Spender im Kreis ermöglichen 15 OPs

Die Sektion Rems-Murr des Haller Vereins „Help! – Wir helfen!“ trägt dazu bei, dass Bedürftigen in Entwicklungsländern medizinische Hilfe zuteil wird. Beim Spiegelberger Achim Nied laufen die Aktivitäten im Landkreis zusammen.

Spender im Kreis ermöglichen 15 OPs

Behandlung für Menschen mit grauem Star: In Nepal arbeitet der Verein mit einer Augenklinik zusammen, um Patienten die notwendige Operation zu ermöglichen. Fotos: Help! – Wir helfen!

Von Nicola Scharpf

SPIEGELBERG/SCHWÄBISCH HALL. Auf den Philippinen ist Achim Nied noch nicht gewesen. Was der Spiegelberger von einem Arbeitskollegen, der mit einer Philippina verheiratet ist, erzählt bekommt, veranlasst ihn dennoch, sich für das Wohlergehen der Menschen auf dem Inselstaat am anderen Ende der Welt zu engagieren. Achim Nied erfährt von einer jungen Philippina, die mit einem verkrüppelten Fuß zur Welt kam und der für sie zum Hinderungsgrund wurde, ein Studium zu ergreifen. Eine Prothese und eine Operation haben der Arbeitskollege und eine Handvoll Leute als private Initiative finanziert. Das war vor zwölf Jahren. Es war das erste Projekt des Vereins „Help! – Wir helfen“, der aus dieser Initiative hervorging. Heute zählt die gemeinnützige Organisation 650 Mitglieder, der größte Teil davon im Landkreis Schwäbisch Hall.

Achim Nied hat sich dem Verein zunächst als einfaches Mitglied angeschlossen. Als Hobbyfotograf hat er dann begonnen, für den Verein Kalender zu erstellen. Als es vor gut zwei Jahren darum geht, einen Ableger des Vereins für den Rems-Murr-Kreis zu gründen, übernimmt der Vater von drei erwachsenen Kindern den Vorsitz. Der Sektion Rems-Murr gehören derzeit 15 Mitglieder an. Mit ihren Spendengeldern haben die Spender im Landkreis im vergangenen Jahr 15 Operationen ermöglicht – wenn man einen durchschnittlichen Betrag von 400 Euro pro Operation einer Lippen-Gaumen-Spalte (Cleft) veranschlagt. Durch die Operation eröffnen sich betroffenen Kindern neue Lebensperspektiven. Sie können lernen, artikuliert zu sprechen, normal zu essen und werden aufgrund ihres Aussehens nicht mehr ausgegrenzt. „Ohne Operation haben Menschen mit Cleft schlechte Chancen“, sagt Achim Nied. „Sie werden nicht arg alt.“

Schwerpunktmäßig engagiert sich „Help! – Wir Helfen!“ nach wie vor auf den Philippinen, weil über die Initiatoren des Vereins dort schnell eine Infrastruktur geschaffen wurde. Doch der Verein hat inzwischen in weiteren Ländern in Afrika wie Uganda, Benin oder Nigeria und Lateinamerika, beispielsweise in Peru, begonnen, die nötigen Netzwerke aufzubauen, um effektiv und gesichert Hilfe für bedürftige Menschen anzubieten. Im Aufbau befindet sich auch die Zusammenarbeit mit einer Augenklinik in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, wo Menschen mit grauem Star die notwendige Operation ermöglicht wird. Achim Nied erläutert die Vorgehensweise, die dafür sorgen soll, dass Spendengelder vollständig für konkrete Hilfe vor Ort ankommen: Bei der Einzelfallhilfe übernehmen Ärzte hier in der Region die Prüfung der medizinischen und sozialen Bedürftigkeit. Das Krankenhaus vor Ort, also im Heimatland des betroffenen Patienten, erstellt einen Kostenvoranschlag. Der Verein macht eine erneute Fallprüfung und besteht aus Dokumentationszwecken auf Fotos vor und nach der Operation. Nach dem medizinischen Eingriff überweist der Verein direkt an das zuständige Krankenhaus vor Ort, nicht an den Patienten oder dessen Familie. „So wird vermieden, dass Spendengelder verloren gehen.“ Die anfallenden Kosten im Verein werden nicht durch Spenden, sondern durch Mitgliedsbeiträge und zwei Fördervereine finanziert.

Über die Finanzierung von Operationen und Prothesen hinaus hilft der Verein durch Sachspenden von medizinischen Geräten wie Dialyse- und Röntgengeräten, OP-Tischen, Zahnarztstühlen oder Kinderbetten, die Ausstattung von Krankenhäusern vor Ort zu verbessern. „Das Vereinscredo ist die Hilfe vor Ort“, sagt Achim Nied. Die Betroffenen werden vor Ort operiert, was nicht nur teure Flugkosten spart, sondern auch die Krankenhäuser vor Ort stärkt sowie dortigen Ärzten und Krankenschwestern eine berufliche Perspektive im eigenen Land gibt.

Wie anderen Vereinen auch hat die Coronapandemie „Help! – Wir helfen!“ zugesetzt – in zweierlei Hinsicht. Zum einen seien Operationen in den Einsatzländern aktuell oft nicht möglich und es fehle an Schutz wie Masken und Desinfektionsmittel, so Nied. Zum anderen sei die Zahl der Charity-Aktionen im Rems-Murr-Kreis und den anderen Sektionen des Vereins „drastisch minimiert“. Im Landkreis sei das Konzert des Landespolizeiorchesters Anfang Oktober vergangenen Jahres in Spiegelberg die letzte Veranstaltung gewesen. Manch einer erinnert sich wohl auch an Nieds Fotovorträge über sieben Vulkaninseln, die er zugunsten des Vereins unter anderem im Backnanger CJE oder in Kooperation mit der Kirchengemeinde Sulzbach an der Murr gehalten hat. „Seit 15. Juli haben wir nun einen Fotowettbewerb. Das ist unsere Idee, um kontaktlos etwas auf die Beine zu stellen und Publicity zu machen“, sagt Nied. Er und zwei weitere Vereinsmitglieder verantworten den Eingang der Bilder. Bis Mitte September können Fotos zum Thema „Helfende Hände“ eingeschickt werden.

Zum Jahresende übrigens legt Nied den Sektionsvorsitz nieder, weil er nach 35 Jahren im Rems-Murr-Kreis nach Schwäbisch Hall umzieht. „Es ist die große Frage, wie es im Kreis weitergeht.“ Ein Nachfolger sei noch nicht gefunden. „Ich will niemanden bequatschen. Dafür braucht es Eigeninitiative.“

Weitere Infos über den Fotowettbewerb und den Verein im Allgemeinen gibt es im Internet unter www.help-wirhelfen.de.

Spender im Kreis ermöglichen 15 OPs

Fotodokumentation eines Kindes mit Gaumen-Lippen-Kieferspalte vor und nach der OP.

Spender im Kreis ermöglichen 15 OPs

Spender im Kreis ermöglichen 15 OPs

„Ohne Operation haben Menschen mit Cleft schlechte Chancen. Sie werden nicht arg alt.“

Achim Nied,

Vorsitzender Sektion Rems-Murr