen 23-Jährigen aus Kleve (Nordrhein-Westfalen) und einen 30-Jährigen aus dem Landkreis Esslingen (Baden-Württemberg). Gegen alle drei wurde Anklage wegen des Verdachts des bandenmäßigen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge erhoben, zwei von ihnen sind zudem wegen des Verdachts der Untreue angeklagt.

Den Festnahmen im Frühjahr 2019 waren aufwendige verdeckte Ermittlungen vorausgegangen. US-amerikanische und niederländische Behörden waren ebenso beteiligt wie die europäische Polizeibehörde Europol. Das Darknet ist ein abgeschirmter Teil des Internets, der „Wallstreet Market“ war über das sogenannte Tor-Netzwerk erreichbar, wie die Generalstaatsanwaltschaft erklärte. Bei der Frankfurter Behörde ist die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität angesiedelt.

Der „Wallstreet Market“ wurde im Mai 2019 vom Netz genommen. Zuletzt seien dort über 63 000 Verkaufsangebote eingestellt sowie über 1,15 Millionen Kundenkonten und über 6200 Verkäufer angemeldet gewesen, hieß es. Bezahlt wurde mit Kryptowährungen. Wie das BKA im vergangenen Jahr mitteilte, wurden über die Plattform mehr als 400 000 Verkäufe illegaler Waren abgewickelt, darunter 250 000 Drogenbestellungen.

So seien unter anderem 75 Kilogramm Kokain, 11 Kilogramm Heroin, über 2,4 Tonnen Cannabisprodukte, 642 Kilogramm Speed oder 460 000 Tabletten Ecstasy vertrieben worden. Allein durch den Verkauf der Drogen sollen laut Generalstaatsanwaltschaft 36 Millionen Euro umgesetzt worden sein. Die Verdächtigen hätten sich Provisionen in Höhe von 2 bis 5,5 Prozent ausgezahlt.

Nachdem der 33-jährige Verdächtige Anfang März 2019 ausgestiegen war, sollen sich die beiden anderen Männer bis zu ihrer Festnahme Ende April sogar die kompletten Verkaufserlöse im Wert von 8,6 Millionen Euro eingestrichen haben. Bei Wohnungsdurchsuchungen hatten Ermittler im vergangenen Jahr Rechner, über die die Plattform betrieben wurde, sichergestellt. Außerdem fanden sie über 550 000 Euro in bar, digitale Währungen in sechsstelliger Höhe und teure Fahrzeuge. Weitere Durchsuchungen gab es in Rechenzentren in Rheinland-Pfalz, den Niederlanden und Rumänien.

Die Verdächtigen sind derzeit auf freiem Fuß. Wann das Verfahren vor dem Frankfurter Landgericht startet, war zunächst nicht bekannt.