Drei Bewerber im Rennen um Spitzenjob der Eurogruppe

dpa Madrid/Brüssel. Die meisten EU-Staaten haben auch die gemeinsame Währung und stimmen sich in der Eurogruppe ab. Deren Chef Mario Centeno räumt seinen Posten. Das Rennen um die Nachfolge wird spannender als gedacht.

Drei Bewerber im Rennen um Spitzenjob der Eurogruppe

Nadia Calviño ist seit 2018 Wirtschaftsministerin im Kabinett des spanischen Minsterpräsidenten Pedro Sánchez. Foto: Marta Fernández Jara/Europa Press/dpa

Dreierrennen um die Spitze der Eurogruppe: Die Spanierin Nadia Calviño, der Ire Paschal Donohoe und der Luxemburger Pierre Gramegna erklärten ihre Kandidatur für den Vorsitz der 19 Wirtschafts- und Finanzminister der gemeinsamen Währungszone. Gewählt wird am 9. Juli.

Der einflussreiche Posten wird frei, weil der portugiesische Finanzminister Mario Centeno sich nach einer Amtszeit zurückzieht. Sein Mandat endet am 12. Juli. Aufgabe im Vorsitz der Eurogruppe ist die Leitung und Verhandlungsführung bei Themen des Währungsgebiets.

Centeno hatte im April das 540 Milliarden Euro schwere Paket mit Corona-Kredithilfen unter Dach und Fach gebracht. Der 53 Jahre alte Volkswirt wurde dennoch als blass und wenig durchsetzungsstark kritisiert - auch im Vergleich zu den prominenten Vorgängern Jean-Claude Juncker und Jereon Dijsselbloem.

Calviño wäre die erste Frau, die die Geschicke der 19 Euro-Länder koordiniert. Sie hat langjährige Erfahrungen in der EU-Kommission in Brüssel gesammelt. Die Bundesregierung soll einer möglichen Kandidatur der Sozialistin aufgeschlossen gegenüberstehen. Finanzminister Olaf Scholz schätzt sie dem Vernehmen nach.

Doch bewirbt sich auch der irische Finanzminister Donohoe, wie er auf Twitter mitteilte. Der 45 Jahre alte Politiker der Partei Fine Gael ist seit 2017 Finanzminister in Irland. Seine Bewerbung für den Vorsitz der Eurogruppe deutet die „Irish Times“ als Hinweis, dass er im Finanzministerium bleibt. Vier Monate nach der Parlamentswahl hatten sich die bürgerlichen Parteien Fine Gael und Fianna Fail mit den Grünen auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Dazu gibt es am Freitag eine Urabstimmung.

Dritter Kandidat ist der Luxemburger Gramegna, seit 2013 Finanzminister des kleinen, aber finanzstarken EU-Lands. „Die heutigen enormen Herausforderungen erfordern Konsens und Kompromiss zwischen allen Mitgliedern der Eurozone“, schrieb der 62-jährige Liberale auf Twitter. „Ich werde meine sechsjährige Erfahrung, all meine Energie und Diplomatie für diese Aufgabe einsetzen.“

Die besten Chancen werden Calviño eingeräumt. Sie ist seit Mitte 2018 Wirtschaftsministerin. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hatte bereits vor Tagen öffentlich für sie geworben. Für sie spricht, dass sie wie Centeno dem sozialdemokratischen Lager angehört und einen südlichen EU-Staat vertritt. Nach gängiger Lesart bringt dies die Balance der Brüsseler Spitzenposten am wenigsten durcheinander.

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