Spendenaktion trotzt der Pandemie

BKZ-Leser helfen: Ausgerechnet das 25. Jahr der Weihnachtsspendenaktion der Backnanger Kreiszeitung steht ganz im Zeichen der Coronapandemie. Da viele Institutionen unter ganz besonderen Belastungen leiden, ist Hilfe jetzt erst recht angebracht.

Spendenaktion trotzt der Pandemie

Hilfe in Coronazeiten ist schwieriger geworden. Die Mehrkosten für Mund-Nasen-Schutz sind dabei noch am ehesten zu vernachlässigen. Aber trotz der Umstände ist es wichtig, allen Bedürftigen zu helfen, seien es Senioren, Kinder, Gehandicapte, Geflüchtete oder einfach Menschen in Not. Foto: Adobe Stock

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Eigentlich ist es ein Anlass zur Freude: Die Backnanger Kreiszeitung ruft in diesem Jahr zum 25. Mal zur Spendenaktion „BKZ-Leser helfen“ auf. Nun aber fällt dieses Jubiläum ausgerechnet in ein Jahr, das ganz im Zeichen der Coronapandemie steht. Viele Einrichtungen und Institutionen müssen besondere Herausforderungen stemmen. Für uns ist dies eine besondere Motivation, mitzuhelfen, dass all diese Helfer gut durch diese schwierige Zeit kommen. Durch die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser konnten wir zuletzt Jahr für Jahr immer weit mehr als 100000 Euro an Hilfsprojekte und gemeinnützige Organisationen im Raum Backnang verteilen. Bei der jüngsten Aktion waren es sogar 151500 Euro. Wobei dazu auch 9500 Euro zählen, die bereits im Mai dieses Jahres aufgrund der Pandemie für die Backnanger Tafel gesammelt und überwiesen wurden.

Mit der diesjährigen Spendenaktion wollen wir soziale Organisationen unterstützen, die infolge der Pandemie entweder zusätzliche Ausgaben haben oder Einnahmeausfälle verkraften müssen. Konkret sind dies:

die Erlacher Höhe,

die Staigacker-Stiftung,

die Hospizstiftung Rems-Murr,

der DRK-Ortsverband Backnang,

die Lebenshilfe Rems-Murr und

die Zukunftswerkstatt Rückenwind.

Die besonderen Belastungen unterscheiden sich dabei sehr stark. So berichtet etwa Wolfgang Sartorius, der Chef der Erlacher Höhe, dass seine Einrichtung in der ersten Pandemiehochphase in ganz erheblichem Maß in Schutzmittel wie FFP-2-Masken, Schutzanzüge, Kittel oder Flächen- und Händedesinfektionsmittel investieren musste. Ausgerechnet dann, als die Preise schwindelerregend gestiegen sind. Sartorius: „Ein einfacher Mund-Nase-Schutz, üblicherweise ein Centartikel, kostete plötzlich ein Vielfaches. Dasselbe gilt für Desinfektionsmittel. Zwangsläufig haben wir massiv zugekauft, da wir ja nicht wussten, wie alles weitergehen würde.“

Viele Institutionen haben höhere Kosten und geringere Einnahmen.

Im stationären Hospiz Backnang und im Alten- und Pflegeheim Staigacker kennt man diese Probleme nur zu gut. Im Staigacker prüft die Geschäftsleitung derzeit zusätzlich, ob sie für jeden Wohnbereich ein Luftreinigungsgerät anschaffen soll. Die stellvertretende Geschäftsführerin Sabine Laible erklärt dazu: „Wir recherchieren derzeit, was es an Modellen gibt, wie hoch die Kosten sind und bis zu welcher Kubikmeterzahl diese geeignet sind.“ Im Staigacker gibt es 13 Wohnbereiche beziehungsweise Stationen. Die Geräte könnten helfen, in den jeweils gemeinsam genutzten Aufenthaltsräumen die Luft zu reinigen und die Viren herauszufiltern. Vorausgesetzt immer, dass die jeweiligen Verordnungen die Nutzung solcher Räume erlauben.

