„Stabile Bindungen wachsen in den ersten Jahren“

Wir sind Familie (2): Die klassische Variante – Franz Hauguth sorgt für das Einkommen, seine Frau Katharina kümmert sich mit viel Engagement um die vier Kinder

Katharina und Franz Hauguth aus Maubach haben vier Kinder. Derzeit und auch in den nächsten Jahren will sich die 34-Jährige schwerpunktmäßig um ihre Familie kümmern und nicht außer Haus arbeiten. Für das Einkommen sorgt einzig ihr Mann. Beide stehen austiefster Überzeugung zu dieser Aufteilung und betonen die große Bedeutung, die die ersten drei Jahre auf die Entwicklung eines Kindes haben. In dieser Zeit entstehen stabile Bindungen.

„Stabile Bindungen wachsen in den ersten Jahren“

Versammeln sich als Familie oft abends um den Tisch und spielen gemeinsam (von links): Franz, Sofia, Jona, Noah, Katharina und Levi Hauguth. Die Zufriedenheit aller ist hoch, weil die Mutter keiner Doppelbelastung ausgesetzt ist und sich voller Elan um die Kinder und den Haushalt kümmert. Foto: privat

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Allerorten wird kräftig in die Kinderbetreuung investiert, damit alle Mütter und Väter trotz eines Kleinkinds wieder schnell in ihren Job zurückkehren können. Für Katharina Hauguth kommt dies nicht infrage. Sie möchte sich voller Elan um ihre Kinder kümmern, vor allem um ihren Jüngsten Noah, der demnächst zwei Jahre alt wird. Aber auch um die elfjährige Sofia und um die beiden neun und fünf Jahre alten Buben Levi und Jona.

Die Entscheidung der ausgebildeten Erzieherin für das „klassische Familienmodell“ hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun, sondern resultiert aus tiefster Überzeugung. Die vierfache Mutter betont die große Bedeutung der ersten drei Jahre für das Wachsen des Urvertrauens und die Entstehung „einer stabilen Bindung zwischen dem Kind und den Eltern“. Eine Bindung, die nur in der 1:1-Beziehung wachsen kann. Für Hauguth ist es bezeichnend, dass im Kreis ihrer Erzieherkolleginnen keine arbeiten gegangen ist, bevor die eigenen Kinder nicht mindestens drei Jahre alt waren. Niemals würde sie ihr Kind neun Stunden oder mehr in der Kita parken, nur um selbst arbeiten gehen zu können. „Keine noch so gute Fachkraft kann das ersetzen, was ich als Mutter mache. Wenn ich koche, dann ist das Kind dabei und es dauert alles doppelt so lang. Wenn ich putze, dauert es doppelt so lang, weil mein Kind auch einen Lappen in der Hand hat. Bei mir muss ein Kind nicht in der Gruppe mit sieben anderen lernen zu warten, bis es an der Reihe ist. Wenn bei einem Kleinkind die Bedürfnisse nicht zeitnah gestillt werden, bedeutet dies für das Kind, es muss die Situation aushalten.“ Und die Folgen? Hauguth fragt: „Wie viele Kinder nässen nach Jahren noch ein? Wie viele Kinder können nicht einschlafen?“ Zur Bekräftigung zitiert sie die Autorin Nora Imlau: „Gestillte Bedürfnisse verschwinden, unerfüllte begleiten uns ein Leben lang.“

Die gebürtige Ludwigsburgerin geht in ihrer Mutterrolle auf. Weil sie mit dem Jüngsten noch unruhige Nächte hat, richtet Ehemann Franz morgens den Älteren das Frühstück. Sie hingegen kocht täglich und versammelt nach Schule und Kindergarten alle um den Mittagstisch. Dann braucht sie gar nicht zu fragen, was die Kinder beschäftigt, „sie sprudeln wie ein Wasserfall“. Franz Hauguth ergänzt: „Dort, wo miteinander gegessen wird, da wird auch Beziehung geteilt.“

