Stadt Backnang entzieht Firma den Auftrag

Die Metallarbeiten an den vier „Brückenköpfen“ der Aspacher Brücke sind bis heute nicht erledigt. Die Backnanger Stadtverwaltung hat die beauftragte Schlosserei mehrfach angemahnt. Inzwischen hat die Stadt die Reißleine gezogen und den Auftrag neu ausgeschrieben.

Stadt Backnang entzieht Firma den Auftrag

Nur die Metallskulpturen im Kreisel sind weitgehend fertig. An allen vier Ecken der Brücke stehen aber noch Bauzäune. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Die neue Aspacher Brücke stellt mit ihrem größeren Durchlass für die Murr nicht nur eine deutliche Verbesserung beim Thema Hochwasserschutz dar, sondern soll die Stadt mit ihrer geschwungenen Form und dem aufgewerteten Umfeld auch optisch bereichern. Deshalb ist es umso ärgerlicher, dass die Metallarbeiten rund um das Bauwerk bis heute noch nicht abgeschlossen sind. Konkret geht es um die Übergänge der Brückengeländer zu den jeweiligen Hochwasserschutzmauern. Diese von der Stadt als „Brückenköpfe“ bezeichneten Übergänge wurden vor über einem Jahr bei einem Metallbaubetrieb im Backnanger Umland in Auftrag gegeben (wir berichteten), aber bis heute nicht montiert. Die Auftragssumme betrug 75575 Euro.

Ein anderes Unternehmen soll nun übernehmen

Nun wurde es der Stadt zu bunt. Mitten im Sommer hat sie der Firma den Auftrag entzogen. Ein anderes Unternehmen soll dafür sorgen, dass die Bauzäune und Absperrungen an der Aspacher Brücke endgültig der Vergangenheit angehören.

Der Auftrag umfasste nicht nur die Fertigung und Montage der „Brückenköpfe“, sondern auch die Herstellung und Montage eines stilisierten Brückenhäuschens. Es handelt sich dabei um einen Stahlbogen, an dessen Fuß eine Glasscheibe angebracht ist, die das einstige Panorama der Stadt darstellt und so beim Durchblicken den Vergleich von früher mit heute erlaubt. Und zuletzt sollte der Auftrag auch Stahlskulpturen in der Mittelinsel des Kreisels vor der Aspacher Brücke und ein Hochbeet in der Eduard-Breuninger-Straße beinhalten.

Keine Nachweise für eine tatsächliche Lieferung

Vonseiten der Stadtverwaltung wird darauf verwiesen, dass der Betrieb bis zur Kündigung mehrmals schriftlich und auch telefonisch kontaktiert wurde. Dabei ging es immer um den Ausführungszeitpunkt der Arbeiten. Dreimal habe ein direktes Gespräch mit dem Firmenchef stattgefunden, bei dem die Lieferzeiten thematisiert wurden, zuletzt gab es gar einen „Besuch“ bei der Schlosserei. Bei diesem Vor-Ort-Termin wurden den Vertretern der Stadt vom Geschäftsführer unter anderem „einige ausgeschnittene Stahlplatten gezeigt, die auch augenscheinlich zu einem Brückenkopf gehören“, so schreibt die Stadt nun. Weiter heißt es: „Uns wurde mitgeteilt, dass die weiteren Bauteile schon beim Beschichter seien und in der nächsten Woche geliefert werden. Leider gab es dafür keine Nachweise.“ Als die Arbeiten auch nach Ablauf jener Woche nicht geliefert und montiert wurden, kündigte die Stadt den Auftrag.

Ursprünglich lautete die erste Fertigstellungsfrist Mitte Dezember vergangenen Jahres. Bis Mitte dieses Jahres tat sich nichts. Dann wurden am 15. Juni die Kreisverkehrsskulpturen montiert. Mehr nicht. Dafür habe der Unternehmer laut Angaben der Stadt mehrere Punkte aufgelistet, weshalb der Auftrag nicht erledigt werden konnte: Materialengpässe (Beschichtungspulver), massive Personalausfälle durch Corona und die Kündigung von Mitarbeitern sowie Zwänge auf anderen sehr großen Baustellen in Zusammenhang mit Sperrzeiten der Deutschen Bahn.

Geschäftsführer: „Erschreckend, wie die Stadt in der aktuell sehr schwierigen Zeit mit den Handwerkern umgeht“

Der Geschäftsführer der kritisierten Firma teilt seinerseits gegen die Stadt aus. Er finde es erschreckend, wie die Stadt in der aktuell sehr schwierigen Zeit mit den Handwerkern umgehe. Er habe mit Corona, extremen Lieferschwierigkeiten, enormen Preiserhöhungen beim Material und nun auch noch mit explodierenden Energiekosten zu kämpfen. Und dann gebe es auch noch Kunden, die ihre Rechnungen nicht zahlen würden. Dazu zählte er auch die Stadt. Diese habe die Abschlagsrechnung für die bereits geleistete Arbeit mehrere Wochen lang nicht beglichen.

Inzwischen hat die Stadt die Arbeiten erneut beschränkt ausgeschrieben. Die Fertigstellung der Arbeiten ist für Ende April nächsten Jahres vorgesehen.