Da Desinfektion und Schutzkleidung beim DRK schon immer eine große Rolle gespielt haben, schlagen bei dieser Institution die Kosten dafür nicht besonders ins Kontor. Was die Verantwortlichen jedoch ungemein schmerzt, sind die Einnahmeausfälle. So haben die Mitglieder oft bei Vereinsfesten und -veranstaltungen den Sanitätsdienst übernommen. In der aktuellen Coronakrise können die Folgen kurz auf den Punkt gebracht werden: Keine Feste, keine Einnahmen.

Auch die Lebenshilfe kann ein Lied davon singen. Eine der wichtigsten Einnahmequellen sind laut Geschäftsführerin Ursula Urbanski die Freizeiten im Wilhelm-Traub-Haus in Backnang. Üblicherweise werden die gehandicapten Gäste das ganze Wochenende versorgt und dadurch die Angehörigen entlastet. In Coronazeiten sind Übernachtungen jedoch nicht möglich, sodass das Angebot nur auf einen Tag begrenzt werden muss und die Einnahmen dementsprechend geringer ausfallen. Zudem fallen weitere Einnahmen aus, die sonst etwa beim beliebten Stäffeleslauf oder beim traditionellen Leberkäsfest der Kasse gutgetan haben.

Der Verein Zukunftswerkstatt Rückenwind organisiert in erster Linie im Raum Backnang alltagsnahe Begleitungen von Familien und sozialpädagogische Gruppenarbeit sowie Einzelfallberatungen. Ein Schwerpunkt ist das Projekt „Hierseinshelfer“. Dabei begleiten Menschen, die selbst einen Flucht- oder Migrationshintergrund haben, ehrenamtlich andere Familien im Integrationsprozess. Projektleiterin Hannah Nothstein schildert: „Besonders für das Projekt Hierseinshelfer brauchen wir dringend ein Auto mit neun Sitzplätzen, da hier die aktuell 26 Hierseinshelfer mehr als 200 Personen betreuen. Hierbei stehen Termine in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Weinsberg, in den Krankenhäusern in Winnenden und Stuttgart sowie zahlreiche Besuche von Ämtern an.“ Nothstein betont, dass es sich bei der Klientel um schwer kranke Menschen oder Personen mit Behinderung handelt, für die die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel speziell auch wegen Corona meist nicht machbar ist.

Darüber hinaus wird die Aktion BKZ-Leser helfen auch wieder neun Fördertöpfe von Sozialstationen und anderen Organisationen befüllen. So ist es diesen Helfern möglich, Menschen in Not schnelle und unbürokratische Einzelfallhilfen zukommen zu lassen. Über solche Hilfsmöglichkeiten dürfen sich freuen: die vier Diakoniestationen Backnang, Aspach, Weissach im Tal und Murrhardt sowie die katholische Sozialstation Backnang, das Kreisjugendamt, das städtische Amt für Familie und Jugend, der Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang und der Kreisdiakonieverband. Sie alle haben enge Kontakte zu jenen Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. In vielen Gesprächen bestätigen die Empfänger, wie sinnvoll es ist, solche Möglichkeiten zu haben. Die einhellige Meinung lautet: „Das hat sich bewährt.“

Je nachdem, wie groß das Spendenaufkommen ausfallen wird, wollen wir in diesem Jahr außerdem ein weiteres Mal Initiativen unterstützen, die sich um Flüchtlinge und Asylbewerber kümmern. So haben unter anderem bereits die Arbeitskreise Asyl Backnang, der AK Integration Auenwald und der AK Integration Weissach im Tal Bedarf angemeldet, konkrete Projekte gefördert zu bekommen.

Wer sich bei der Aktion BKZ-Leser helfen beteiligen möchte, der kann versichert sein, dass seine Gabe ohne jeden Abzug bei den Empfängern ankommt. Das Finanzamt erkennt jede Spende bis zu einer Höhe von 200 Euro ohne speziellen Beleg an. Jeder, der mehr spenden möchte, erhält eine Spendenquittung ausgestellt. Für diesen Fall ist es jedoch ganz wichtig, dass uns Vor- und Zuname sowie die vollständige Anschrift mitgeteilt werden. Die Namen der Spender samt Wohnort werden in der BKZ veröffentlicht. Wer dies nicht wünscht, soll dies auf dem Überweisungsträger vermerken.

Der heutigen BKZ liegen vorbereitete Überweisungsträger bei. Wir ermuntern, sie zu nutzen, und sagen jetzt schon allen Spendern ein herzliches Dankeschön.

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