Sorge um die Sicherheit auf dem Spielplatz

Wegen der Massenschlägerei auf dem Plattenwaldspielplatz am vergangenen Wochenende fragen sich viele Bürgerinnen und Bürger, wie sicher es dort ist. Auch in der Vergangenheit stand der Spielplatz schon in der Kritik – vor allem wegen des hohen Müllaufkommens und Vandalismus.

Sorge um die Sicherheit auf dem Spielplatz

Um die Sicherheit des Platenwaldspielplatzes sind seit dem Wochenende wieder Diskussionen entbrannt. Foto: Tobias Sellmaier

Von Melanie Maier

Backnang. Das Video, das seit dem vergangenen Wochenende online kursiert, ist eindrücklich. Zu sehen sind Personen, die sich gegenseitig schubsen, schlagen, mit Füßen treten oder mit sehr langen Ästen aufeinander zurennen. Und Menschen, die reglos am Boden liegen. Es sind unschöne Szenen, die nicht irgendwo aufgenommen wurden, sondern hier: auf dem Spielplatz am Plattenwald. Mindestens 35 Personen waren an der Schlägerei am Samstagabend beteiligt; die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen (wir berichteten). Bis diese der Staatsanwaltschaft vorgelegt werden, werde es aber noch Wochen bis Monate dauern, heißt es von der Polizei in Aalen.

Indessen machen sich viele Bürgerinnen und Bürger Sorgen. Seit dem vergangenen Wochenende haben sowohl das Backnanger Rechts- und Ordnungsamt als auch den Bürgerverein Backnang Plattenwald zahlreiche Anrufe beziehungsweise E-Mails von Menschen erreicht, die sich fragen, wie es auf dem Spielplatz um die Sicherheit bestellt ist. Auch unter dem Artikel über die Schlägerei, den unsere Zeitung auf ihrer Facebookseite geteilt hat, sind viele entsprechende Kommentare zu lesen. Eine Nutzerin schreibt: „Erwachsene Menschen, die sich benehmen, als wohnten sie in Höhlen, und der Knüppel sei die Lösung für alles. Wieder ein Spielplatz der von der ‚brauchbar‘-Liste gestrichen wird ... Schade für die Kinder, für welche die Spielplätze ja eigentlich sind.“ Ein anderer kommentiert: „Meine Kids würde ich dahin sowieso nie schicken, gefühlt hört man da nur von solchen Geschichten!“

Doch ist das wirklich so? Im Juni 2018 war der Plattenwaldspielplatz wichtiges Thema einer Gemeinderatsitzung; aber nicht wegen Gewaltaufkommens, sondern wegen immenser Vermüllung und wegen Vandalismus – unter anderem waren die dort aufgestellten Dixi-Toiletten mehrfach zerstört worden. In der Sitzung wurde eine eigens erstellte Benutzungssatzung beschlossen, in welcher ein Alkohol- und Rauchverbot für manche Teilbereiche der beliebten Erholungsfläche ausgesprochen wurde. Zudem wurde ein Securitydienst eingestellt, der in den warmen Monaten nach dem Rechten schauen soll. Ursprünglich war geplant, den Dienst nur bis zum Ende der Sommerferien zu beschäftigen. Tatsächlich sind die Sicherheitsleute bis heute bei der Stadt im Dienst, insbesondere in den Abendstunden am Wochenende.

Darüber hinaus kontrolliert auch der städtische Vollzugsdienst stichprobenartig. Und nicht zuletzt habe der Baubetriebshof seine Reinigungsleistung massiv erhöht, wie die Rechts- und Ordnungsamtsleiterin Gisela Blumer mitteilt: „Denn dort, wo schon Dreck ist, kommt meist automatisch noch mehr Dreck hin.“

Die Maßnahmen der Stadtverwaltung, sagt sie, haben Wirkung gezeigt. „Die Müllsituation wurde deutlich verbessert. Es kommt trotzdem immer wieder vor, dass Müll herumliegt. Aber nicht mehr in dem Ausmaß.“ Das liege vor allem am Security-Dienst, der proaktiv auf die Besucherinnen und Besucher des Spielplatzes zugehe und sie beispielsweise darüber informiere, wie der Müll zu entsorgen ist. „Das hat sich sehr gut bewährt“, sagt Blumer.

