Schopper verteidigt Abschaffung der Maskenpflicht in Klassen

dpa/lsw Stuttgart. Die Kritik ist groß gegen die Kultusministerin und sie ist heftig. Theresa Schopper hätte die Maskenpflicht in den Schulklassen nicht abschaffen dürfen, heißt es bei Eltern und Verbänden. Die Grünen-Minsterin wehrt sich nun. Lautstark und vehement.

Schopper verteidigt Abschaffung der Maskenpflicht in Klassen

Theresa Schopper (Bündnis 90/Die Grünen), Kultusministerin von Baden-Württemberg, sitzt im Landtag. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Archiv

Nach scharfen Vorwürfen von Verbänden, Eltern und der Opposition hat Kultusministerin Theresa Schopper die Abschaffung der Maskenpflicht in den Schulklassen verteidigt und ungeimpfte Erwachsene scharf kritisiert. „Wir haben ein riesiges Sicherheitskonzept innerhalb der Schulen aufgebaut. Nirgends wird so viel getestet, nirgends wird so viel gescreent wie an den Schulen“, sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag im Landtag in Stuttgart. Außerdem gebe es ein „ausgeklügeltes Quarantänesystem“. Es sei zudem ein „wirkliches Märchen“, dass die Schulen Treiber der Infektionen seien.

Zudem folgten die Schulen klaren Regelungen und eindeutigen Werten, nach denen bestimmte Maßnahmen ergriffen werden müssten, sagte Schopper. Ein Schutz am Platz müsse laut Corona-Verordnung außerdem automatisch wieder getragen werden, wenn die sogenannte Alarmstufe des Landes greife. „Und wir werden in den nächsten Tagen diese Alarmstufe erreichen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche“, sagte Schopper.

Den „ganzen Zinnober“ habe das Land nur, weil zu viele ungeimpfte Menschen über 18 Jahren die baden-württembergischen Intensivstationen belasteten. „Kein Intensivbett wird von einem Kind belegt“, rief Schopper wütend ins Plenum. „Aber wir haben eine Überlastung der Krankenhäuser, weil die Ungeimpften nicht beim Doktor waren, verdammte Axt.“

Die Opposition hielt an ihrer Kritik fest. Ohne Masken im Unterricht riskiere die Landesregierung einen weiteren Lockdown an den Schulen, warnte der SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei. Zuvor hatten bereits Schüler, Eltern und mehrere Lehrerverbände eine erneute Maskenpflicht in den Klassen gefordert. Der Versuch, auf Masken im Unterricht zu verzichten, habe mehr Corona-Ausbrüche verursacht, argumentierten sie. An vielen Schulen habe es Quarantänemaßnahmen gegeben, es sei massiv Unterricht ausgefallen.

Das allerdings wies Ministerin Schopper zurück. Seit Beginn des Schuljahres habe noch keine Schule vollständig schließen müssen. Es seien auch nie mehr als 56 der insgesamt rund 68 000 Klassen im Land in Quarantäne gewesen. „Es ist nicht so, dass da die Kinder wie in einem Virenherd sich das gegenseitig aneinander an die Backe kleben“, sagte Schopper.

Während im Nachbarland Bayern der Mundschutz im Unterricht seit dieser Woche wieder vorgeschrieben wird, hält sich Baden-Württemberg trotz der steigenden Zahl von Corona-Fällen weiter zurück. Mit der Ausrufung der verbindlichen letzten Eskalationsstufe wird spätestens in der kommenden Woche gerechnet.

Im besonders belasteten Landkreis Biberach appelliert der Landrat des Hotspots allerdings bereits an Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, die Masken zu tragen. „Wo immer es geht, auch während des Unterrichts, und warten Sie nicht auf eine Entscheidung aus Stuttgart“, fordert Heiko Schmid. „Es ist nicht verboten, Maske zu tragen, es ist in Anbetracht der Lage mehr als klug.“

Die Landesregierung hatte die Maskenpflicht in den Klassenzimmern zum 18. Oktober aufgehoben - gegen den Rat unter anderem der Bildungsgewerkschaft GEW, aber auf Drängen auch von Eltern.

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