Sicherheitsrisiko Falschparker: Mehr Lkw-Stellplätze

dpa/lsw Stuttgart. Autobahn-Rastplatz voll? Manche Lastwagenfahrer parken dann notgedrungen woanders - mit gefährlichen Folgen. Verkehrsminister Hermann schaltet eine Ausschreibung, um das Problem zu lösen.

Sicherheitsrisiko Falschparker: Mehr Lkw-Stellplätze

Abgestellte Lastwagen stehen auf einem Parkplatz. Foto: Arnulf Stoffel/dpa

Das Land geht neue Wege, um dringend benötigte Parkplätze für Lastwagen an Autobahnen zu erschließen und so Sicherheitsrisiken durch Falschparker zu minimieren. Über eine öffentliche Ausschreibung will es Speditionen, Logistikfirmen, Kommunen oder Privatleute dazu bringen, geeignete Flächen zur Verfügung zu stellen. Wie eine Sprecherin von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Freitag sagte, sollen die Flächen in der Regel vom Land angemietet werden. „Das Verkehrsministerium ist interessiert daran, möglichst schnell eine Lösung zu finden.“

Derzeit gibt es in Baden-Württemberg rund 6650 Lkw-Stellplätze. Das Speditionsgewerbe prangert schon lange einen Stellplatzmangel für Lastwagen an. Das Ministerium selbst verwies auf eine Prognose des Bundes, wonach bis zum Jahr 2025 mehr als 2300 Stellplätze an den baden-württembergischen Autobahnen fehlen. „Die Not der Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer bei der Parkplatzsuche ist groß“, räumte Minister Hermann ein. „Mit unserer Ausschreibung wollen wir das Parkplatzangebot ohne weitere Flächenversiegelung ausweiten und zugleich eine soziale Tat für die Lkw-Fahrer umsetzen.“

Für Lastwagenfahrer ist die Lage derzeit verzwickt: Sie müssen regelmäßig bestimmte Ruhezeiten einlegen. Tun sie das nicht, riskieren sie ein Bußgeld und setzen letztlich auch ihren Führerschein aufs Spiel. Weil es zu wenig Platz auf den vorgesehenen Parkflächen an den Autobahnen gibt, stehen Lastwagen manchmal auf Ein- und Abfahrten der Parkplätze oder auf dem Standstreifen der Autobahn - notgedrungen. Dort können sie allerdings ein erhebliches Sicherheitsproblem sein - und Ursache für schwere Unfälle sein.

So gab es im Juni dieses Jahres einen schweren Unfall auf der A5 bei Weingarten nahe Karlsruhe. Ein Fernbus fuhr auf einen Lastwagen auf, der auf einen Parkplatz einbiegen wollte, aber auf die Autobahn zurückscheren musste, weil die Einfahrt von einem Lastzug blockiert war. Sieben Menschen wurden damals verletzt. Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) schätzte im August, dass bundesweit zwischen 35 000 und 40 000 Lkw-Stellplätze fehlen. Ein Grund: Immer mehr Güter werden auf der Straße transportiert.

Nach Angaben des baden-württembergischen Verkehrsministeriums ist es aber sehr schwierig, neue Parkplätze auszuweisen. Die Verfahren seien aufwendig. Rastanlagen neu zu bauen, auszubauen oder umzubauen, sei langwierig und schwer durchsetzbar. „Ich habe mich daher für einen unkonventionellen Weg entschieden“, erklärte Hermann. Kommunen, Gewerbetreibende und Private könnten ihre Parkmöglichkeiten dem Land anbieten. „Ich freue mich, auf die hoffentlich zahlreichen Angebote.“ Bewerbungen könnten bis Ende Dezember eingereicht werden.

Wie viel Geld das Land Baden-Württemberg für die neuen Parkplätze veranschlagt, war zunächst unklar. Die Summe hänge von den Angeboten ab, erklärte eine Ministeriumssprecherin. In der Ausschreibung heißt es: „Die Straßenbauverwaltung richtet die Flächen als Lkw-Stellfläche her und beabsichtigt, alle Kosten zu übernehmen. Die genauen Regelungen sind für den Einzelfall zu vereinbaren.“

Der Verband Spedition und Logistik (VSL) Baden-Württemberg begrüßt das Vorhaben. Geschäftsführer Andrea Marongiu glaubt nach Angaben der „Badischen Zeitung“ aber nicht, dass das Projekt ein Selbstläufer wird: Wegen hoher Grundstückspreise hätten viele Eigentümer vermutlich andere Ideen für die Verwendung. Andererseits biete die Ausschreibung Kommunen mit einem hohen Aufkommen an Lastwagen die Chance, deren Parkverhalten zu steuern, ohne die Flächen selbst herrichten zu müssen. Die „Badische Zeitung“ berichtete am Freitag zuerst über die Ausschreibung.