Segnung im besonderen Rahmen

Neue Wege gehen bei neuen Herausforderungen – so hat man es in diesem bisher turbulenten Jahr auch in Auenwald gehalten. Und nicht nur bei Kulturveranstaltungen. Auch eine Konfirmation wurde nun auf die Bühne des Autokinos verlegt.

Segnung im besonderen Rahmen

„Wir sind zusammen groß. Wir sind zusammen eins“ – dieses Motto haben die vier jungen Männer für ihre Konfirmation im Autokino gewählt. Pfarrer Bernhard Körner zeigte sich sehr zufrieden angesichts des gelungenen Gottesdienstes. Foto: A. Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

AUENWALD. In diesem Jahr ist vieles anders. Das betrifft – wie sollte es anders sein – neben vielen lange erwarteten Veranstaltungen und Ereignissen auch die Kirchenfeste. Ganz besonders die Konfirmanden. Ein Jahr lang haben sich die jungen Leute intensiv darauf vorbereitet, als vollwertige Mitglieder in die Gemeinschaft der evangelischen Kirche aufgenommen zu werden. In zahlreichen Gemeinden hat man sich darauf geeinigt, das Fest auf den Herbst zu verschieben oder die aktuellen Konfirmanden im kommenden Jahr mit der nächsten Generation zusammen zu konfirmieren.

In Auenwald geht man einen anderen Weg – hier findet die Konfirmation an zwei Sonntagen im Autokino statt. Am 3. Mai hatte hier zum ersten Mal ein Gottesdienst stattgefunden. „Das Autokino war gut für die Notzeiten“, so Pfarrer Bernhard Körner. „Es war zwar jeder für sich, aber man konnte schon richtig Gottesdienst feiern“, denn im Auto war es unter anderem immerhin möglich, mitzusingen – ein wichtiger Bestandteil des gemeinschaftlichen Gottesdienstes. Mit Maske tut man sich da doch etwas schwer. Zunächst war die Konfirmation abgesagt worden, da ganz klar im Mai nichts stattfinden konnte. Doch nachdem sich gezeigt hatte, wie gut es mit dem Autokino-Gottesdienst läuft, war die Idee aufgekommen, die Konfirmation ebenfalls im Autokino zu feiern, was bei den meisten Eltern und Jugendlichen als gute Lösung angesehen worden sei.

Zusammenhalt als passendes Motto der Konfirmation.

Die jungen Leute hatten sich mehrheitlich gegen eine Verschiebung ausgesprochen: „Wir wollen jetzt den Abschluss feiern“, so der Tenor. Alles werde verschoben oder abgesagt, da war ihnen wichtig, auch jetzt, in dieser besonderen Zeit, etwas zu Ende bringen zu können. Und so wurden nun Julian Gutermuth, Flinn Grüner, Fynn Huber und Fabian Ungar am gestrigen Sonntag unter freiem Himmel konfirmiert, für zwölf weitere Konfirmanden ist es dann am kommenden Sonntag so weit.

Auf der festlich geschmückten Bühne sitzen die vier ernst schauenden jungen Männer in Anzug und mit Fliege. Der Parkplatz ist gut gefüllt, und auch die schattigen Plätze werden, unter Berücksichtigung der Abstandsregelungen, gut angenommen. Das Wetter spielt mit, die Sonne strahlt, der Himmel ist fast wolkenlos blau. Eine picknickähnliche Atmosphäre herrscht und dabei ist es dennoch feierlich, auch wenn man manchmal Geräusche von der Straße hört.

In den letzten beiden Wochen haben sich die jungen Leute viele Gedanken über ihre Gedenksprüche gemacht und so gestalten sie den Ablauf ganz aktiv mit. Auch das Motto stammt von ihnen, nach einem Lied der Fantastischen Vier: „Wir sind zusammen groß. Wir sind zusammen eins.“ Das zeigt sich ebenso in den Fürbitten: „Lass uns wieder empfindsam werden für die Not um uns herum.“ Wie passend in diesen Monaten, in denen sich für alle so viel geändert hat. Kirchengemeinderätin Elfie Reiser übergibt jedem Konfirmanden ein kleines Geschenk, das einen Vers aus der Bibel symbolisiert – drei bunte Schlüsselanhänger in Form eines Kreuzes für den Glauben, eines Herzens für die Liebe und eines Ankers für die Hoffnung. Einen ganz besonderen Dank spricht Pfarrer Körner am Abschluss für die gute Zusammenarbeit mit Bürgermeister Karl Ostfalk aus, denn ohne die Abstimmung mit der Gemeindeverwaltung wäre die Feier in dieser Art nicht möglich gewesen. Ebenso wird die Familie Bader bedacht, denn sie ist zuständig für die Bewirtung und vor allem die technische Ausstattung.

Gottesdienstbesucher und Familienangehörige sind sehr angetan vom Gottesdienst im Freien. „Es war schon etwas Besonderes, noch nie hat man so etwas erlebt“, heißt es bei der Familie Ungar und dass es „sehr modern sei. Es hat uns gut gefallen.“ Julian Gutermuth strahlt über das ganze Gesicht. Er hatte viel Zeit auf einen kleinen Trailer, der vor Beginn gezeigt worden war, verwendet und einen Rückblick über das Konfirmandenjahr zusammengestellt, und natürlich ist er froh, dass es mit der Technik reibungslos geklappt hat: „Wir konnten im Autokino gut improvisieren.“ Und sein Vater ergänzt: „Wir finden es schön, dass bei neuen Herausforderungen auch neue Wege gegangen werden. Es ist gut, dass es noch vor den Sommerferien geklappt hat und im Freien ist es schön – das zeigt, dass Gott überall ist.“

Die persönliche Note des Gottesdienstes findet Gefallen.

Die Familie von Fynn Huber ist ebenfalls sehr zufrieden, auch wenn es in der Kirche vielleicht feierlicher gewesen wäre. Was gut gefällt: „Der Gottesdienst war auf die Jungen zugeschnitten.“ Für die Familie von Flinn Grüner ist diese Veranstaltung etwas Einmaliges und der junge Mann ist froh, dass alles so gut funktioniert hat und das Fest nicht verschoben wurde. Von Aufregung ist bei ihm nun keine Spur mehr. Auch anderen Gemeindemitgliedern hat die Gestaltung gefallen, selbst wenn manches Gewohnte gefehlt hat. Familie Weßler geht regelmäßig zum Gottesdienst, hat schon über 50 Konfirmationen mit dem Posaunenchor begleitet, was in diesem Jahr nicht möglich gewesen war. Doch „man hat gemerkt, dass sich die Kinder viel überlegt haben zu ihren Bibeltexten“.

Am Ende ist auch Pfarrer Körner froh, wie reibungslos alles funktioniert hat. „Alles war in diesem Jahr so ein Durcheinander für die Kinder. Es ist gut, nun für eine Sache einen Abschluss zu haben.“ Dieser Gottesdienst ist wieder ein ermunterndes Zeichen dafür, dass mit Kreativität und neuen Ideen aus manch unerwarteter und schwieriger Situation etwas Besonderes entstehen kann.