Neue Skulptur soll Diskussion um NS-General Rommel anstoßen

dpa/lsw Heidenheim. Von den einen bewundert, von den anderen geschmäht - an Erwin Rommel scheiden sich die Geister. In der Geburtsstadt des „Wüstenfuchses“ bemüht man sich um einen differenzierten Blick auf die umstrittene Persönlichkeit. Das fängt bei seinem Denkmal an.

Neue Skulptur soll Diskussion um NS-General Rommel anstoßen

Eine neue Skulptur eines Minen-Opfers auf Krücken steht am Erwin-Rommel-Denkmal. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Die Umgestaltung des Denkmals für Erwin Rommel in seiner Geburtsstadt Heidenheim soll die jahrzehntelange Mythenbildung um den General beenden. Um eine sachliche Diskussion anzustoßen, wurde dem klobigen Denkmal aus Kalkstein für den „Wüstenfuchs“ die fragile Stahlstatue eines Minenopfers gegenübergestellt. „Ich wollte das Monumentale der ursprünglichen Gedenkstätte mit der Zerbrechlichkeit des Minenopfers konfrontieren“, erklärt der Künstler Rainer Jooß anlässlich der Vorstellung seines Werkes am Donnerstag.

Denn noch heute sterben Menschen oder werden verletzt durch im Zweiten Weltkrieg auch von der Wehrmacht in Nordafrika ausgelegte Minen. Jooß hat die Skulptur so aufgestellt, dass zeitweise Schlagschatten auf das Denkmal Rommels fallen und so dessen Bild als Kriegsheld relativieren.

Die Silhouette eines Mannes mit amputiertem Bein auf Krücken überschattet im wahrsten Wortsinn das Gedenken an den „Generalfeldmarschall“ - so ist er auf dem Denkmal verewigt. Über 75 Jahre nach seinem Tod ist Rommel für die einen der „Lieblingsgeneral“ Hitlers und Profiteur des NS-Regimes. Für die anderen ist er ein gewiefter Heerführer, der trotz Unterlegenheit der eigenen Kräfte erstaunliche Erfolge erzielt und wiederholt Befehle des Diktators nicht befolgt habe.

Zu diesen Mythen um den 1891 in Heidenheim geborenen Sohn eines Gymnasiallehrers gehört, dass er dem Widerstand gegen Hitler angehört habe. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages kommt aber zu dem Schluss, „dass sich seine Rolle im Widerstand auch nach neuesten Forschungen rund um das Netzwerk des 20. Juli auf eine mögliche Mitwisserschaft um den Widerstand beschränkt“. Sollte dem so gewesen sein, habe er dieses Wissen jedenfalls nicht verraten. Die historische Forschung biete aber keine Belege für irgendein aktives widerständiges Verhalten, so das Fazit der Wissenschaftler. Allerdings wurde Rommel im Oktober 1944 durch den Diktator wegen angeblicher Verwicklung in das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 zum Suizid gezwungen.

Den Vorschlag, das Denkmal abzureißen - wie es die „Black Lives Matter“-Bewegung in den USA mit Statuen von Sklavenhändlern gerade tut -, hält Jooß nicht für sinnvoll. „Wenn da dann Gras drüber wächst, wird auch der wichtigen Befassung mit der Geschichte ein Ende gesetzt.“

Darin ist er sich einig mit dem Heidenheimer Oberbürgermeister Bernhard Ilg (CDU). Der betont, wie schwierig es ist, Fakten und Legenden in der Würdigung historischer Persönlichkeiten auseinanderzuhalten, und folgert daher: „Ein Denkmal verkündet keine Wahrheit, sondern regt dazu an, nach ihr zu suchen.“ Jooß wird nach eigenen Angaben vom Gemeinderat der Stadt mit knapp 50 000 Einwohnern voll unterstützt.

Das Rommel-Denkmal des Heidenheimer Bildhauers Franklin Pühn wurde 1961 vom „Verein deutsches Afrikakorps“ gestiftet. Eine Inschrift auf dem Stein nennt Rommel ein „Opfer der Gewaltherrschaft“. Er hinterließ einen Sohn. Manfred Rommel (CDU) war von 1975 bis 1996 beliebter und bundesweit geschätzter Oberbürgermeister Stuttgarts.