Zu dem Vorfall am vergangenen Samstag ist ihre Meinung eindeutig: „Das war eine Beziehungstat.“ Ein vergleichbarer Vorfall habe sich auf dem Plattenwaldspielplatz bisher nicht zugetragen. Unbeteiligte seien am Samstag auch nicht involviert worden. Nach Angaben der Polizei waren die zwei Gruppen, die in die Schlägerei verwickelt waren, unabhängig voneinander zu zwei verschiedenen Geburtstagsfeiern angereist. Wegen eines Wortgefechts zweier Frauen sei es zur Auseinandersetzung gekommen. Dabei seien fünf Personen verletzt worden. Schwer verletzt wurden – nach aktuellem Kenntnisstand – ein 14-jähriger Junge, eine 45-jährige Frau und ein 34-jähriger Mann. Die Polizei sei aktuell damit beschäftigt, das Video sowie die Aussagen von Zeugen auszuwerten. Gisela Blumer betont: „Der Spielplatz ist eindeutig kein Kriminalitätsschwerpunkt oder Brennpunkt.“ Die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger nehme sie aber ernst und gehe ihnen nach. „Ich schaue mir das immer wieder selbst an und prüfe, wo gegebenenfalls Handlungsbedarf ist.“ Der überwiegende Anteil der Spielplatzbesucher verhalte sich aber angemessen.

Der Ansicht ist auch Björn Michl, Vorstand des Bürgervereins Backnang Plattenwald. Es sei ein „blöder Zufall“ gewesen, dass sich die Schlägerei auf dem Plattenwaldspielplatz zugetragen habe, sagt er: „Das war natürlich ein schwerwiegender Vorfall. Aber so was passiert immer wieder überall in Deutschland – in den Städten, an den Bahnhöfen, an Eisdielen. Das kann man nicht vermeiden.“ Angst bräuchten die, die den Spielplatz besuchen möchten, deshalb nicht zu haben, meint er. Das habe er auch seiner 16-jährigen Tochter gesagt, die ihn gefragt hatte, ob sie noch dorthin gehen solle. „Ein Sicherheitsrisiko sehe ich gar nicht“, bekräftigt Michl. „Der Vorfall wird überbewertet.“

Sein Verein hatte sich 2018 mit dafür stark gemacht, dass die Regelungen auf dem Plattenwaldspielplatz vom Gemeinderat angepasst werden. Der Waldspielplatz sei extrem verschmutzt, beklagten sich die Mitglieder bei dem damaligen Oberbürgermeister Frank Nopper. In einem Blogeintrag auf der Webseite des Vereins war etwa von Glasscherben und Drogenspritzen die Rede. Das Müllproblem sei seither „echt besser geworden“, sagt Michl. „Die Security macht einen sehr, sehr guten Job.“

Nur eins missfällt ihm nach wie vor: die Parkplatzsituation. „Die ist unmöglich“, findet er. Die Anwohner der angrenzenden Plattenwaldsiedlung und die Nutzer der Schrebergärten würden vor allem darunter leiden. Auch Vesna Stanimirovic, Inhaberin des Waldheims im Plattenwald, empfindet die Parkplatzsituation als sehr schlecht. „Wir bräuchten viel mehr Parkplätze“, sagt sie. Eine Ausweitung der Parkflächen in den Wald sei nicht vorgesehen, entgegnet Rechts- und Ordnungsamtsleiterin Gisela Blumer. Der Plattenwald sei nicht für große Gruppen aus der Region vorgesehen: „Er ist ein Naherholungsgebiet.“ Blumer fände es wünschenswert, wenn nicht alle Besucher einzeln im Auto hinfahren, sondern sich zu Fahrgemeinschaften zusammenschließen, mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß in den Plattenwald kommen würden.

Weil die Gasse für die Feuerwehr immer wieder zugeparkt worden sei, sei jedoch die Beschilderung zum 1. April vereinfacht worden. Denn die Gasse müsse zwingend freigehalten werden, erklärt Blumer: „Die letzten Sommer waren sehr trocken, wir hatten Waldbrandgefahr.“ Ob die Änderung etwas bewirkt, müsse sich aber erst zeigen.