Eduard-Breuninger-Schule in Backnang ist nun Grenzenlos-Schule

Mit dem Zertifikat ist die Eduard-Breuninger-Schule eine von nur sieben Schulen in ganz Baden-Württemberg mit dieser Qualifizierung. Bei den Projekten vermitteln Dozenten aus anderen Ländern Themen rund um Nachhaltigkeit.

Eduard-Breuninger-Schule in Backnang ist nun Grenzenlos-Schule

Die EBS Backnang erhält als erste Schule des Rems-Murr-Kreis die Auszeichnung zur Grenzenlos-Schule. Stefanie Böhm, Schulleiter Wolfgang Waigel und Pamela Conde präsentieren stolz die Plakette. Foto: Alexander Becher

Von Klaus J. Loderer

Backnang. Man merkte den beiden Schülerinnen der Eduard-Breuninger-Schule an, wie aufgerüttelt sie waren von einem Projekt zum Thema Wasser, das die bolivianische Studentin Pamela Conde Morales mit ihnen durchgeführt hat. Chiara Gläser und Anna Wurst berichteten stellvertretend, womit sich die Klasse beschäftigt hatte: mit den Wasserproblemen in La Paz. Sie berichten über Waldbrände im Urwald, über die von Goldgräbern verursachten Umweltschäden und über die Kinderarbeit beim Lithiumabbau. Das Thema Batterien und Handyakkus sieht diese Klasse nun etwas differenzierter. Ermöglicht wurde diese Unterrichtseinheit durch die Projektreihe Grenzenlos – globales Lernen in der beruflichen Bildung. Sie vermittelt aus anderen Ländern stammende Studenten als Dozenten an berufliche Schulen in Deutschland, die dort kleine Projekte durchführen, um den Blick der Lernenden über die Grenzen hinaus zu erweitern. Thematisch sollen der Blick auf die Nachhaltigkeit geschärft und eine aktive Nachhaltigkeit gefördert werden. Die Lehrkooperationen werden vom World University Service (WUS) organisiert, welcher die Zertifizierung der Eduard-Breuninger-Schule als Grenzenlos-Schule durchgeführt hat.

Erste Schule im Rems-Murr-Kreis mit der Grenzenlos-Plakette

Dass vor dem Eingang der Schule auf dem Boden die von der UNO im Rahmen der Agenda 2030 postulierten 17 Nachhaltigkeitsziele zu lesen sind, fand WUS-Referentin Julia Boger beim gestrigen Festakt in der Aula ein gutes Zeichen. Sie überreichte nicht nur die Urkunde und die Plakette, sondern auch die Schrauben, damit die Plakette am Eingang befestigt werden kann. Oberstudiendirektor Wolfgang Waigel zeigte sich als Schulleiter stolz, dass die Eduard -Breuninger-Schule die erste Schule im Rems-Murr-Kreis ist, die als Grenzenlos-Schule ausgezeichnet wurde. Zur internationalen Ausrichtung der Schule hob er die Beteiligung am Erasmus-Plus-Programm hervor. Zuvor hatte er als Schulleiter die Selbstverpflichtung für globales Lernen im Sinne des „whole-school-approaches“ unterzeichnet.

Mit einer Videobotschaft gratulierte die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Ricarda Lang. Auch der Landtagsabgeordnete Gernot Gruber freute sich in seiner Videobotschaft über die Zertifizierung der Schule, zumal er immer wieder auf die Nachhaltigkeit abhebt. So definierte er nicht nur die originale Bedeutung des aus der Forstwirtschaft stammenden Begriffs, sondern er erinnerte an den „Overshoot Day“, der uns daran gemahnt, dass wir für unseren derzeitigen Ressourcenverbrauch jährlich eigentlich zwei Erden benötigten. Gerade deshalb sind für Gruber Nachhaltigkeitsprojekte an Schulen wichtig.

Dass die Projektreihe Grenzenlos für berufliche Schulen konzipiert wurde, ist eine Besonderheit, die eine Lücke schließt, wie Julia Boger erläuterte. In sechs Bundesländern werden Projekte durchgeführt. Für die Förderung des Backnanger Projekts dankte sie dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, das bei der Veranstaltung immerhin mit zwei Mitarbeitern vertreten war. Achim Beule überbrachte die Grüße von Ministerin Theresa Schopper und gab Lehrern und Schülern einige Gedanken zu modernen Unterrichtsformen auf den Weg: „Es geht nicht nur um Wissen, sondern auch darum, Einstellung und Handlungen zu verändern.“

Beim Thema Nachhaltigkeit darf es nicht bei theoretischen Erkenntnissen bleiben. So sollen die Schüler angeregt werden, „einen eigenen Beitrag zu leisten“. Deshalb sei es gut, dass die Grenzenlos-Projekte die Nachhaltigkeitsziele nicht nur als trockenen Unterrichtsstoff vermitteln, sondern durch authentische Berichte beleben. Ingo Noack betonte, dass die Backnanger Schule eine von nur sieben in ganz Baden-Württemberg mit dieser Qualifizierung ist. Er freute sich, wieder an seine frühere Wirkungsstätte zurückzukehren, der er aber immer noch durch die Juniorenfirma Activa EG verbunden ist. Wie die Schule grenzüberschreitend wirke zeige sich etwa auch in der digitalen Bildungspartnerschaft mit Lehrern in Sierra Leone.

Studentin aus Bolivien vermittelt Landeskenntnisse authentisch

Dann berichtete die bolivianische Studentin Pamela Conde Morales über ihre Schülerprojekte in Backnang. Sie erinnerte sich gerne daran, dass sie den Rems-Murr-Kreis durch das Bundesfreiwilligenjahr kennengelernt habe, als sie bei einer Familie in Beutelsbach gelebt habe. Inzwischen studiert sie im Masterstudiengang Umweltschutztechnik an der Universität Stuttgart. Für das Projekt konnte sie also Fachkenntnisse und authentische Landeskenntnisse vermitteln. Gerade das kam bei den Schülern gut an. Inzwischen ist an der Eduard-Breuninger-Schule dank der engagierten Lehrerin Cornelia Fehr eine ganze Reihe solcher Grenzenlos-Projekte zusammengekommen, bei denen den Schülern Lebens- und Zustandsberichte aus verschiedenen Ländern vermittelt wurden.

Für das erste Projekt, das Pamela Conde Morales an der Eduard-Breuninger-Schule durchführte, erhielten die Schüler übrigens den Eduard-Breuninger-Sozialpreis. Als die bolivianische Studentin, die sich im bolivianischen Kinderhilfswerk engagiert, davon erzählte, dass Zahnpflege bei Kindern in ihrer Heimat ein Problem sei, entschloss sich die Klasse spontan, etwas zu tun. So wurden die Kinder eines Kinderheims in Bolivien mit Zahnpasta und Zahnbürsten versorgt. In Backnang gedrehte Videofilme zeigten, worauf es bei der Zahnpflege ankommt. Schmunzelnd berichtet Cornelia Fehr, dass die Details um diese Aktion den Schülern ganz nebenbei gezeigt haben, worauf man bei internationalen Transporten achten muss. Der Versand der Dinge aus Deutschland erwies sich als so kompliziert, dass Pamela Conde Morales die Zahnputzutensilien schließlich in Bolivien einkaufte.