Stadt Backnang befragt Eltern zur Kinderbetreuung

Backnanger Familien mit Kindern unter drei Jahren dürfen ihre Wünsche äußern. Ob die dann auch erfüllt werden, ist eine andere Frage.

Stadt Backnang befragt Eltern zur Kinderbetreuung

In die Kinderbetreuungseinrichtungen wird regelmäßig investiert. In der Kita Heimgarten wurde beispielsweise 2020 der Garten neu angelegt.

Von Kornelius Fritz

Backnang. Die beiden Vertreter der Christlichen Initiative Backnang (CIB) fallen im Gemeinderat eher selten auf. Bei Entscheidungen stimmen Lutz-Dietrich Schweizer und Meike Ribbeck meistens mit der Mehrheit ab, zu den anderen Fraktionen pflegen die beiden ein gutes Verhältnis.

Nur bei einem Thema läuft Schweizer regelmäßig zur Hochform auf, nämlich wenn es um die Betreuung von unter Dreijährigen geht. Dass Eltern bereits so kleine Kinder in fremde Hände geben, scheint nicht in Schweizers Weltbild zu passen. In seinen Haushaltsreden zitiert der Arzt regelmäßig Studien, wonach die Betreuung durch die eigenen Eltern das Beste fürs Kind sei.

Deshalb würde die CIB diese Form der Betreuung gerne fördern. Ihre Forderung: Statt immer nur große Summen in Kitaplätze zu investieren, sollte die Stadt Backnang auch die Eltern, die sich für eine Betreuung zu Hause entscheiden, finanziell unterstützen. Der Idee eines „Backnanger Elterngelds“ wollte sich bisher aber keine andere Fraktion anschließen.

Rund 5000 Euro kostet das Ganze

Jetzt hat die CIB aber zumindest einen kleinen Erfolg errungen: Der Sozialausschuss stimmte kurz vor den Sommerferien dafür, eine repräsentative Umfrage unter Backnanger Eltern mit Kindern im Alter bis drei Jahre in Auftrag zu geben. Auch das hatte die CIB immer wieder gefordert, vielleicht in der Hoffnung, dass sich viele junge Mütter und Väter der Forderung nach einer finanziellen Unterstützung für die Kinderbetreuung daheim anschließen.

Ob die Ergebnisse der Umfrage in Schweizers Sinne ausfallen werden, ist zwar noch ungewiss, durchgeführt werden soll sie nun aber. Die Stadt will damit ein auf Bildungsthemen spezialisiertes Beratungsunternehmen beauftragen, rund 5000 Euro soll das Ganze kosten. Gefragt werden die Eltern unter anderem danach, wie zufrieden sie mit den Betreuungsangeboten der Stadt Backnang sind, welche Veränderungen sie sich wünschen und welche Unterstützung nötig wäre, damit sie ihr Kind bis zum dritten Lebensjahr komplett selbst betreuen.

Zugeständnis ans „quengelnde Kind“?

Für ein aussagekräftiges Ergebnis der Umfrage braucht es allerdings einen hohen Rücklauf, und das könnte nach Einschätzung von Regine Wüllenweber schwierig werden. „Nur die Fragebögen nach Hause zu schicken, wird nicht reichen“, vermutet die Leiterin des Amts für Familie, Jugend und Bildung. Man werde wohl Anreize schaffen müssen, um die Eltern zum Mitmachen zu motivieren. Um auch Migrantenfamilien zu erreichen, werde man außerdem auf die Hilfe von Sprachbegleitern zurückgreifen. Angesichts des hohen Aufwands gab es im Ausschuss auch kritische Stimmen. „Bringt uns das wirklich weiter oder machen wir das nur, damit das quengelnde Kind endlich Ruhe gibt?“, fragte CDU-Stadträtin Sabine Kutteroff. Mit dem „quengelnden Kind“ meinte sie offensichtlich Lutz-Dietrich Schweizer.

„Es ist immer ein Mehrwert, wenn man die Bürger fragt“, entgegnete Regine Wüllenweber. Allerdings müsse man den Eltern auch klarmachen, dass nicht alle Wünsche finanzierbar seien. Eine Sorge, die auch Ersten Bürgermeister Siegfried Janocha umtreibt: „Ich befürchte, dass in so einer Umfrage ein Riesenbedarf angemeldet wird.“

Am Ende stimmte der Ausschuss dennoch bei nur einer Enthaltung für die Befragung der Eltern. Die Ergebnisse sollen laut Regine Wüllenweber bis zum kommenden Frühjahr vorliegen. Die Diskussion um die richtige Form der Kinderbetreuung dürfte dann wieder Fahrt aufnehmen.