Giftanschlag auf Skripal: Dritter Verdächtiger angeklagt

dpa London/Salisbury. Der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal wird im Jahr 2018 in Großbritannien Opfer eines Giftanschlags. Neben zwei Agenten des russischen Geheimdienstes gibt es nun einen dritten Verdächtigen.

Giftanschlag auf Skripal: Dritter Verdächtiger angeklagt

Einsatzkräfte in Schutzanzügen nach dem Anschlag in Salisbury 2018. Foto: Andrew Matthews/PA Wire/dpa

Die Polizei in Großbritannien hat einen dritten Verdächtigen wegen des Giftanschlags auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia angeklagt.

Wie die Metropolitan Police am Dienstag mitteilte, handelt es sich um einen russischen Staatsbürger namens Denis Sergejew, der auch unter dem Aliasnamen Sergej Fedotow bekannt sei. Die Anklage lautet unter anderem auf versuchten Mord sowie Besitz und Verwendung einer chemischen Waffe.

Die britischen Ermittler gehen davon aus, dass es sich um einen Agenten des russischen Militärgeheimdiensts GRU handelt. Premierminister Boris Johnson forderte Moskau auf, alle Verdächtigen in dem Fall auszuhändigen. Ein Auslieferungsersuchen werde mangels Hoffnung auf Erfolg nicht gestellt. Der russische Botschafter werde aber vom Außenministerium mit der Angelegenheit konfrontiert, sagte ein britischer Regierungssprecher.

Skripal und seine Tochter waren im März 2018 mit schweren Vergiftungen auf einer Parkbank in der südenglischen Stadt Salisbury entdeckt worden. Wie sich später herausstellte, waren sie mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet worden. Sie kamen nur knapp mit dem Leben davon. Eine Frau, die später in der benachbarten Stadt Amesbury mit dem als Parfümflasche getarnten Giftbehälter in Kontakt kam, starb. Ein mit ihr befreundeter Mann und ein Polizist erlitten ebenfalls Vergiftungen - beide überlebten jedoch.

Russland bestritt einmal mehr eine Verwickelung. „Wir verurteilen entschieden alle Versuche Londons, Moskau für den Vorfall verantwortlich zu machen“, sagte die Außenamtssprecherin Maria Sacharowa der Staatsagentur Tass zufolge. Der Fall solle objektiv und unparteiisch untersucht werden. Moskau sei zu einer Zusammenarbeit zwischen Strafverfolgungsbehörden und Experten bereit.

Die britischen Ermittler hatten bislang die beiden Russen Alexander Mischkin und Anatoli Tschepiga alias Alexander Petrow und Ruslan Boschirow als Tatverdächtige identifiziert, die später von Journalisten als GRU-Agenten entlarvt wurden. In einem Interview im russischen Fernsehen hatten die beiden zuvor beteuert, nur als Touristen nach Salisbury gereist zu sein, um die „die wunderschöne Stadt“ und die „bekannte Kathedrale“ zu besuchen.

© dpa-infocom, dpa:210921-99-300331/6