Künstliche Intelligenz

Schock bei der Mietwagen-Rückgabe – KI sieht jeden Kratzer

Wenn die Mietwagen-Rückgabe zum Albtraum wird: Neue KI-Scanner entlarven jede Unebenheit. Drohen jetzt horrende Kosten für kaum sichtbare Bagatellen?

Schock bei der Mietwagen-Rückgabe – KI sieht jeden Kratzer

KI-Scanner von UVeye in den USA.

Von Michael Maier

Unbeschwerte Urlaubstouren mit dem Mietauto ade? Was sich als vermeintlicher Fortschritt ausgibt, wird für viele Kunden zum bösen Erwachen: KI-gestützte Scanner, die inzwischen an immer mehr Mietwagenstationen, vor allem an US-Flughäfen, eingesetzt werden, entpuppen sich als gnadenlose Detektive. Selbst mikroskopisch kleine Kratzer, die mit bloßem Auge kaum sichtbar sind, entgehen dem digitalen Auge nicht. Die Folge: Unerwartet hohe Rechnungen und jede Menge Frust.

Ein Albtraum, den auch Kelly Rogers und ihr Mann am Flughafen Atlanta erlebten, berichtet die New York Times. Nach der Rückgabe ihres Hertz-Mietwagens flatterte die nervige Rechnung per App ins Haus: Eine Delle an der Beifahrertür, 195 Dollar! 80 Dollar für den Schaden, 115 Dollar happige Bearbeitungsgebühren. „Es könnte ein Schatten sein“, mutmaßt die verzweifelte Kundin. Doch der Kundenservice blieb hart: Der Schaden wurde per KI bestätigt.

Ähnliche Fälle häufen sich. Kunden fühlen sich abgezockt und beklagen die mangelnde Transparenz. Die undurchsichtigen Gebühren für Schadensprüfungen und Verwaltungskosten verstärken das Misstrauen.

KI-Mietwagenscanner bei Hertz und Sixt

Hertz arbeitet mit der israelischen Firma UVeye zusammen. Deren Scanner, ursprünglich zur Erkennung von Autobomben entwickelt, erfassen bei Abholung und Rückgabe Tausende hochauflösende Bilder. Eine KI vergleicht die Aufnahmen und schlägt bei jeder Unstimmigkeit Alarm.

Auch Sixt setzt auf KI mit seinem „Car Gate“-System. Der Kunde durchfährt ein Portal, und schon wird der Wagen gescannt. Schnell, präzise, neutral – so preisen die Anbieter die neue Technologie. Doch Kritiker warnen: Die Systeme gefährden womöglich die Kundenrechte. Einspruchsmöglichkeiten sind oft unzureichend, menschliche Ansprechpartner Mangelware. Stattdessen: Chatbots und Online-Formulare, die zu tagelangen Wartezeiten führen.

Mietwagen-Willkür mit dem KI-Scanner?

Der Ärger über die KI-Scanner wächst. Verbraucherschützer schlagen Alarm: Das Vertrauen der Kunden wird verspielt. Die vermeintlich objektive Prüfung entpuppt sich mitunter als Willkür. Wer haftet für Fehlentscheidungen der KI? Und wer kontrolliert die Kontrolleure?

Die Diskussion ist eröffnet. Eine Möglichkeit könnte es sein, sich bei der Übernahme vorsorglich den letzten KI-Scan aushändigen zu lassen – falls seriöse Firmen darauf eingehen. Richtig genutzt, könnten die neuen Systeme vor allem Vorteile bieten – wie die Künstliche Intelligenz auch insgesamt.

KI am Mietwagen vergisst nichts – und verzeiht noch weniger

Mietwagenkunden sollten sich jedenfalls vor bösen Überraschungen schützen und den Zustand des Fahrzeugs vor Abholung und Rückgabe noch gründlicher dokumentieren, als es bisher schon empfehlenswert war. Fotos und Videos sind Pflicht! Denn die KI vergisst nichts – und verzeiht noch weniger.

Bis Ende 2025 sollen 100 von 1600 US-Flughäfen mit den UVeye-Scannern von Hertz ausgestattet sein. Auch in Deutschland sind die KI-Scanner bereits an mehreren Orten im Einsatz – unter anderem am Flughafen München (MUC), und zwar schon seit 2023.