Das Paar hat 2008 geheiratet und ist 2013 nach Maubach gezogen. Der 37-Jährige, der als Netzwerktechniker bei Telent arbeitet, schwärmt vom Umfeld: „Maubach ist sehr schön. Hier gibt es viele Kinder, es wuselt überall, alle kennen sich und genießen das Miteinander. Hier im Neubaugebiet durchleben viele Familien gerade ähnliche Lebensphasen. Wir sind viel unterwegs, gehen oft ins Freibad oder an einen See, ein Bächlein, in den Wald.“

Katharina Hauguth sprüht vor Energie und sagt: „Ich fand mein Leben bislang immer erfüllend und hatte nie das Gefühl, ich muss jetzt raus. Wobei es ja auch nicht so ist, dass ich nur zu Hause rumsitze.“ So war sie schon immer in kirchlichen Gemeinden aktiv, etwa in der katholischen St.-Johannes-Gemeinde, in der Biblischen Gemeinde oder bei den Liebenzellern. „Wir sind nicht auf eine Gemeinde konzentriert. Wir sind da, wo auch Leben ist.“ Zudem gehören die beiden mit sieben anderen Familien einem Hauskreis an. Aktuell kommen andere Freizeitbeschäftigungen zwar noch etwas kurz, aber die junge Mutter sieht das ganz pragmatisch: „Die Phase kommt auch wieder, wo wir Bock haben, auszugehen oder Sport zu machen, aber nicht jetzt.“ Sie pflegen die Beziehung als Paar auf andere Weise: „Es sind Kleinigkeiten, die den Alltag wertvoll machen.“ Ihr Mann zitiert den Fuchs aus dem Kleinen Prinz von Antoine de Saint-Exupéry: „Die Zeit, die du für deine Rose gegeben hast, sie macht deine Rose so wichtig.“ Und weiter: „Deshalb legen wir unseren Schwerpunkt auf die Familie. Wir sehen unsere Kinder als Geschenk von unserem Schöpfer an, und deshalb gehen wir so mit dem Geschenk um.“ „Und weil wir darin Berufung spüren“, ergänzt die Gattin. Trotz dieser Liebeserklärung an die Familie gibt sie ihre Kinder auch in den Kindergarten, „aber frühestens ab drei Jahren“. Sie berichtet, dass ein Sohn schon mit zweieinhalb dem Kindergartenbruder nacheifern wollte. „Weil er es so sehr wollte, habe ich ihn täglich für eineinhalb Stunden gehen lassen. Danach war er jedesmal brotfertig und voll gesättigt von den Eindrücken. Das war gerade noch eine kindgerechte Dauer und bedürfnisorientiert.“

„Krippenplätze werden hoch subventioniert, das ist ungerecht“

Für die Vollblutmutter bedeutet das Plädoyer fürs Daheimbleiben aber nicht, „dass ich nie wieder arbeiten gehen will“. Im Moment traut sie sich jedoch nicht zu, die Doppelbelastung Kinder und Job unter einen Hut zu bringen. „Wie wollen Sie das schaffen, Partnerschaft, Erziehung, den Beruf, den Haushalt und die eigenen Bedürfnisse gleichzeitig zu stemmen? Das führt zum Mütter-Burn-out.“

So beklagt die Hausfrau „die traurige Tatsache, dass viele Mütter gerne daheim bleiben würden, es sich aber aus finanziellen Gründen nicht leisten können, eine Wahlfreiheit besteht für sie nicht“. Sie kritisiert, dass der Staat die Betreuung ungerecht finanziert und Krippenplätze mit über 1000 Euro subventioniert, die Leistung der Eltern, die zu Hause bei den Kindern bleiben, jedoch nicht finanziell würdigt. Ihr Mann erinnert an die Herdprämie. „Das ist zwar ein verschriener Begriff, aber die Zielrichtung wäre korrekt. Wir sollten die Frauen stärken, die sich zu Hause um die Familie kümmern.“